MIDI für Live-Konzert

Hallo,

ich bin Leiter eines gemischten Chores und habe in nicht all zu ferner Zukunft auch „große“ Sachen mit ihm vor.
So würde ich gern auch einmal Werke für Chor und Orchester (zB. CARMINA BURANA (Ausschnitte), div. MESSEN, KANTATEN, ORATORIEN etc.) aufführen, nur steht mir einerseits kein Orchester zu Verfügung,
noch würden dies die vorraussichtlichen Platzverhältnisse erlauben;
Darum suche ich ein MIDI-Programm was mir das Orchester ersetzt.

Ich stelle mir das so vor:
Auf der Bühne sind versammelt der Chor, ggf. Solisten, ein Musiker am Laptop/Desktop-PC mit div. Eingabegeräten, Mischpult, Verstärker, ein paar Kabel und eine gewisse Anzahl angemessen großer Lautsprecher!

Ich als Dirigent eröffne mit einem Auftakt den Beginn des Konzertes und alles folgt meinem Kommando. Nun gelangen wir im Stück an eine Stelle, an der eine Fermate steht (Haltezeichen; Verweildauer nach eigenem Ermessen).
Nun wird’s schon spannend: Ich kann mit den entprechenden Bewegungen des Dirigats, mit Spannung und Mimik, jeden der beteiligten Sänger auf den Punkt genau bringen, aber die MIDI-Sepuenz? Die läuft im besten Falle ihr vorgegebenes Tempo. Aber hier soll sie auf die Eingabe des bedienenden Musikers warten, durch einen Tastendruck o.ä. Denn je nach Lust und Laune kann ich so eine Fermate mal länger oder kürzer aushalten lassen.
Auch kann es vorkommen, dass es im Musikstück zu Ritardando- oder Accelerando-Stellen kommt (Tempo: verzögern oder beschleunigen), oder dass es durch plötzliche Eingaben meinerseits eine gewisse Passage noch etwas ruhiger durchgeführt werden soll, sprich Lautstärke rausnehmen.
Diese recht kleine Auswahl grundlegender musikalischer Gestaltungselemente (Pause/Einsatz, Tempo, Dynamik) will ich an ein MIDI-Wiedergabegerät weitergeben, damit sowohl Chor als auch virtuelles Orchester synchron nach meiner Uhr gehen.
Daraus resultieren nun logisch meine eigentlichen Fragen:

(1) Gibt es sowas überhaupt?
(2) Es gibt mittlerweile recht gute Klang-Sample-Bibliotheken für jedes denkbare Instrument. Müssen die wirklich so teuer sein?
(3) Welche Human Interface Devices (HIDs)/Eingabegeräte wären für den notenkundigen Musiker denkbar um die MIDI-Wiedergabe zu steueren? Maus kommt mir etwas zu labil vor. Dachte eher an eine spezielle Tastatur, Knie- oder Oberschenkelschalter …
(4) Ist sowas mit einem handelsüblichen Laptop zu bewerkstelligen (Rechenleistung)? Wird ggf. eine spezielle Soundkarte benötigt?
(5) Im Grunde schweben mir auch Freilicht-Konzerte mit mehreren vereinigten Chören vor, d.h. ich brauche ein richtig lautes Orchester; gerade Bässe und Schlagwerk sollten ein Stück weit hörbar sein. Vorschläge?
(6) Gibt es irgendwelche potentiellen Probleme die ich hier nicht bedacht habe?
(7) Zuguter Letzt: Hat jemand sowas schon mal erprobt? Diese Idee scheint mir doch zu offensichtlich, als dass nicht irgendwelche findigen Köpfe genau das bereits erprobt hätten.

Ich würde mich sehr freuen wenn mir jemand ein paar ausführliche Antworten geben könnte.
Diese ganze Thematik ist leider nur sehr umständlich korrekt zu formulieren, ich weiß gar nicht wonach ich in der Fachliteratur suchen soll…
Alle Welt will mir immer nur erklären wie MIDI funktioniert, wie ich was im Studio oder zu Hause mache. Aber ich brauche Know-how für die Bühne unter echten Menschen.

Vielen Dank für eure Hilfe.
Gruß
Hendrik S.

zu 1)
Nein - denn der Midi-Time-Code ist fest implementiert und der Spur zugeordnet - die Alternative wäre manuelles Starten einer neuen Sequenz, was aber a) wegen Latenz (Verzögerung der elektronik) und b) Reaktionszeit des „Drückers“ als unsauber erscheint.
ein Tracker (wie ein Metronom) nimmt der Musik viel der menschlichen Dynamik, die gerade bei Orchestern das i-Tüpfelchen ausmachen - ein Midichor wird immer künstlich klingen.
zu 2)
Gegenfrage: warum sind gute Instrumente so teuer? (es gibt Geigen von 100,- bis 1000000,-)
zu 3)
Die Ansteuerung durch elektronische Instrumente ist mittlerweile zwar usus, aber eine Gitarre, die Midi synchron ansteuert, um Tonmodulationen oder Effekte anzustoßen, ist ungleich weniger komplex, als Ihr Vorhaben.
zu 4) je mehr Spuren angesteurt werden, umso rechenintensiver wird es, umso mehr steigt (meist) auch die Latenz an. Daher ist diese Frage nicht generell zu beantworten
zu 5)
eine „kräftige“ PA - hier Systemlösungen mit entsprechend abgestimmten Komponenten - ab ca 6000,- aufwärts - hinzu kommt noch Sidefill und Abhöre, also Monitor für die Musiker und den Dirigenten - schätze mal ca 2-3000,- inklusive Submixer
zu 6) siehe oben - im Studio könnte das sogar funktionieren, aber im Livebetrieb kommet es nun mal immer wieder zu unvorhergesehenen Situationen - eine Spannungsspitze oder Abfall reicht aus, um Midigeräte zu resetten oder den Laptop abzuschalten - heikel.
zu 7)
ich selbst nicht, würde ich mir auch nicht zutrauen - solch eine Aufgabe würde ich de facto über eine gute (Studio)Aufnahme eines echten Orchesters über eine WAVE-Datei mit einem entsprechenden Computerprogramm (worin sich auch die Geschwindigkeit regeln lässt, ohne die Tonhöhe zu beeinflussen) realisieren, bedient von einem Musiker am Mischpult oder im Orchester selbst. Erscheint mir einfacher und effektiver, allerdings auch unflexibler als Ihre Idee.