Hallo und schön, dass du da bist, liebe Gudrun!
Migge ist die schwäbische Kurzform des französischen
mechanique.
Dafür eine Belegstelle, bitte! Mir leuchtet es allerdings sofort ein.
die Waldenser
waren sicher nicht die ersten und einzigen, die französische Wörter ins Deutsche einbrachten, aber bei der Migge halte ich es für möglich. Schon in den mittelhochdeutschen Epen - Wolfram im Besonderen - finden sich Romanizismen.
für Waschbecken gab’s
Waschlavur [= Waschwasch siehe unten!]
Ich hatte mal ein diesbezügliches Wörterbuch in der Hand, ist
leider schon Jahre her.
Kelldomasch!
Weiß jemand noch mehr solche schwäbischen Wörter französischen Ursprungs?
Dazu habe ich folgendes:
_„Bua“, hot d´Muatter gsait. „dees Mädle, wo du so flattierscht, ond mit dere du so rompussierscht ond romflanierscht, an dere han i scho gar koi Pläsier. Dere ihr Familie, des isch a Bagasch. D´Muatter isch a Ragall - guck dr bloß amol dere ihra Däz ond dere ihr Visasch a. So a mechants Mensch ka i net äschtimiere. Dr Vatter isch au a Kanallje, sonscht isch er ganz passabel. I an deinere Schtell hett net d´Kurasch, ´s Bordmanne uffzmache ond schpendabel z´sei. Dia ganz Sach isch mer scho arg schenant.“
„Muatter“, hot dr Bua gsait, „ no dusma, mach me net schalu. I schass d´Erna net. Wenn i no mei Pläsier han! Mir pressiert´s jo net so grantig mit´m Heirote. Aber bei meiner letschte Visit han i gseha, dass dia Muatter ganz wif ond adrett isch, ond wenn se so en ihrem Salettle em Fodell hockt henter ihre Paseele mit ihrem Schemisle ond ihrer Ondertallje - ond a Fazinettle hot se mer au scho gschenckt -, no sieht se aus wia a Madam.“_
Falls nötig, ich habe auch eine Übersetzung dazu. Und dann noch:
_Legüm = Gemüse,
Gugommere = Gurken,
Schardän = Garten,
Lavur = Waschschüssel,
Ridikü = Handtäschchen (von „ridicul“ = lächerlich!),
schassa = jagen,
batta = passen, geeignet sein von battre mit der Bedeutung: das haut hin!,
äschtimiera = schätzen, mögen,
Seschtlavie! = Seufzer: So ischs halt em Läba! von c´est la vie!
Damals soll auch das allseits beliebte „Fisitematenten“ aufgekommen sein, dessen Ableitung von „Visitez ma tente!“ - der Einladung französischer Soldaten an brave Schwabenmädchen - wohl nicht stimmt.
Ich füge noch einige bei:
Kelleretle für „Uhr“ von: Quelle heure est-it?
Boggedeherz für „vollbusig“ von: beaucoup de Herz
Allabonee für „rechtzeitig“ von: à la bonne heure
Alla für „Auf, gehen wir!“ und „Auf Wiedersehn“ von: allez! Alla widdersee! verabschiedet man sich hier im Nordbadischen.
verbasseiere für „Zeit vergeuden“ von: passer l´heure
Tutegal für „ganz egal“
Tutmämchoos für „das ist ghupft wie gspronga von: toute la même chose
Tutswit für „sofort“ von: toute de suite
Und das Petäterle, ein Feuerzeug, das vielleicht funktioniert oder auch nicht, oder ein Mädchen, das vielleicht mitgeht, oder auch nicht
Die meisten dieser Ausdrücke sind längst der Anglisierung zum Opfer gefallen und nur noch ältere Leute, vor allem Stuttgarter Geschäftsfrauen der Vorkriegszeit, kennen die noch.
Thaddäus Troll aus dessen Buch, Preisend mit viel schönen Reden, ISBN 3-455-07739-0 Buch anschauen, ich das meiste übernommen habe, hat sich verdient gemacht um die Bewahrung dieses Wortschatzes. Aber er gehört inzwischen zur Folklore._
Beste Grüße Fritz