Tag auch,
der gute 90jährige meint, daß Europa mit seinem Euro sich in 5
bis 15 Jahren auflösen wird.
nun, diese These ist natürlich provokant, wenn auch wahrscheinlich gar nicht mal so gemeint. Übrigens, und dies vorab, ist Friedman kein abgehalfteter Nobelpreisträger, sondern er veröffentlicht(e) bis ins hohe Alter allgemein respektierte Artikel. Er ist nachwievor einer der führenden Wissenschaftler was die Wirtschaftstheorie, -politik und insbesondere die Marktwirtschaft angeht.
Nun denn: Die Probleme, die Friedman bis zum Scheitern des Euro fortspinnt, sind schon seit Jahren bekannt und wurden immer wieder artikuliert (und habe ich hier oft genug erwähnt). Leider hat sich die Politik um diese praktischen, um nicht zu sagen: trivialen, Probleme nie wirklich gekümmtert. Dies betrifft vor allem die immer noch nicht in Ansätzen erkennbare einheitliche Steuerpolitik.
Ich will das gar nicht weiter ausführen, zumal hier regelmäßig an ausführlichen und fundierten, theoretisch angehauchten Beiträgen anscheinend kaum Interesse besteht.
Aber: Die Gedanken von Friedman sind nicht einfach als Spinnerei abzutun. Der Euro ist nun - je nach Sichtweise - 3,5 oder 0,5 Jahre alt. Aus volkwirtschaftlicher Sicht ergeben sich aus den Beobachtungen über diesen Zeitraum kaum verwertbare Ergebnisse. Über die Unterschiede der Völker und Wirtschaften braucht man gar nicht lange zu referieren.
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten, und die haben wir derzeit noch lange nicht, wird die nationale Denkweise (allein schon aus jeweils innenpolitschen Erwägungen) wieder zunehmen. Wenn man dann den Euro als Ursache für diese Schwierigkeiten ausgemacht hat, und dies wird geschehen (und wenn es dazu einen Populisten braucht), werden die Tendenzen zum Ausstieg aus dem Euro in dem ein oder anderen Land kommen, so sicher wie das Amen in der Kirche oder die Werbung im PrivatTV.
Die Frage ist, ob man dann europäisch denkende Politiker, wie seinerzeit Kohl und Mitterand (ohne deren Engagement positiv oder negativ werten zu wollen), zur Verfügung hat, die das Problem in den Griff bekommen. Daß es diese Poltiker geben wird, habe ich persönlich meine ernsthaften Zweifel.
Mein Fazit: So weit von der möglichen Realität sind die Überlegungen von Friedman nicht entfernt. Ob es soweit kommt, muß die Zukunft zeigen und hängt vor allem von den Fähigkeiten der Politiker ab, europäische Interessen über die ihres Landes zu stellen.
Übrigens gibt es in den Europäischen Veträgen keinen Passus, der sich mit der Kündigung der Verträge durch ein Land beschäftigt. Die Veträge sind auf unbestimmte Zeit geschlossen.
Gruß
Christian