Hallo!
In Mecklenburg-Vorpommern arbeiten etliche Betriebe überwiegend und auf Dauer mit Zeitarbeitern. Das Lohnniveau lag bei 6 € und ein paar Zerdrückten. Wer mit solchem Lohn 165 Stunden pro Monat arbeitet, ist zwar ein armer Teufel, erhält aber i. d. R. keine aufstockenden Leistungen vom Jobcenter. Die Betroffenen erhalten durch den Mindestlohn für sie spürbar mehr Geld. Der Mindestlohn in der Zeitarbeitsbranche Ostdeutschlands wird nur stufenweise erhöht und hat die sonst üblichen 8,50 € noch nicht erreicht.
Das trifft zu. In Einzelfällen gab es Stundenlöhne von 4 € brutto. Hätten Betroffene den Mund aufgemacht, wären sie gefeuert worden und das Jobcenter sorgte mit Sanktionsdrohungen dafür, dass die Beschäftigten in solchen Jobs blieben. Das Zusammenspiel zwischen dubiosen Arbeitgebern und Jobcentern funktionierte reibungslos. In die Kategorie der fragwürdigen Gestalten gehören natürlich nicht alle Arbeitgeber, aber in Ostdeutschland gibt es von der Sorte auffällig viele. Ursache ist der während der DDR-Zeit zerstörte Mittelstand. Nach 1990 drängten Leute in die Lücke, die in der Region nicht ansässig waren, an langfristiger Entwicklung kein Interesse hatten, mit Fördergeldern Standorte eröffneten und einfach nur billig arbeiten lassen wollten. Die Förderungen laufen aus, das Lohnniveau steigt und etliche windige Gestalten wandern zu neuen Standorten mit neuen Fördergeldern weiter nach Polen. Um solche Plünderer der Kassen des Gemeinwesens ist’s nicht schade.
Die Aussage entspricht nicht den traurigen Tatsachen. In Hotellerie und Gastronomie - flächendeckend zwischen Sylt, Heiligendamm und Garmisch - wurden Bruttolöhne sehr deutlich unter 8,50 € gezahlt. Schicke Fassaden und Edelambiente hatten eine widerwärtige Kehrseite, gegen die sich Betroffene vor Einführung des Mindestlohns nicht wehren konnten. Wo Personal Menüs für 100 € servierte und Zimmer reinigte, die ab 200 € aufwärts pro Nacht kosten, war es angeblich schier unmöglich, den Leuten ein paar Cent mehr zu bezahlen, weil die Arbeitsplätze andernfalls gefährdet wären. So wurde vor Einführung des Mindestlohns von Vertretern aller einschlägigen Verbände dümmlich gelogen argumentiert.
Auch außerhalb von Zeitarbeit und Gastro-Gewerbe sah es vor Einführung des Mindestlohns in weiten Teilen der dünn gesäten Industrie Ostdeutschlands kaum besser aus. 8 € kamen in Regionen nahe der alten Bundesländer vor und je weiter man nach Osten kam, desto deutlicher näherte sich das Lohnniveau an 6 € und darunter.
Gruß
Wolfgang