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Sonntag, 22. September 2002
Bush-Hitler-Vergleich
Däubler-Gmelin wird gehen
Die wegen ihres angeblichen Bush-Hitler-Vergleichs in die Kritik geratene Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin will nach Schließung der Wahllokale am Sonntagabend ihren Rücktritt ankündigen. Dies berichtet die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise. Däubler-Gmelin wolle damit Rücktrittsforderungen aus ihrer eigenen Partei zuvorkommen.
Mitglieder des im „Seeheimer Kreis“ organisierten rechten Flügels der SPD-Bundestagsfraktion hatten intern bereits Druck auf die Ministerin angekündigt, schrieb das Blatt. Auch Bundeskanzler Gerhard Schröder habe signalisiert, dass er über eine Abberufung Däubler-Gmelins nachdenke. Als mögliche Nachfolgerin ist die bisherige Staatssekretärin im Innenministerium, Brigitte Zypries, im Gespräch.
Zuvor hatten zwei Betriebsräte, die an der Diskussion mit Däubler-Gmelin in Derendingen teilgenommen hatten, eidesstattliche Erklärungen angekündigt, dass die Ministerin sehr wohl US-Präsident George W. Bush mit Adolf Hitler in Verbindung gebracht habe. Dies teilte der Chefredakteur des „Schwäbischen Tagblatts“, Christoph Müller, der „Welt am Sonntag“ mit.
Müller wehrte sich erneut gegen den Vorwurf von Däubler-Gmelin, seine Redaktion habe sie falsch und aus dem Zusammenhang gerissen wiedergegeben. Den Berichten des "Tagblattes " zufolge soll die Ministerin gesagt haben, Bush wolle mit einem Irak-Krieg von innenpolitischen Problemen ablenken. Das sei eine beliebte Methode, das habe auch Hitler schon so gemacht.
Die Opposition, inbesondere die Union, hatte in den vergangenen Tagen immer wieder Däubler Gmelins Rücktritt gefordert. Bundeskanzler Schröder sah sich wegen des Vergleichs gezwungen, dem US-Präsidenten einen Brief des Bedauerns zu schreiben.