Ich sehe es auch wie @anon73739668. Es geht hier nicht um eine Kriminalisierung der DDR-Bevölkerung sondern um die Aufdeckung einer totalitären Systemen typischen Verschleierung all dessen, was nicht zum System passt. Immer nach dem Motto „nicht sein kann, was nicht sein darf“, wurden und werden - nicht nur in der DDR - in entsprechenden Staaten regelmäßig Dinge totgeschwiegen, die bei der eigenen Bevölkerung oder im Ausland das Bild des „besseren Staatswesens“ beschädigen könnten. Das fängt dann bei den Folgen von Naturkatastrophen an, geht über Unglückfälle bis eben hin zu geschönten Kriminalstatistiken, Geheimtribunalen, Verschleppung und Mord im Staatsauftrag anstelle von rechtstaatlichen und öffentlichen Verfahren und gesetzlichen Strafrahmen.
Speziell was die Delinquenz angeht, so darf man nicht nur was die Frage des speziellen Deliktskreises „Kindesmissbrauch“ angeht festhalten, dass die DDR-Kriminalstatistik massiv geschönt wurde, um nach außen hin das Bild eines Staates zu verbreiten, in dem die Menschen so glücklich und im sozialistischen Menschenbild so vorbildlich lebten, dass Kriminalität kaum noch stattfand, während man sich in der BRD natürlich angesichts massiver Kriminalität (der seit 1953 jährlich veröffentlichten westdeutschen Kriminalstatistik darf man da trotz öffentlich geführter Diskussionen im Einzelfall deutlich mehr vertrauen) nicht mehr auf die Straße trauen konnte. Siehe auch hier: https://www.geschichtscheck.de/2016/10/10/war-die-kriminalitaet-in-der-ddr-geringer-als-in-der-brd/
Insoweit hat das nichts mit „Feindbild“ zu tun, sondern eher damit, immer noch in vielen Köpfen verankerte bewusste Falschinformationen und damit gesteuerte Fehlempfindungen aus DDR-Zeiten zu korrigieren und deutlich zu machen, dass der Unterschied zwischen den beiden deutschen Staaten weniger in der Delinquenz als eher darin zu sehen ist, wie offen und ehrlich darüber gesprochen wurde.
Und der wichtigste Aspekt: Wird konkret über Sexualdelikte insbesondere gegenüber Kindern erst einmal so offen darüber gesprochen, wie es notwendig ist, trauen sich auch viel mehr Opfer aus der Deckung, und werden konkrete Fälle in das Licht der Öffentlichkeit geraten, wird man ggf. noch Tätern habhaft werden und Opfern helfen und Gerechtigkeit zuteil werden lassen können.