Mit dem Rollstuhl durchs Gelände?

Hallo,

ich wollte mal fragen, ob es eigentlich möglich ist, mit einem Rollstuhl (der jetzt nicht z.B. mit Kettenlaufrad ausgestattet ist, oder sehr speziell ist) durch den Wald zu fahren.
Also geteerter Weg ist sicher kein Problem und ein Waldweg mit einer dünnen Kiesschicht (Also Rollsplit auf Erdboden) sicherlich auch nicht. Aber wie verhält es sich mit Waldwegen, Feldwegen und dergleichen, die zwar breit genug sind und auch von der Steigung schaffbar sein müssten, aber eben auch mal Unebenheiten haben, kleine Wurzeln, Äste usw.

Gibt es Leute, die trotz ihrer Behinderungen gerne durch den Wald fahren - vielleicht gerade wegen der Herausforderung? Gibt es da besondere Rollstühle, die z.B. etwas bessere Reifen haben, damit kleinere Unebenheiten nicht gleich zum „versinken“ führen. Also wie gesagt, nicht so welche, die gleich mehrere Tausend Euro kosten und Motorisiert und Ketten haben oder so, sondern „normale“ Rollstühle die von der Kasse gestellt werden oder gegen Aufpreis geholt werden können, oder generell „Erschwinglich“ sind?

Das ganze Betrifft mich nicht persönlich. Der Hintergrund ist der, dass ich ein paar Wanderberichte machen wollte und dabei auch eine Empfehlung für Rollstuhlfahrer aussprechen wollte, wenn ich feststelle, dass ein Weg die richtige Breite und Steigung hat, dass man dieses wohl mit dem Rollstuhl schaffen könnte (ggf. wenn jemand schiebt, bzw. mit dabei ist, was bei solchen Unternehmungen vermutlich eh das beste ist - schon allein um hinzukommen).
Mir kam letztens so die Idee, dass das vielleicht eine Schnapsidee ist, weil wohl eh niemand mit dem Rollstuhl in den Wald fährt… Deswegen mal die Frage.

Vielen Dank
Taki

Hallo Taki,

aus meiner Seniorenarbeit ist mir das Gefährt „Joelette“ bekannt, wie es z. B. im „Naturpark Lüneburger Heide“ als brauchbare Alternative zur Ausleihe angeboten wird.

Siehe hier:

http//:www.naturpark-lueneburger-heide.de

Vielleicht wäre das ja was für Dich bzw. Euch (als Gruppe von Behinderten + Nichtbehinderten)?

Herzliche Grüße

Helmut

Salü Helmut,

die Joelette ist halt etwas, womit der, der drin sitzt, von zwei anderen gefahren wird und nicht selber fährt. Das ist schon recht für Leute, die sonst mit einem E-Rollstuhl unterwegs sind, weil sie z.B. wegen Spastik nicht aktiv Rollstuhlfahren können, aber für Leute, die draußen gerne im Rollstuhl auch selber Bewegung hätten, ziemlich fade.

Für letztere gibt es verschiedene Konstruktionen von Trekking-Rollstühlen, relativ neu auch mit E-Unterstützung nach dem Prinzip des E-Bikes: Der Motor liefert nicht mehr Unterstützung, als man von ihm anfordert, und die Hauptsache kommt vom Fahrer.

Schöne Grüße

MM

Servus,

im Pfälzerwald begegnen wir immer wieder mal Leuten mit Trekkingrollstühlen, durchaus auch auf reinen Fußwegen, von denen es im „Wald“ (es kann nur einen geben!) ziemlich viele gibt; teils zusammen mit Leuten ohne Rollstuhl, was es einfacher macht, mit Überraschungen unterwegs umzugehen, teils auch alleine.

Ich glaube aber kaum, dass es möglich ist, die Perspektive eines Rollstuhlfahrers wirklich konsequent (also für Rollstuhlfahrer brauchbar) einzunehmen, wenn man selber auf zwei Beinen unterwegs ist; es gäbe für Dich die Möglichkeit, selber einen Trekkingrollstuhl zu leihen, mit dem Du aber mangels Armtraining wahrscheinlich viel stärker eingeschränkt wärst als ein geübter Rollstuhlfahrer, oder - meines Erachtens die einizige Möglichkeit, dass dabei ewas Gutes herauskommt - die Alternative, die von Dir sozusagen „ausgekuckten“ Wege mit einem interessierten Rollstuhlfahrer zusammen zu gehen.

Bei uns im Ländle wird das Thema Rollstuhlwandern vom Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg bearbeitet und betreut; wie es in anderen Regionen ist, kannst Du vermutlich mit dem Stichwort „Rollstuhlwandern“ online rauskriegen - das sind so die ersten Kontaktpforten.

Schöne Grüße

MM

Hallo MM,

wo Du recht hast…

Ich fand’s nur wichtig - insbesondere auch für meine Klientel - diese noch wenig bekannte (und auch das Gruppen-Bewußtsein fördernde) Möglichkeit hier mal anzusprechen.

Herzliche Grüße

Helmut

So ein Ding habe ich bei meiner „Recherche“ allerdings auch schon gesehen.
Allerdings betrifft es mich wie gesagt nicht. Zumindestens noch nicht, so das ich noch keinen Begleiter habe, der den Weg „auskundschaften“ kann.

Das mit der Perspektive ist schon richtig. Das ist genauso, als wenn man eine Strecke, die man täglich mit dem Auto fährt plötzlich mit dem Fahrrad fährt und feststellt, das der „kleine Hügel“ dort ziemlich an den Pedalen reisst …

Wobei ich bei meinen „Empfehlungen“ in der Regel darauf eingehe, wie die Wegbeschaffenheiten sind. Ist er also im ganzen gepflastert oder geteert, gibt es eine klare Empfehlung. Sind starke Steigungen drin oder gar größere Wurzeln oder Steine auf dem Weg gibt es ein klares nein. Bei Waldwegen und Wirtschaftswegen sage ich „mit geeignetem Rollstuhl durchaus möglich“. Wobei ich mir JETZT die Frage gestellt habe, ob es überhaupt einen geeigneten Rollstuhl gibt.

Nun stellt sich für mich die Frage, ob man diese „Empfehlung“ ganz raus lassen soll (da es in den meisten Fällen ohnehin heißt „Nicht möglich“, da halt viel Steile und Steinige Sachen dabei sind), oder drin lassen, denn wer so etwas „in Angriff“ nimmt, wird wohl davon ausgehen, dass so etwas kein „Zuckerschlecken“ ist und vielleicht auch sehr schwer wird…?
Ich meine ich würde ja auch nicht auf einen Gipfel klettern, weil ich weiß, das ich nicht schwindelfrei bin (und ich mußte mal Notgedrungen über einen drübersteigen, weil ich sonst den ganzen Weg hätte zurückgehen müssen :smiley: )

Hallo Helmut,

ond jetzt hosch Du rechd…

  • stammt aus einem altwürttembegischen Pfarrerwitzlein:

Zwei Streithähne aus der Gemeinde kommen zum Pfarrer, um schlichten zu lassen. Der hört sie getrennt voneinander und nacheinander an. Dem ersten sagt er nach seiner Darstellung der Sache: „Jo, Du hosch rechd.“ Dem anderen, nach dessen Darstellung der Sache, sagt er: „Jo, Du hosch rechd.“ Nach den beiden Anhörungen, die solchermaßen beschieden worden sind, kommt die Gattin des Pfarrers zu ihm, die alles mitgekriegt hat, und sagt ihm: "Aber die beiden haben doch völlig verschiedene Darstellungen gegeben - wie kannst Du jetzt beiden sagen, sie hätten recht!?

Darauf der Pfarrer: „Ond jetzt hosch Du rechd!..“

In diesem Sinne

MM

klare Kriterien
Hallo!
Also ich halte klare Kriterien bei der ganzen Sache für wichtig.
Damit jeder weiß, was ihn erwartet.
Und da wäre die erste Kategorie, die, die es offiziell schon dafür gibt:
DIN 18025, ich denke, die kennt jeder Rollifahrer aus dem Alltag und in der Regel heißt das, dass er dort allein klar kommt.

Alles andere heißt dann: Am besten ausprobieren und ganz genau beschreiben.

Also geteerter Weg ist sicher kein Problem und ein Waldweg mit
einer dünnen Kiesschicht (Also Rollsplit auf Erdboden)
sicherlich auch nicht.

Also Kies und Kies und Schotter kann ein massives Problem darstellen. Da gibt es ja eine große Bandbreite, von lockerem Riesel (wie in manchen Biergärten) bis zu grobem Schotter mit großen Steinen (beides kein Spaß) über eine perfekt festgewalzte wassergebundene Decke kann einen da alles erwarten.

Auch eine Pflasterung kann sehr gut oder fast gar nicht befahrbar sein.

Die Breite eines Pfades ist noch zu beachten.

Gibt es Leute, die trotz ihrer Behinderungen gerne durch den
Wald fahren - vielleicht gerade wegen der Herausforderung?

Mit Sicherheit.
Aber die haben meist extra angefertigte Rollstühle, hier z.B. einer, der über die Alpen gefahren ist.
Es gibt hier und da Bestrebungen, geländegängige Rollstühle serienmäßig zu fertigen (wurde der hier schon genannt?)

Mir kam letztens so die Idee, dass das vielleicht eine
Schnapsidee ist, weil wohl eh niemand mit dem Rollstuhl in den
Wald fährt…

Ich habe schonmal einen Jugendlichen (und somit recht leichten Menschen) im Rollstuhl über Stück und Stein hier in eine Sandsteinschlucht im Wald geschleppt. Zusammen mit der Mutter Wir waren fix und fertig hinterher, aber ich finde, das ist die Sache durchaus mal wert. :smile:

Wann hat ein Rollifahrer schon mal die Chance, sich abseits befahrbarer Straßen und Wege mitten in die Natur zu begeben? Deshalb : Ja, das Bestreben, Rollstuhlfahrern diese Möglichkeit zu eröffnen, finde ich prinzipiell gut. Bei Lauf-Wanderwegen ist ja auch nicht jeder Weg für jeden Fittness- und Ausrüstungstypen geeignet.

Man wird es also nicht allen gleich recht machen können. Aber jeder Schritt in diese Richtung ist doch schonmal gut.

Krötengrüße

Also „Schotter“ ist natürlich grundsätzlich als „Nicht geeignet“ anzusehen (für mich).
Ich meine solche Wege, wo halt ein „richtiger“ Weg gelegt/Gestampft wurde und dieser dann mit so einem dünnen Kies überschüttet wird (sowas wie Rollsplit auf der Stasse). Dieser ist dann im Laufe der Zeit in den Boden „eingedrückt“ und abgetragen… Wo man auch ganz normal mit Fahrrad und so drüber fahren kann. Den halte ich für geeignet.
Bei Waldwegen, die „festgetreten“ sind, warne ich halt darüber, wenn er zu eng ist, oder zu steil, Wurzeln hat usw.
Also in den meisten Fällen muß ich dann auch tatsächlich sagen, dass es nicht möglich ist. Manchmal geht es nur ein Teil des Weges und in seltenen Fällen ist er auf jeden Fall geeignet.

Mir war es aber einfach nur wichtig, dass man sie von vornherein mit einschließt, bzw. nicht einfach „grundsätzlich ausschließt“, weil es sowieso niemanden interessiert.

Kommt es dabei nicht auf deinen Rollstuhl an? Habe in meiner Betreuungsgruppe zwei Kinder im Rollstuhl und beide können damit gut ins Gelände, ist auch noch nie ein Unfall passiert und die Eltern meinten, dass der Rollstuhl extra für das gekafut wurde! Vllt solltest du dich über die Räder deines Rollstuhls informieren…

Servus,

es wäre vielleicht nützlich, wenn Du Takimas Frage läsest, bevor Du irgendwas schreibst, was Dir dazu durch den Kopf schießt.

Schöne Grüße

MM

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Aufgemerkt: ICH habe ja gar keinen Rollstuhl. Es geht darum, OB Rollsstuhlfahrer überhaupt durch den Wald fahren und ob solche Rollstühle eher ein Luxus für ganz wenige ist, oder der, der sich das zutraut(!) auch einen Kauft.
Halt so wie sich jemand für 3000 Euro ein Mountainbike kauft, weil er damit „richtig“ durchs Gelände fährt.
Das „Oma Liesbett“ mit ihren Altersrollstuhl ganz sicher nicht mehr durch den Wald fährt wird dem Leser meiner Berichte wohl vorher wissen.
Nur möchte ich eben Rollstuhlfahrer eine Chance geben, die Möglichkeiten zu nutzen.
Leider kenne ich auch keinen Rollstuhlfahrer, der diese Herausforderung sucht und auch bestreitet, ansonsten würde ich den sicherlich mal mitnehmen :wink:

Takima

Hallo,

ich besitze seit kurzem dies für meine Frau http://www.rehabuggies.de/rabe.php. Habe gerade eine Balkantour mit Stadtbesichtigungen damit hinter mir. Das Gerät ist sehr geländetauglich, faltbar fürs Auto und Omnibus. Kurze Treppen abwärts problemlos. Allerdings: meine Frau wiegt nur 50 kg und ich bin kräftig.

Gruß
Otto