Mitarbeit unbefriedigend

Hallo,

die Tochter (15 Jahre alt) eines Freundes hat sich als Auszubildende Industriekauffrau in einen Industriebetrieb beworben.

Das Schulzeugnis weist „durchschnittliche“ Noten auf und zudem die Bemerkung: … beteiligt sich nicht genügend am Unterricht. Note Mitarbeit: unbefriedigend.

Da sie bisher kein Vorstellungsgespräch hatte, habe ich ihr angeboten (ich bin selbst Ausbilder) mit ihr zusammen ein Vorstellungsgespräch durchzuspielen um ihr die Angst davor zu nehmen. Ich hatte wegen der Bemerkung auf dem Zeugnis mit einem „verschlossenen“ Mädchen gerechnet. Meine Erwartungen wurden übertroffen.

Um Überhaupt ein Gespräch in Gang zu bekommen haben wir über Hobbies und Freunde geredet. Unter Anderem fragte ich sie, ob sie auch kleinere Aufgaben zu Hause übernehmen würde (Kochen, Einkaufen usw).

Einziger Kommentar von ihr zu meinem Freund nach dem Gespräch. „Er hat mich nur ausgefragt und wir haben nur über Dinge gesprochen die nichts mit dem Beruf zu tun haben.“

Kann mir jemand mit einer Idee weiterhelfen denn ich möchte meine Bemühungen nicht so einfach aufgeben.

Viele Grüße
Klaus

Hallo Klaus!

Ohje, da scheinst Du ja an eine menschliche Auster geraten zu sein.

Meine Gedanken gehen in die Richtung sie mal zu fragen, wie SIE sich ein Vorstellungsgespräch überhaupt vorstellt.

Ein Mensch, dem jedes Gespräch zu viel oder unangenehm ist, der sich nicht am Austausch mit anderen beteiligen mag, für den ist es sicher sehr schwer eine Ausbildungsstelle zu bekommen.

Umso wichtiger ist es für die junge Frau, dass sie sich dessen erstmal bewusst wird und bereit ist an sich zu arbeiten!!

Oder leidet sie womöglich an einer Sozialphobie, sodass ihr das Sprechen mit oder vor anderen Menschen so unangenehm ist, dass sie es deshalb gar nicht erst versucht?

Übrigens toll, dass Du dich so engagierst!

Angelika

Hallo, Klaus,

Kann mir jemand mit einer Idee weiterhelfen denn ich möchte
meine Bemühungen nicht so einfach aufgeben.

vielleicht wäre es besser gewesen, sie nicht gleich mit einem simulierten „Vorstellungsgespräch“ zu konfrontieren, sondern dieses an das Ende einer gezielten Vorbereitung zu stellen.

Bei mündlichen Prüfungen in der Schule hat es oft geholfen, wenn die Schüler - zunächst - einen schriftlichen „Katalog“ von möglichen Fragen hatten. Dabei stellte sich häufig heraus, dass einige Schüler Inhalt und Intention auch scheinbar „einfacher“ Fragen nicht erfasst hatten. - Ich würde ihr also zuerst typische Fragen präsentieren und diese mit ihr gemeinsam analysieren.

Eine weitere Hilfe wäre das Zusammenstellen einer Liste mit möglichen Antworten, und zwar noch nicht auf ihre Person zugeschnitten, sondern möglichst breit gestreut („Was meinst du, welche Antworten wir auf diese Frage schon bekommen haben?“). Das bringt sie dazu, sich mit der Materie auseinanderzusetzen und ermöglicht es ihr, schließlich ihr eigenes „Profil“ herauszufinden.

Wichtig ist aber, gerade bei unsicheren und schüchternen Kandidaten, dass man ihnen keine komplett vorformulierten Antworten an die Hand gibt (und sie diese womöglich noch aufschreiben lässt), sonst werden sie garantiert auswendig gelernt und im „Ernstfall“ ohne große Überzeugungskraft heruntergeleiert. Also: Bei den Vorbereitungen nur mit Stichpunkten arbeiten.

Erst nach diesen Vorarbeiten würde ich wieder mit „Rollenspielen“ beginnen, wobei anfangs ruhig alles nach „Schema F“ ablaufen, später aber der „Schwierigkeitsgrad“ gesteigert werden sollte (z. B. durch einen variierten Gesprächsablauf, unerwartete Fragen…). Nach dem jeweiligen Gespräch (nicht unterbrechen!) analysiert ihr es - und spar dabei nicht mit Lob.

Ein ultimativer Test wäre zum Abschluss eine dritte Person die Rolle des Interviewers übernehmen zu lassen.

Ich wünsche euch viel Erfolg (und dir viel Geduld)

Gruß
Kreszenz

Hallo,

die Tochter (15 Jahre alt) eines Freundes hat sich als
Auszubildende Industriekauffrau in einen Industriebetrieb
beworben.

Von sich aus?

Das Schulzeugnis weist „durchschnittliche“ Noten auf und zudem
die Bemerkung: … beteiligt sich nicht genügend am
Unterricht. Note Mitarbeit: unbefriedigend.

Interessant. Hat sie Dir ihr Zeugnis gezeigt. Du mußt ja ein sehr naher Bekannter sein.

Da sie bisher kein Vorstellungsgespräch hatte, habe ich ihr
angeboten (ich bin selbst Ausbilder) mit ihr zusammen ein
Vorstellungsgespräch durchzuspielen um ihr die Angst davor zu
nehmen. Ich hatte wegen der Bemerkung auf dem Zeugnis mit
einem „verschlossenen“ Mädchen gerechnet. Meine Erwartungen
wurden übertroffen.

Hast Du nur wegen der Bemerkung auf dem Zeugnis damit gerechnet. Also kanntest Du die Tochter oder nicht?

Um Überhaupt ein Gespräch in Gang zu bekommen haben wir über
Hobbies und Freunde geredet. Unter Anderem fragte ich sie, ob
sie auch kleinere Aufgaben zu Hause übernehmen würde (Kochen,
Einkaufen usw).

Also jetzt scheint mir so, als ob Du sie überhaupt nicht kanntest. Das heißt Du hast ein 4-Augen Gespräch mit einer Dir unbekannten 15jährigen organisiert.

Einziger Kommentar von ihr zu meinem Freund nach dem Gespräch.
„Er hat mich nur ausgefragt und wir haben nur über Dinge
gesprochen die nichts mit dem Beruf zu tun haben.“

Was hast Du denn diesmal erwartet? Sollte sie Deine Strategie durchschauen?

Kann mir jemand mit einer Idee weiterhelfen denn ich möchte
meine Bemühungen nicht so einfach aufgeben.

Also das Ganze war bis jetzt ein Schlag ins Wasser.

Ich glaube, von meinem Kommentar kann man auch erkennen, was ich von der ganzen Sache bisher halte. Nichts.

Ist es vielleicht so, dass die Tochter Deines Freundes nicht dazu erzogen wurde eine eigene Meinung zu haben, bzw. einen eigenen Weg zu finden. Wurde sie vielleicht immer „beschützt“.

Naja, dazu kenne ich sie jetzt zuwenig. Wie schon vorgeschlagen ist es vielleicht gut im großen Kreis die Lage zu besprechen, also Du, Dein Freund und seine Tochter. Da kannst Du auch lernen wie sie von Ihrem Vater in ernsthaften Diskussionen behandelt wird.

Noch kannst Du damit eventuell erreichen, dass sie selbst ein Interesse daran entwickelt etwas von Dir zu lernen. Ohne diese Eigenmotivation sehe ich schwarz.

Diese Erfahrung habe ich bei Nachhilfeschülern gemacht.

Besten Gruß
Mathias

Hallo Klaus,

ich würde Dir raten, mit ihr durchzugehen, WIE, WAS und WARUM der Personaler die eine oder andere Frage stellt. Und dann die gängigsten Fragen mal durchspielen und durchsrechen.

Vermutlich macht sie nichts, was sie nicht bereits verstanden hat. Das wirkt sich natürlich in der Schule mächtig auf die Mitarbeit aus.

Wenn ihr das Personalgespräch als solches analysiert habt, hat sie - vielleicht - eine Möglichkeit das zu steuern.

Gruß

Peter

Hallo,
zunächst möchte ich mich für alle bisher geschriebenen Anregungen und guten Wünsche herzlich bedanken!

Hier noch ein paar Hintergrundinfos:

Mein Freund beklagte sich, dass seine Tochter bei der Berufswahl unentschlossen sei. Darauf habe ich ihm angeboten, dass sie sich unseren Industriebetrieb (Ausbildung Industriekauffrau, ich bin der Ausbilder) einmal anzusehen. Daraufhin hat sie sich bei uns beworben (deshalb kenne ich die Zeugnisnoten) und ich habe sie zum „unverbindlichen“ Gespräch eingeladen.

Ich kannte die Tochter vorher nicht. Meine Einschätzung beruhte nur auf dem Zeugnis und auf der Info ihres Vater sie sei „sehr schüchtern“. Hätte ich ein normales Auswahl-Vorstellungsgespräch mit ihr geführt hätte sie jetzt wohl ihre Absage in Händen.

Meinem Freund habe ich genau das vorgeschlagen was Du auch meintest: Ein Gespräch zusammen mit Eltern und Tochter. Ebenso wäre es denkbar anstelle einer Lehre eine weiterführende Schule zu besuchen, um die Chance zu nutzen von der negativen Bemerkung: „beteiligt sich nicht genügend am Unterricht“ wegzukommen.

Viele Grüße
Klaus

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