Mitglied in Baptistengemeinde werden?

Hallo liebe wer-weiß-was Community :smile:
Ich google schon eine Weile durch das Internet und habe bisher leider keine zufriedenstellende Antwort gefunden. Vielleicht ist ja hier ein „Experte“, der mir weiterhelfen kann :smile:
Ich bin großer Befürworter der Erwachsenentaufe, wie sie Baptistengemeinden praktizieren und würde mich gerne taufen lassen. Ich bin Mitglied der evangelischen Kirche. Schließt denn das eine das andere aus? Meine Frage ist konkret, ob man sich in einer Baptistengemeinde taufen lassen kann, ohne zwangsläufig Mitglied der Gemeinde zu werden. Versteht mich nicht falsch: Ich sympathisiere auch in anderen Ansichten mit Baptistengemeinden - Mir geht es nicht nur darum, mich irgendwo taufen zu lassen und das wars mit dem Kontakt zur Gemeinde. Allerdings weiß ich nicht, ob ich wirklich den Schritt gehen sollte, in eine freikirchliche Gemeinde einzutreten. Die Gründe sind folgende: Ich erwarte in den nächsten Jahren die Vokation der evangelischen Kirche. D.h. ich werde in ein geistliches Amt berufen. Daran gibts nichts zu rütteln. Soweit ich mich richtig belesen habe, bekommen auch Mitglieder von Freikirchen die Vokation, wenn die Ansichten der Gemeinde weitgehend deckungsgleich mit denen der evangelischen Kirche sind.
Trotzdem mache ich mir darüber Gedanken.
Ich fasse mich nochmal kurz in Stichpunkten zusammen, damit mein Anliegen etwas übersichtlicher ist :smile:

  1. Kann man sich in einer Baptistengemeinde taufen lassen, ohne Mitglied zu werden? Oder wird man bei einer solchen Anfrage metaphorisch „gesteinigt“?
  2. Kann man Mitglied in einer Baptistengemeinde sein, ohne zuvor aus der Kirche auszutreten?
  3. Vielleicht fühlt sich auch ein Baptist persönlich angesprochen :smile: : Wie steht es im Großen und Ganzen um die Offenheit baptistischer Gemeinden gegenüber „Nicht-Mitgliedern“?
    Ich weiß, dass es große Unterschiede zwischen den Gemeinden gibt in Sachen Liberalität etc.
    Ich bin vor nicht allzu langer Zeit umgezogen und habe leider noch keinen Kontakt zu den Gemeinden in der Region knüpfen können.
    Ich hoffe irgendwer fühlt sich angesprochen, etwas sinniges zu antworten :smile:

Viele liebe Grüße

Na, dann will ich mich mal an eine Antwort machen :smile:

Zu 1: Grundsätzlich kann eine Baptistengemeinde eine Taufe vollziehen ohne den Täufling als Gemeindemitglied aufzunehmen. Im „Normalfall“ ist dies aber nicht üblich.
Du musst mit Sicherheit erklären wie dein Wunsch zustande kommt & dann ist es die Entscheidung der Gemeinde bzw. des Pastors ob er diesem Wunsch nachkommt. Intensive Gespräche werden auf jeden Fall zu erwarten sein.

Zu 2: Für Baptisten ist es vom Taufverständnis her kein Problem einen Menschen zu taufen der in der Ev. Kirche Mitglied ist. Jedoch ist das ein Problem für das Taufverständnis der ev. Kirche. Denn ein Mitglied, das schon die Säuglingstaufe erhalten hat wird in ihrem Verständnis wiedergetauft - und das geht nicht.
Wiedertaufe ist gegen die Theologie der ev. Kirche und wird nicht geduldet. Da Baptisten die Kindertaufe nicht als gültige Taufe anerkennen ist für sie nur die Bekenntnistaufe (Erwachsenentaufe) gültig.
Eine doppelte Mitgliedschaft ist jedoch nicht erwünscht & wird nicht praktiziert.

Zu 3: Einer Vokation steht auch als Baptist nichts im Weg. Mitglieder der Freikirchen erhalten auf Unterzeichnung einer „Vereinbarung“ ebenfalls die Lehrerlaubnis. Dies betrifft vor allem die Erteilung des Religionsunterrichts. Bei Diensten in der Kirche (Diakon, Pfarrer…) sieht dies jedoch schnell anders aus und liegt meines Wissens an der Entscheidung des zuständigen Dekans. (so war es bei mir)

Taufen darf übrigens im baptistischen & biblischen Sinn jeder der Christ ist. Sie ist nicht an ein Amt gebunden.

Für eine Entscheidung würde ich anraten sich genau darüber klar zu sein, welches Taufverständnis die Bibel wiedergibt & auch was es für dich pers. bedeutet.
Außerdem wird es in Zukunft nicht möglich sein in der Ev. Kirche Mitglied zu sein und über die eigene Bekenntnis/Wiedertaufe zu sprechen.
Es wäre zu klären, inwieweit du innerhalb einer Kirche arbeiten kannst/willst, wenn du in zentralen Themen wie der Taufe nicht übereinstimmst.

Ich kenne eine Person, die sich in Israel einer Taufe angeschlossen hat - diese Taufe bleibt ihr Geheimnis - denn sie ist in der ev. Kirche tätig.

Und ich kenne Personen die in eine andere Kirche gewechselt haben, weil sie diese Lüge nicht leben wollten.

Auch aus dieser Zwickmühle heraus empfehle ich Eltern ihre Kinder nicht taufen zu lassen. Denn so steht einer Bekenntnistaufe auch innerhalb der ev. Kirche nichts im Weg. Ich kenne Jugendliche die in der ev. Kirche getauft wurden. Das ist selten - aber dem Taufverständnis der ev. Kirche steht dem nichts im Weg.

Vielleicht gibt es die Möglichkeit bei einem Taufseminar in einer Freikirche teilzunehmen oder direkt das Gespräch mit einem Pastor zu suchen - so können Fragen einfach persönlicher und direkter geklärt werden - das würde ich als erstes empfehlen.

Gerne kann ich auch Kontaktpersonen nennen.

Ich wünsche eine gute Entscheidung und vor allem Gottes Segen
gby

Da Sie Mitglied der evangelischen Kirche sind, nehme ich an, dass Sie auch getauft sind; vielleicht als Säugling? Oder sollten Sie in die evang. Kirche eingetreten sein, ohne getauft zu sein? Dann sind Sie nicht wirklich Mitglied, dann hätte man nur vergessen, Sie bei ihrer Eintrittserklärung nach ihrer Taufe zu fragen. Denn nicht der Eintritt, sondern die Taufe begründet die Zugehörigkeit zur Kirche Jesu Christi.
Wenn Sie als Kind getauft wurden, ist eine Taufe in einer baptistischen Gemeinde nicht möglich. Denn alle christlichen Kirchen sind sich in diesem Punkt einig: Es gibt nur e i n e Taufe. Jede Kirche, die etwas anderes sagt oder tut, erklärt sich damit selbst zur Sekte. Als jemand, der kurz davor steht, die Vokation zu erhalten, sollten Sie das eigentlich wissen.
Wurden Sie allerdings nicht als Kind getauft, brauchen Sie nicht nach einer Baptistengemeinde zu suchen; die Erwachsenentaufe ist auch in der evangelischen Kirche bekannt und üblich, wenn auch hierzulande (noch?)nicht allzu häufig.
Eine Baptistengemeinde, in der Sie nur eine Erwachsenentaufe erleben wollen, werden Sie hoffentlich weltweit vergeblich suchen; denn 1) erwartet die Gemeinde vor der Taufe eine verbindliche Zusage zu ihr und 2) wird man Ihnen dort dasselbe sagen, was ich Ihnen hier sage: Mit der Taufe spielt man nicht!

Mit freundlichem Gruß

KvM

Ich bin großer Befürworter der Erwachsenentaufe, wie sie
Baptistengemeinden praktizieren und würde mich gerne taufen
lassen. Ich bin Mitglied der evangelischen Kirche. Schließt
denn das eine das andere aus? Meine Frage ist konkret, ob man
sich in einer Baptistengemeinde taufen lassen kann, ohne
zwangsläufig Mitglied der Gemeinde zu werden.

Hallo,
ich weiß zwar, dass wir etliche „heimlich wiedergetaufte“ Mitglieder haben (meist irgendwo in einer charismatischen Gruppe getauft) und weiß auch, dass einzelne FEGs taufen, ohne dass man Mitglied werden muß. Das ist von Ort zu Ort verschieden.
Wie es Baptisten (die klassischen Baptisten) halten, weiß ich nicht.
Aber: Wenn Erwachsenentaufe, ist das ein Bekenntnis, oder? Heimliche Wiedertaufe fände ich dann inkonsequent.
Aber eine offen kommunizierte erneute Taufe würde dich von Ämtern in der evangelischen Landeskirche ausschließen - ich kenne einige Pfingstler, die keine Vokatio bekommen haben, und Taufpate könntest du auch nicht werden (wobei, wenn du die Kindertaufe als ungültig anschaust, willst du das wahrscheinlich nicht).
Wiedertaufe ist für Lutheraner zumindest etwas Gravierendes, keine Äußerlichkeit - denn du sprichst deiner Taufe die Gültigkeit ab, und damit auch der Taufe deiner Mitchristen. Überleg dir das gut.
Wenn es dir um ein Bekenntnis geht oder eine Segnung, dafür gibt es auch andere Möglichkeiten.
Grüßle, Vivi

Hallo erstmal und vielen Dank für die ausführliche Antwort ! :smile:

Bei der Vokation geht es übrigens um den Religionsunterricht.
Ich kenne den ein oder anderen Kommilitonen, der Mitglied einer Freikirche ist und ebenso die Vokation erhalten wird. Die Erwachsenentaufe der Baptisten widerspricht doch (wie Du bereits sagtest) der Taufpraxis der ev. Kirche - Trotzdem wird die Vokation nicht gefährdet? Ich möchte auf keinen Fall in irgendwelche Konflikte geraten, die mich irgendwann daran hindern könnten, Religionsunterricht zu erteilen.
Ich persönlich halte die Erwachsenentaufe für die einzig richtige. Auch wenn ich das als Mitglied der ev. Kirche leider nicht laut sagen darf.

Viele Grüße und einen gesegneten Abend!

Hallo

Das will ich dir gerne beantworten. Nur nicht heute abend. Ich melde mich wieder.
Wir hatten in unseree Gemeinde einen solchen Fall. Daher kenne ich das für und wieder.
Also bis morgen.
Gruß Wolf-Dieter

Guten Tag,

tja, dass ist eine Frage, die Du lieber mit einem freikirchlichen Pastor vor Ort klären solltest, da auch verschiedene Gemeinden eine unterschiedliche Praxis dafür haben (deshalb auch FREI-kirchlich).

Trotzdem können z.B. ev.-freikirchliche Lehrer für den Dienst an staatlichen Schulen voziert werden, da es entsprechende Verträge mit den ev. Landeskirchen gibt. In manchen Regionen kann es aber durchaus problematisch sein, wenn man aus ursrprünglich landeskirchlichem Hintergrund den Schritt einer „Wiederholung der Taufe/Taufhandlung“ wählt (vulgo „Wiedertaufe“), egal aus welchen Überzeugungen. Ich würde das nicht überall laut sagen!

Grundsätzlich ist es so, dass mit der Taufe es eine Mitgliedschaft in der taufenden Gemeinde beginnt.

Wer allerdings schon bei der Frage metaphorisch steinigt, hat sein Amt nicht ganz verstanden :wink:)

Das gleiche gilt für Doppelmitgliedschaften in der Baptistengemeinde bzw. Freikirche. Manche können Doppelmitgliedschaften verantworten, manche nicht.

Daher kann ich auch zu 3) wenig sagen. Ich weiß nur, dass es bei uns im weiteren Umkreis rund zwei Dutzend Baptistengemeinden gibt (ja, ich wohne in einem Ballungsraum), die das durchaus unterschiedlich sehen.

Deshalb kann ich auch nur so global antworten, weil es auf den Einzelfall und die jeweilige Gemeinde ankommt.

Suche doch einfach einmal unter
www_baptisten_de/glauben-erleben/gemeinde-vor-ort/

(die _ mit . ersetzen, bitte)

Dort findest Du Gemeinden in Deinem Umkreis.

Viel Erfolg,

H.

Hallo
mir wäre es lieber, wenn wir uns über Mail direkt unterhalten könnten.
hier meine Mailadresse: [email protected]
sonst auch bei Nachfrage TEl: 04523/6032

Gruß Wolf-Dieter

Hallo Lustusetpeccator, ich bin Baptistin und auch Leiterin einer Gemeinde. Aus meiner Sicht und meiner Erfahrung kann ich diese Frage so beantworten: Bei den Baptisten gehören in der Regel Gläubigentaufe und Aufnahme in die Gemeinde zusammen.
Ich bezweifle jedoch, dass die Gläubigentaufe unbedingt an eine Mitgliedschaft in der Baptistengemeinde, in der die Taufe vollzogen wurde, gekoppelt sein muss. Es gibt Menschen, die sich von einem Pastor als Gläubige taufen lassen und danach Mitglieder eines Hauskreises, einer Freikirche oder einer anderen Kirche oder Gemeinde sind. Natürlich freut sich jeder Pastor, wenn er mit der Taufe auch ein neues Mitglied in seiner Gemeinde begrüßen kann. Er möchte ja, dass seine Gemeinde wächst. Von daher wird es nicht so leicht sein, einen Pastor davon zu überzeugen, dass du dich taufen lassen willst, aber danach in deiner eigenen Kirche bleiben.
Mein Vorschlag: Frag doch einfach in einer Freikirche deiner Stadt, die diese Taufpraxis hat, nach.
Ich wünsche dir, dass du den richtigen Weg für dich findest!

Gottes Segen und herzliche Grüße, Esther Runkel