Schopenhauer war der Ansicht, dass durch Mitleid - die Erkenntnis vom fremden Leid als eigenes Leid, moralisch richtig sei. Ist es aber nicht so, dass durch das Mit-leiden alles verschlimmert wird? wenn wir Leid sehen, sind wir doch unglücklich, ich hab irgendwo gelesen, dass ein Leidender plus ein Mitleidender keine schönere Erde macht, sondern erhöht das Leid welches es hier gibt um eine weitere Person. Von daher kann ja Mitleidsethik nicht das sein, was Schopenhauer wollte? (ich bin kein Experte in dem Gebiet, befasse mich momentan aber damit und deswegen wirft es mir viele Fragen auf)
Hi,
Du gehst davon aus, dass auf das Mitleid Untätigkeit folgt.
die Franzi
nein, man sollte nicht leiden weil sie leiden. Vielleicht eher ein Mitgefühl haben mit dem Gegenüber, versuchen mit ihnen zu fühlen um ihre Situation zu verstehen.
Wir sind hier im Forum über Atheismus und da sollte ich nicht die Bibel zitieren. Ich tu es dennoch, denn das Gleichnis vom barmherzigen Samariter hat den Namen „Samariter“ allgemein bekannt gemacht.
Dieser hat genau so gehandelt, wie wir alle handeln sollten.
Sein Mitleid hat sich in ein Erfolgserlebnis für ihn verwandelt und der verwundete Mann hat eine große Dankbarkeit empfunden.
Eine durchaus positive Geschichte!
Dieser Satz ist dir etwas misslungen, so dass nur geraten werden kann, was du damit meinst.
Ich rate, dass du sagen willst: Mitleid zu haben ist moralisch richtig.
Schopenhauer sieht das nicht so. Für ihn ist das Mitleid kein Gebot der Moral, sondern es ist die Grundlage der Moral, geht der Moral also logisch voraus. Nicht das Mitleid braucht die Moral, sondern die Moral braucht das Mitleid.
Man sollte diesen Begriff „Mitleid“ bei Schopenhauer nicht christlicher verstehen als er bei ihm gemeint ist. Es geht eigentlich um sympathein: Sympathie, Liebe, Sich-Einlassen-auf-den-Anderen. Das ist viel mehr ein Affekt, den man hat oder auch nicht, als dass es eine moralischen Forderung wäre.
Wir ausreichend gesunden Menschen können uns im Normalfall gut einlassen auf das Leiden eines Mitmenschen oder Mittieres, ohne dass wir uns von diesem fremden Leid (das an ein eigenes Leid in uns rührt, so dass Fremdmitleid und Selbstmitleid gar nicht zu unterscheiden ist) nicht auch wieder distanzieren können. Anders gesagt: das Sich-Einlassen auf das Leid der Anderen macht uns normalerweise nicht dauerhaft unglücklich.
(Dass der Mensch bei Schopenhauer von seinem Grundgefühl her durchaus eher ein unglücklicher Mensch ist, hat andere und weitere Gründe als nur das Mitleiden).
Gruß
F.
War seine Ansicht.
Ist deine Ansicht.
Es steht Ansicht gegen Ansicht.
Kannst noch mehrere Ansichten zu dem Thema anführen, eventuell auch als Dissertation.
Alle, die mit Menschen arbeiten kennen dieses „Problem“ und Eltern, Großeltern etc. auch.
Das nennt sich fachlich ausgedrückt Empathie.
Einfühlung bringt automatisch Mitgefühl mit sich, Mitgefühl automatisch Mitleid
Sogar Psychiater leiden darunter. Aber sie müssen natürlich geistige Strategien entwickeln um sich zu schützen.
Wie kalt wäre unsere Welt ohne Mitleid.
Es gibt in der einen oder anderen esoterischen Richtung die strikte Trennung von Mitgefühl und Mitleid. Dies habe ich jahrelang probiert und hinterfragt und bin zu dem Standpunkt gelangt, es ist Quatsch.
Nur darf man sich nicht runterreißen lassen. Jeder Psychiater würde selber krank.
Aber zu einem Psychiater ohne Empathie würde ich nie gehen. Nie.
Der Spruch „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ ist wesentlich wesentlich zutreffender, sage ich aus meiner Erfahrung.
Leidminderung ist ein Prinzip der Ethik. Wenn ich Mitleid empfinde, handle ich eigentlich egoistisch, wenn ich das Leid des anderen versuche zu mindern, denn dadurch wird ebenfalls mein Mitleid gelindert oder ganz aufgehoben.