Wie viel Prozent der Leute waren im Spätmittelalter etwa Bettler? Und gab es Bettler nur in der Stadt oder auch auf dem Land?
Wie viele kann ich Dir nicht sagen, aber die meisten Leute waren arm.
Schau mal unter Stichwort „Gaunerzinken“, recht interessantes Thema!
Gruß
Hallo.
Ich denke, da schenkt es sich zur heutigen Zeit icht viel.
Auch damals gab es viele Leute, die entweder nicht arbeiten wollten, oder nicht konnten. Auf dem Land gab es wohl sehr viel weniger Bettler, da dort viel Arbeit zur Verfügung stand und zu wenig Leute, die was über hatten.
Gruß
Servus,
Zahlen sind hier erst ab der frühen Neuzeit (16. Jahrhundert) bekannt, als verbreitet städtische Bettelordnungen mit entsprechenden Kriterien erlassen wurden, nach denen Bettler zu dieser Tätigkeit zugelassen wurden. Es geht in dieser Zeit um rund 20 Prozent der städtischen Bevölkerung, die gelegentlich oder dauerhaft öffentliche Unterstützung erhielten (= bettelten).
Man darf wohl für das 15. Jahrhundert, von dem Du vermutlich sprichst, für die Städte einen ähnlichen Anteil an Arbeitslosen, Berufsunfähigen und Sozialhilfeempfängern (alle drei Gruppen = Bettler) annehmen - selbstverständlich mit extremen Schwankungen in der Folge von Kriegszügen, Epidemien, Dürre, Überschwemmungen usw. usw. - so wie der von Dir kürzlich erfragte Stundenlohn kann man eine solche Zahl seriös nur für einen einzelnen Ort und dessen unmittelbare Umgebung und für einen Zeitraum von vielleicht fünf zu benennenden Jahren zu ermitteln versuchen.
Bettler gab es überall, auch auf dem Land - angefangen damit, dass Bettler ohne Heimatrecht an einem Ort nur für eine Nacht aufgenommen wurden und man, wenn man zu Fuß unterwegs ist, nicht von Stadt zu Stadt wandern konnte, weil die Wege zu weit waren.
Schöne Grüße
MM
Vielleicht hilft das weiter:
Weitere Probleme bei dem Versuch, die Armenanzahl anhand von Steuerlisten festzumachen sind, dass neben denen, die nichts zu versteuern hatten, auch diejenigen nicht berücksichtigt wurden, die ohne Bürgerrecht oder nur übergangsweise in einer Stadt lebten[24] sowie, dass die Selbsteinschätzung der Steuerzahler, die Grundlage für die Steuerhöhe war, oft sehr von der Realität abwich. Laut Kirchgässner hatte sich im Jahre 1500 fast 60 Prozent der Münchner Bevölkerung selbst als besitzlos eingestuft und dadurch nur eine Mindeststeuer zahlen müssen.[25]
Servus,
zwischen
und Betteln ist allerdings ein riesiger Unterschied. Zu diesem Zeitpunkt wie auch schon vorher im Spätmittelalter durfte nur betteln, wer keinem anderen Broterwerb nachgehen konnte.
Tagelöhner z.B. waren durchaus besitzlos, aber keine Bettler, und auch unter den Gesellen durfte man (je nach Gewerbe) die Besitzenden vermutlich suchen.
Schöne Grüße
MM
Zweifellos. Aber wenn sich @Fondue für das Thema interessiert, liefert das Vorwort doch einen guten Einblick, welche Gruppen es gab und er wird diese sicher auch nicht in einen Topf werfen:
Ebenso möchte ich die verschiedenen Personengruppen aufzeigen, die häufiger von Armut betroffen waren und darstellen, welche Gründe es für Armut im Mittelalter gab.
Beste Grüße
Rakete
Ja, das ist sicherlich wahr. Es ist bestimmt wichtig, den Bettler 1450, nur weil er genauso heißt, nicht mit dem Bettler 2022 in einen Topf zu werfen.
(Betteln als eine Tätigkeit, die genauso „normal“ ist wie Anträge bei der Rentenversicherung oder beim Arbeitsamt ausfüllen, kann man greifbar dort sehen, wo heute das Jahr 1456 geschrieben wird - das mag einiges am spätmittelalterlichen Bettlerwesen ganz gut illustrieren.)
Schöne Grüße
MM
Danke für die anwort
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