Lieber Johannes,
hier ein Auszug aus dem Buch ‚Die Geschichte der Medizin‘.
Hoffe, das hilft Dir weiter.
Viele Grüße,
Angeline Bauer
Heilkundliche Symbole Schon die Hellenen kannten den Begriff „Symbol" für eine Art Wahrzeichen. Wenn bei ihnen zum Beispiel zwei Vertragspartner handelseinig wurden, durchbrachen sie ein Täfelchen und nahmen je eine Hälfte als Beglaubigung und Identitätsnachweis an sich. „Symballein" (deutsch: „aneinandersetzen") nannten sie die Gepflogenheit, die zusammengehörigen Teile gegenseitig beweiskräftig vorzuweisen. Allmählich entwickelte sich aus der ursprünglich rein praktischen Erkennungsmarke zudem das Sinnbild.Als eindrucksvollstes Sinnzeichen kreierten die frühen Kulturvölker das Konterfei der Schlange, der sie übernatürliche Kräfte und seherische Fähigkeiten beimaßen. Und da Voraussicht sowie schlangenhafte Klugheit auch in der antiken Heilkunde, namentlich bei der Prognose eines Krankheitsablaufs, eine hervorragende Rolle spielten, blieb es nicht aus, daß sich die Medizin und die Pharmazie gleichfalls des Schlangensymbols als eines Standesmerkmals bemächtigten.Weltweite Bekanntheit erlangte der sogenannte Äskulapstab. Seit dem ausgehenden Mittelalter ließen sich viele bedeutende Ärzte mit dem Schlangenattribut porträtieren. So etwa in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts der berühmte Schulmediziner und kurfürstliche Leibarzt Georg Franck von Franckenau. Daß jener Herr neben seiner ärztlichen Praxis, was er gleich in mehrfacher Schlangensymbolik ausdrücken ließ, noch an zwei medizinischen Fakultäten Anatomie lehrte, dokumentiert ein in der unteren rechten Bildecke plazierter Totenkopf. Ferner erblickt der Beschauer ein Pentagramm, ein in einem Zuge gezeichnetes regelmäßiges Sternfünfeck, das nach mittelalterlichem Aberglauben gern als Amulett gegen böse Einflüsse, auch gegen Krankheiten, getragen wurde.Weitere damals häufig benutzte medizinische Symbole zeigen den Hahn als Sinnbild der Wachsamkeit (Krankheitsvorbeugung, rechtzeitige Krankheitsbekämpfung) sowie als antikes Opfertier, das jeder Genesene dem Heilgott Asklepios darbrachte, den geflügelten Stier als Attribut des Evangelisten Lukas, der selbst dem ärztlichen Stand angehörte, und das Maiglöckchen als altbewährtes Herzmittel.Das meistgebräuchliche medizinische Symbol unserer Zeit indes ist das Rote-Kreuz-Motiv unserer internationalen Hilfsorganisation für die Opfer von Kriegen, Katastrophen und Notständen, während sich im Emblem der modernenWeltgesundheitsorganisation der aus dem Altertum stammende Äskulapstab wiederfindet. Er erscheint hier sinnigerweise als die von einer Schlange umwundene Umdrehungsachse des Erdballs.