Hallo Isolde,
zunächst einmal: Ich habe (leider) jahrelang Erfahrung mit Mobbing machen müssen.
Nun scheinen einige aus
seiner Klasse ihn wegen seiner Kleidung zu hänseln. Er hat es
mir nun einige Wochen verschwiegen. Ich habe lange und
kritisch darüber nachgedacht und kann beim besten Willen
nichts Anstößiges an seiner Kleidung finden.
was Kinder und Jugendliche an der Kleidung als Vorwand (!) für Mobbing finden, kann etwas von außen betrachtet völlig Unanstößiges sein: Bei mir betraf es z.B. die Tatsache, dass ich lieber Stoffhosen statt Jeans trug und mich - anders als es damals modern war - im Sommer nicht in Turnschuhe zwängte, sondern Sandaletten trug.
(Vorher war es die Brille, na die konnten sie kaum mehr als Vorwand benutzen, als auch andere Mitschüler eine Brille bekamen…)
Ich bin also zu
dem Resultat gekommen, dass es nicht an der Kleidung liegt,
sondern den anderen Spass macht, meinen Sohn zu ärgern.
Das vermute ich auch; wie ich oben schrieb:
Kleidung, Brille, Ausdrucksweise etc. wird häufig als Vorwand benutzt, jemanden mobben zu „dürfen“.
„Beseitigt“ man einen „Mobbing-Grund“, so gibt man damit nicht nur den Mobbern Recht, auch finden sie schnell einen weiteren Grund.
Oft ist es tatsächlich so, dass es bestimmten Schülern Spaß macht, einen Mitschüler zu ärgern - z.B. aufgrund dessen Reaktion (blamiert sich, wird schüchterner) oder dessen „Abstieg“ (verliert Freunde, sich wehren wird von Lehrern als Verhaltensauffälligkeit eingeschätzt etc.).
Mein Sohn leidet sehr darunter,
möchte aber eigentlich nicht, dass ich die Übeltäter zur Rede
stelle, weil dies wahrscheinlich die nächste Mobbing-Welle
nach sich zieht. Was jedoch bei einem Schüler begann, hat sich
bereits auf eine Gruppe von 6-7 Schülern ausgeweitet. Was
könnte ich hier tun?
Meine Erfahrung:
Die Übeltäter zur Rede zu stellen, kann für Ruhe sorgen - oder für noch mehr Mobbing. Ich habe beides erlebt.
Je mehr Leute hinter dem/den Gemobbten stehen, je mehr allgemein thematisiert wird was da passiert, desto erfolgreicher ist meiner Meinung nach das „zur Rede stellen“.
Fakt ist: getan werden muss etwas, insbesondere da sich, wie du schreibst, die Sache schon auszuweiten beginnt.
Viele Grüße,
Nina