Modelldenken in Bezug auf Philosphie

Hallo an alle,

bei einem neulichen Gespräch meinte jemand zu mir selten jemand getroffen zu haben der so gut Modelldenken könnw wie ich. Bezugnehmend war wohl das vorrangegangene Gespräch wo es um logische Zusammenhänge in einigen theol. und philo. Themen ging.

Nur hab ich leider keine Ahnung was genau mal mit Modelldenken in der Beziehung meint. Via Google erfahre ich nicht wirklich was.

Kann mir da jemand weiterhelfen? Modelldenken, was ist das genau? Bitte für Laien verständlich.

Danke!

Ich denke, mit Modelldenken ist einfach das Denken in Modellen gemeint. Modelle sind Vereinfachungen, Abstraktionen. Bestimmte Zusammenhänge lassen sich am Modell einfacher erkennen als an der Wirklichkeit.

Bsp: Als Galilei die Fallgesetze entwickelt hat, hat er die Reibung vernachlässigt, und dadurch gewissermaßen ein Modell entwickelt, aber durch diese Vereinfachung ist ihm ein bahnbrechender Fortschritt gelungen. Im Bezug auf die Philosophie fällt mir die „Philosophie der idealen Sprache“ (z.B. Carnap) ein, wo die Logik sozusagen als Modell der Sprache verwendet wird.

Es stellt sich beim Denken in Modellen grundsätzlich die Frage, ob das Modell wirklich eine gute Vereinfachung darstellt oder ob für die interessierende Fragestellung wesentliche Aspekte im Modell „unter den Tisch fallen“. So gibt es zur Phil. der idealen Sprache die Gegenbewegung „Philosophie der normalen Sprache“ (später Wittgenstein), die behauptet, dass die Modellierung der Sprache mit Logik eine unzulässige Verkürzung darstellt und ganz wesentliche Aspekte der Sprache vernachlässigt. Oft ist mit einer solchen „Modell-Kritik“ aber auch eine bestimmte andere Perspektive auf die Fragestellung verbunden. D.h. das Modell mag für eine bestimmte Fragestellung taugen, für eine andere aber eben nicht.

Hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen.

Ein weiterer Bereich der Philosophie, in dem mit Modellen gearbeitet wird, ist natürlich die Staatstheorie. Z.B. hat es nie wirklich einen „Gesellschaftsvertrag“ (Hobbes, Rousseau) gegeben, aber er erklärt ganz gut einige Aspekte des Staatswesens. Ebenso ist der Staat, den Platon in der „Politeia“ entwirft, bloß ein Modellstaat. (Die Idee des Gesellschaftsvertrags finden sich übrigens auch schon bei Platon angedeutet.)