Es gibt noch einen weiteren, mE ganz wichtigen Punkt in diesem Zusammenhang: Die bislang strickte Trennung von Asylrecht/subsidiärem Schutz und Aufenthaltsrecht in Verbindung mit Ausbildung/Arbeitsaufnahme. Der dahinter stehende Zweck war schon immer scheinheilig, und die Umsetzung hat auch nie im gewünschten Sinne funktioniert. Niemand hat sich in der Hoffnung auf „irgendeine Art von Broterwerb“ davon abhalten lassen, als reiner Wirtschaftsflüchtling nach Deutschland zu kommen.
Auf der anderen Seite stehen wir uns und unserer Volkswirtschaft aber angesichts des Fachkräftemangels zunehmend selbst mit dieser Regelung im Weg! Ja, da ist jemand ohne hinreichende Asylgründe hier eingereist, hat aber über ggf. Jahre hinweg bewiesen, dass er die besten Chancen im Arbeitsmarkt hätte/hat bereits im Arbeitsmarkt einen Platz gefunden, ist zum Einzahler ins Sozialsystem geworden, trägt zur Wirtschaftsleistung bei, und dann wird irgendwann ein Exempel statuiert, und ausgerechnet die beim gut integrierten und ansonsten rechtstreuen Mitbürger besonders einfach umzusetzende Ausreise erzwungen/Abschiebung mit maximalem volkswirtschaftlichen Schaden durchgeführt.
Hinzu kommt, dass es abseits von Asylrecht, subsidiärem Schutz, (Schein-)Ehe, ja auch nahezu unmöglich ist, hier Ausbildung und Arbeit aufzunehmen, wenn man nicht massiv Geld mitbringen kann/nicht schon bereits in einem Einkommenssegment unterwegs ist, für das Deutschland im internationalen Vergleich vollkommen uninteressant ist.
Ich habe hier mit viel persönlichem Engagement und unter Einsatz nicht unerheblicher finanzieller Mittel über die letzten Jahre erfolgreich einige Leute hier integriert und in den Arbeitsmarkt gebracht. Die Abwehrhaltung deutscher Behörden (auf Grundlage der aktuellen Gesetzgebung) gegenüber dem Zuzug selbst junger Akademiker in Mangelberufen ist einfach nur erschreckend!
Da kommt jemand hier für ein Jahr in eine gutbürgerliche deutsche Familie, macht Sprachkurs auf Sprachkurs, um Studienniveau zu erreichen, will in den sozialen Bereich, du möchte vor dem Studium noch ein FSJ in einer anerkannten Einrichtung machen, und dann wird das Visum mit dem Hinweis auf „mangelnde Rückkehrwahrscheinlichkeit“ abgelehnt! Ja, zum Glück war die Rückkehrwahrscheinlichkeit gering, denn jemand der schon ein abgeschlossenes Studium hinter sich hat, und hier nach kurzem „Aufsatteln“ in einen Mangelberuf gegangen und sicherlich sofort einen guten Job mit entsprechender Sozialversicherungspflicht und Steuerzahlung angenommen hätte, wäre der Traum einer sinnvollen Einwanderungspolitik.
Aktuell erlebe ich erheblichen Unterrichtsausfall bei meinen Kindern. Da gäbe es eine fertig ausgebildete russische Lehrerin, die sich hier über die letzten Jahre ausgezeichnet integriert, und hier auch bereits in anderen Fach studiert hat. Statt der den goldenen Teppich auszurollen, damit sie jetzt möglichst schnell vor eine deutsche Klasse kommt, reagiert man nur schulterzuckend darauf, dass die Heimat-Uni die Ausstellung einer zusätzlichen Bescheinigung (trotz vorliegendem anständigen Zeugnis mit allen Einzelnachweisen) verweigert/verzögert. Also wird es wohl nicht mit der Anerkennung diverser Kurse und Semester, die dann hier neu absolviert werden müssen. Also wird sie erst ein bis zwei Jahre später hier Geld verdienen und in die Sozialversicherung einzahlen, Steuern entrichten, und zur Linderung des Lehrermangels beitragen können.
In einem anderen Fall hatten wir mit viel „großzügiger Rechtsauslegung“ aller Beteiligter den Start in ein duales Studium für eine angehende Ingenieurin endlich unter Dach und Fach, als diese dann vor dem ganzen Drama deutschen Ausländerrechts kapitulierte. Prima, eine böse Ausländerin weniger, aber eben auch eine Einzahlerin ins Sozialsystem, eine Steuerzahlerin und eine dringend benötigte Ingenieurin weniger!