Mondrotation

Hi,
ich denke, es ist an der (Ge)Zeit für eine neue Frage :wink:

Als Kind habe ich mich immer darüber gewundert, daß sich der Mond „zufällig“ genau SO schnell um die eigene Achse dreht, daß er uns immer die selbe Seite zuwendet. Später habe ich dann gelernt, daß es ein Naturgesetz ist, daß Mond und Planet sich gegenseitig beeinflussen und es daher zwingend so eintritt.

Was ist denn mit den anderen Monden in unserem System? Ist es bei denen genauso? Und wenn nicht, warum nicht?

Danke schon mal :smile:

Tai

Hi, Tai, das ist nur eine Frage der Zeit. Durch die Gezeitenreibung geht laufend Rotationsenergie verloren (wird in Wärme umgesetzt), d.h. die Rotation der Himmelkörper wird im Laufe der Zeit immer langsamer, so lange, bis keine Gezeiten mehr auftreten, und das ist bei der gebundenen Rotation der Fall.

So ist z.B. aus sehr alten Korallen bekannt, dass die Rotation unserer Erde vor Jahrmillionen auch viel schneller war als heute: die Erde drehte sich über 400mal im laufe eines Umlaufs um die Sonne (also innerhalb eines Jahres). Diese Verlangsamung der Erdrotation findet heute auch noch statt: Deshalb wird alle paar Jahre das Einfügen einer »Schaltsekunde« erforderlich.

Es gibt noch zahlreiche andere Himmelskörper mit gebundener Rotation, viele Monde in unserem Sonnensystem verhalten sich so. Bei Pluto und seinem Mond Charon sind übrigens sowohl die Rotation des Charon an den Pluto als auch die des Pluto an den Charon gebunden. Merkur hingegen, von dem man das lange Zeit glaubte, ist noch nicht ganz so weit, dass er der Sonne immer dieselbe Seite zuwendet: er hat eine Umlaufzeit von 87 Tagen und (derzeit noch) eine Rotationsperiode von 58 Tagen.

Gruß, multze

Hi Multze,
danke für die schnelle Antwort. Leider darf ich noch keine Sternchen vergeben, aber einen Mond hast Du Dir schon mal verdient :wink:

MfG

Tai

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Merkur hingegen, von dem man das lange Zeit
glaubte, ist noch nicht ganz so weit, dass er der Sonne immer
dieselbe Seite zuwendet: er hat eine Umlaufzeit von 87 Tagen
und (derzeit noch) eine Rotationsperiode von 58 Tagen.

Und dabei wird es auch bleiben. Wegen seiner exzentrischen Bahn bleibt die 3:2-Resonanz für den Merkur stabil.

Guten Abend!

dann gelernt, daß es ein Naturgesetz ist, daß Mond und Planet
sich gegenseitig beeinflussen und es daher zwingend so
eintritt.

Plausibel wäre die Erklärung, dass die Wirkung der Erd-Gravitation per Gezeitenreibung eine Bremse für die unabhängige Rotation des Erdtrabanten darstellt - allerdings könnte man sich vorstellen, dass es eine Massenungleichgewichtigkeit gibt, so dass hier keine weitere Drehbewegung erfolgen kann.

MfG Gerhard Kemme

Hallo Tai Shui!

danke für die schnelle Antwort. Leider darf ich noch keine
Sternchen vergeben, aber einen Mond hast Du Dir schon mal
verdient :wink:

Auch wenn du den Thread bereits etwas beendet hast, will ich eine Beobachtung mitteilen, die ich machte als ich am Elbstrand sass:
Eine Segelyacht richtete sich nach jeder Windboe sofort wieder auf und einige hundert Meter weiter am Hafen konnte ich sehen, wie solch ein Segler zu Wasser gelassen wurde, sodass man den Bleikiel erkennen konnte. Die Aufrichtung erfolgt also ganz simpel: Das Boot ist um seinen Rumpf im Wasser „drehbar“ gelagert, einen Meter unterhalb in Richtung der Erdmasse befindet sich der Bleikiel. Wenn das Boot ohne seitlichen Wind aufrecht liegt, so wirkt die Erdanziehung auf den Hebelarm Drehachse-Bleikiel im Winkel von 0°, d.h. das Drehmoment ist m=0 Nm. Wird nunmehr das Boot durch eine seitliche Boe geneigt, so greift die Erdanziehungskraft unter einem grösseren Winkel an den Hebelarm an und es erfolgt ein Rückstellmoment, so dass immer die Bootsunterseite in Richtung Erde zeigt.

Entsprechendes würde gelten, wenn der Drehpunkt des Mondes einen Abstand zum Massenmittelpunkt hat, sodass immer ein rückstellendes Drehmoment wirkt, wenn der Mond eine unabhängige Rotation ausführen will.

MfG Gerhard Kemme

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Hallo Gerhard,
gute Erklärung!

MfG

Tai