Monogamie auch Vorteile?

Hallo zusammen,

häufig werden die Nachteile Monogamer Partnerschaften aus Evolutionärer Sicht diskutiert. Gibt es aber aus Evolutionärer Sicht auch Vorteile? Ganz so unsinnig kann es ja nicht sein, sonst würde es ja keine Arten geben die Monogame Partnerschaften führen (Agaporniden z.B.)
Gibts studien zu dem Thema?
Ich würde mal spontan behaupten, dass der Evolutionäre Vorteil wie generell bei ausbildung von Sozialstrukturen in der Stressreduktion zu suchen ist. Wenn ich nicht permanent Revierkämpfe mit jedem potentiellen weiteren Partner führen muss, dann habe ich mehr Energie um mich mit der Aufzucht zu beschäftigen.
Gibts noch mehr Vorteile? was sagt denn die Wissenschaft dazu? Hier lese ich fast ausschließlich negative Dinge aber fakt ist, dass es Arten gibt die Monogame Partnerschaften führen. Glaub sogar dass es auch eine Affenart mit Monogamer Beziehungsstruktur gibt, oder?

Hallo,
Mal eine spontane Antwort von mir:
In einer monogamen Partnerschaft kann man die Kinder besser erziehen. Des weiteren ist eine Arbeitsteilung möglich sprich: einer geht jagen der andere passt auf die Kinder auf

Das alles klingt jetzt sehr nach Mensch aber ich glaube das System lässt sich auch auf einige Tiere übertragen.

mfg

Das klingt sehr logisch! Irgendwo habe ich auch gelesen, dass Monogamie auch mit der Hirngröße zu tun hat. Vielleicht hat intensive Erziehung in monogamen verhältnissen auch etwas mit Intelligenzförderung zu tun und damit einen Evolutionären Vorteil… Glaub Hirngröße wars… Weiß nur nicht mehr wo ich das gelesen habe…

Monogamie hat genauso wie die Polygamie Vorteile (und auch Nachteile), sonst hätte es sich nicht evolutionär etabliert.
Der Vorteil und auch gleichzeitig der Nachteil des Menschen und mancher anderer Säuger ist, dass sie Nachkommen gebehren, die nicht ganz entwickelt sind, sodass sie sich gleich von Beginn an selbst versorgen können, wie z.B. Meeresschildkröten, die sofort nach der Geburt in Richtung Wasser gehen und sich selbst versorgen müssen. Sprich sie sind angewiesen auf zumindest einen Elternteil, um in den ersten Lebensjahren zu überleben.
Je mehr Elter bei der Nestzucht vorhanden sind, desto besser ist es für die Nachkommen (Versuche mit Geburtsgewichten und Überlebenswahrscheinlichkeiten zeigen das). Folglich und auch logischerweise durch das Überleben der Nachkommen erhält man einen höheren Fitness-Benefit dadurch, als wenn weniger Nachkommen überleben.
Deswegen ist die Paarbindung eine Möglichkeit die Fitness zu maximieren.
Weitere Vorteile sind: Sicherheit der Vaterschaft der Nachkommen, kein Aufwendiges Dispersal, weniger Konkurrenz,…
Bei der Polygamie gibts auch noch Unterscheidungen zwischen Polyandrie und Polygynie, das darf man nicht in einen Topf werfen!
Alles hat seine Vorteile und Nachteile.

Hallo.

Nur die Monogamie, egal ob ständig oder temporär, gibt dem brutpflegenden Männchen eine gewisse Sicherheit, dass es seine Gene sind, um die er sich bei der Brutpflege kümmert.

Aus evolutionärer Sicht muss sie sich schon deswegen, auf Dauer durchsetzen.

Die Vorteile der Monogamie sind unter anderem, dass weniger Aufwand für die Balz, das Suchen des richtigen Partners, getrieben werden muss und im Brutverlauf deutlich weniger Missverständnisse und Streitereien auftreten. (Man kennt sich, man weiß, was der andere will und tut.)

Erkennbar ist das etwa schon bei Fischen, z.B. bei Buntbarschen, die zwar nicht richtig monogam sind, aber zur Fortpflanzung meistens (,wenn möglich,) den Partner bevorzugen, mit dem sie schon einmal Nachkommen hatten. (Der Züchter kennt die Vorteile eines eingespielten Paares.)

Der Mensch ist die einzige Säugetierart, die (bedingt) monogam ist. Männer, die es sich leisten können, haben durchaus auch zwei Frauen, über alle Kulturen hinweg. (Ja, ich weiß, dass es, in gewissen exotischen Kulturen, Ausnahmen gibt. Die Regel sind sie nicht.)

Die menschliche Monogamie ist in der Artgeschichte erst sehr spät entstanden, aus einem übersteigerten männlichen Sexualdrang und der weiblichen Prostitution (Sex gegen Nahrung) heraus.

Gelegentliches Fremdgehen gehört dabei, auch bei anderen monogamen Arten, durchaus zum üblichen Verhaltens-Repertoire.

Gruß, Nemo.

Vielen Dank, das klingt logisch und nachvollziehbar. Dann gibt es durchaus Evolutionäre Vorteile für diese Art der Paarbindung :smile:

Vielen Dank, soweit habe ich noch garnicht gedacht dass man auch unterscheiden muss ob der Nachwuchs gleich nach der Geburt selbstständig lebensfähig ist oder Brutpflege benötigt. Bei letzterem ist es logisch dass es von Vorteil ist dass beide Elternteile mit einbezogen werden. Also Monogamie im Vorteil :smile:

Passend zu Deiner Frage wurde hier ein Artikel veröffentlicht.

Vielen Dank :smile:
Passt ja super zum Thema :smile: Auch die Argumente klingen einleuchtend und logisch :smile:

Hallo,

zunächst: es gibt nur sehr sehr wenige wirklich monogame Arten (der Mensch zählt nicht dazu, siehe Kuckuckskinder, Polygamie, Prostitution etc.).

Nachwuchs mit verschiedenen Partnern ist im Normalfall offensichtlich evolutionär sinnvoller da nur sehr sehr wenige Arten lebenslang monogam sind.
Monogamie bedeutet für ein Individuum, dass eine einzige falsche Partnerwahl das eigene genetische Aussterben bedeuten kann.

Die Aufzucht des Nachwuchs betreiben, wo nötig, beide Elternteile. Unabhängig von der Intelligenz, da ist eher die Not Ursache. Auch wenig intelligente Vögel sorgen gemeinsam für die Brut, vor allem Zugvögel, da der Nachwuchs sonst nicht schnell genug flügge würde - ein Elternteil kann einfach nicht genug Futter anbringen.

Menschen lebten die meiste Zeit seit ihrer Entstehung in größeren Gruppen und Familienverbänden in denen das Aufwachsen von Kindern auch von der übrigen Familie und der Großgruppe einigermaßen gesichert war, bessere Chancen hatten Kinder aber wohl auch damals schon, wenn zwei Ernährer im passenden Alter vorhanden waren.
Was aber nicht bedeuted, dass niemand fremd ging oder Partnerschaften grundsätzlich lebenslang galten.

Übrigens: Straußenväter sind da sehr interessant. Die begatten mehrere Straußenweibchen, die wiederum Sex mit mehreren Männchen haben. Am Ende weiß kein Männchen, welche Eier von ihm sind.
Sinnigerweise sammeln Straußenmännchen deshalb möglichst viele Eier, stibitzen sie aus Nestern, brüten sie fertig und kümmern sich dann intensiv um die Küken nach dem Motto: höchstwahrscheinlich sind auch meine dabei.
Auch so etwas hat sich offensichtlich als evolutionär sinnig erwiesen.

Kurz: es kommt immer auf die Bedingungen an, auf verschiedenste Einzelheiten, Umweltbedingungen und div. Zusammenhänge.

Kurz: so, wie es von Natur aus (also nicht kulturell bedingt) ist, ist es evolutionär bislang am sinnvollsten, andernfalls wärs nicht so.

Allerdings will ich die Kultur bei der menschlichen Evolution nicht als unwesentlich ausschließen - aber das ist eine sehr eigene Sache. Kriege, Religionen und Vermehrungsdirektiven gibt es nur beim Menschen, der es damit immerhin geschafft hat, die Welt in sehr kurzer Zeit mit seiner Art zu überschwemmen - also sehr erfolgreich.
Wie lange das hält ist ein anderes Thema. Paläontologisch gesehen mutet das nach einem guten Leitfossil an: massenhaft auftretend, weltweit verbreitet und kurzlebig - nur leider ein Landlebewesen, das gibt keine guten Fossilien.
Aber unser Müll verbreitet sich auch im Mehr - der Cromagnonmensch wird indirekt ein gutes Leitfossil abgeben.

Gruß, Paran