"Monstertrassen" nach Bayern langfristig erforderlich

Hallo,
Unter Energiewende wird in der Regel nur die Umstellung der Stromerzeugung auf regenerative Energiequellen verstanden. Sie betrifft jedoch auch Heizung und Verkehr. Da die Stromanteil nur ca. 20% der gesamten Energie in Deutschland ausmacht, wäre es aus meiner Laiensicht sinnvoller, wenn die norddeutschen Stromerzeugerländer, die schon nahezu 100% ihres eigenen Strombedarfs decken, bei weiterem Ausbau der Wind- und Solarenergie diese für Heizungen und Verkehr selber nutzen. Es ist mir klar, dass dies noch nicht möglich ist, da die Speichertechnologie noch nicht so weit ist. Aber bis die Gleichstromleitungen nach Bayern fertiggestellt sind, gibt es möglicherweise schon bessere Stromspeicher und Power to Gas Technologien, so dass die Stromleitungen überflüssig wären.
Wie seht Ihr das?

Servus,

die Rede ist von einem Zeitraum von etwa sieben Jahren.

Vorhaben wie der Wiederaufbau der Straßenbahnen in Hamburg und Kiel und Einrichtung von O-Bus-Netzen in z.B. Oldenburg, Elektrifzierung sämtlicher Eisenbahnlinien nördlich des 52. Breitengrades, Umrüstung der Magermilchpulver-Sprühtürme auf E-Betrieb und Ausstattung der Wohnungen mit den elenden E-Speicherheizungen wären allesamt Vorhaben, die erstmal per se unrentabel wären und darüber hinaus auf eine Dauer von mindestens vierzig Jahren ausgelegt wären.

Was spricht denn dagegen, den Strom genauso per Hochspannungsleitung vom Erzeuger zum Verbraucher zu bringen, wie das auch mit dem aus Cattenom, Fessenheim, Philippsburg, Gösgen, Grundremmingen, Grohnde, Krümmel usw. usw. gemacht wurde und wird?

Warum sprichst Du eigentlich von „Monstertrassen“ und nicht z.B. von „Monster-Uranmeilern“?

Schöne Grüße

MM

Hallo,

IMHO erfolgt die Stromübertragung der von Dir genannten AKWs eben nicht so, wie es der Windstrom aus dem Norden nötig machen würde. https://de.wikipedia.org/wiki/Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung

Um über lange Distanzen den Strom noch einigermaßen verlustfrei zu übertragen, bedarf es eben neuer Stromtrassen mit neuer Technik. Und da regt sich in halb Bayern, da kleinteilig zersiedelt, massiver Widerstand. Von wg. Tourismus, Verschandelung der Natur, böser Strom überhaupt und was sich Sepp Oberhuber nicht so alles vorstellt.

Gruß
vdmaster

Servus,

ja, die Gleichstromtechnik ist in dieser Anwendung relativ jung; umso „monströser“ sind die 400-kV-Leitungen im Vergleich zu den geplanten neuen Leitungen. Um diesen Vergleich ging es mir in der Hauptsache.

Schöne Grüße

MM

Hi,

Er hat es aber in Anführungszeichen gesetzt, woraus wir schliessen könnten, dass er das Wort eher nicht in realitätsverzerrender (widerstands-)aktivistischer Weise nutzen möchte. Der Begriff kommt übrigens auf knapp 18.000 Kugeltreffer.

Gruß
vdmaster

Hallo,
ich habe tatsächlich das Wort Monstertrassen in Anführungszeichen gesetzt, da sie von den Gegnern (zu denen ich, in Bayern wohnend, nicht gehöre) so bezeichnet werden. Da hier in Bayern vieles abgelehnt wird, was mit regenerativer Energie zu tun hat (Seehofers Windrad-Regel, kein Pumpspeicherkraftwerk am Jochberg, keine „Vermaisung“ der Landschaft, keine neuen Wasserkraftwerke und keine „Monstertrassen“) fände ich es nur logisch, dass die Länder, die regenerative Energie produzieren, diese langfristig zum größten Teil selber nutzen und so eine möglicherweise unnötige Trasse sich zu ersparen. Die Power to Gas Technologie existiert ja schon (jedoch schlechter Wirkungsgrad); aber bevor Windräder abgestellt werden, ist es doch besser, die Energie in Wasserstoff umzuwandeln oder Häuser mit günstigem Strom zu beheizen.
Grüße Ingo

Hallo!

In Süddeutschland kommt dann der Strom ohne Kraftwerke „irgendwie einfach so“ aus der Steckdose oder was soll Sinn einer Idee sein, mit WKA erzeugten Strom für Raumheizung zu verbraten?

Energiewende umfasst mehr als Veränderungen an der el. Energieversorgung. Die Reduzierung des Energiebedarfs für Heizzwecke bietet sehr hohes Einsparpotential. Dabei ist allein mit Dämmung viel zu machen, aber das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht.

Auch der Verkehrsbereich lässt sich mit geringerem Primärenergieeinsatz bewerkstelligen als mit Verbrennungsmotoren, die bestenfalls im unteren zweistelligen Wirkungsgradbereich betrieben werden.

Wenn in einzelnen Landesregierungen Leute das Sagen haben, die dusselige Sprüche zum Punkten bei Teilen ihres Wahlvolks über sachgerechte Entscheidungen stellen, sollte das kein Anlass sein, sich der Dummheit anzuschließen.

Alle größeren Veränderungen in der Energieversorgung brauchen zur Umsetzung und flächendeckenden Einführung viele Jahre bis Jahrzehnte. Wenn wir jedes Mal, wenn ein Mittelschüler mit Verwaltungslehre, aber ohne naturwissenschaftlich-technischen Sachverstand sein unausgegorenes Zeug absondert, den langfristigen Weg verlassen, schaffen wir’s nie.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang,
Dass die Energiewende mehr als Veränderungen an der el. Energieversorgung umfasst, ist mir klar und das habe ich auch in meinem Schreiben so formuliert. Durch Dämmung kann sicherlich viel eingespart werden, aber es werden nicht alle Häuser Deutschlands in Passivhäuser umgewandelt werden können. Also müssen sie irgendwie beheizt werden. Von fossilen Energieträger wollen wir ja wegkommen, also bleibt nur Strom oder Gas aus Biogaskraftwerken. Für den Verkehr gilt dasselbe. Die benötigte Energie dazu kann nicht nur von den Norddeutschen Ländern erzeugt werden; auch die südlichen sollten Anstrengungen unternehmen, was ich bei den Bayern vermisse. Es ist jedoch nicht so, dass nur die Poliker solche Projekten ablehnen. In Bürgerentscheiden werden solche Anlagen auch gegen den Willen der Kommunalpolitiker abgelehnt. „Die wunderschöne bayerische Landschaft (der Vorhof zum Paradies; ich dachte das wäre das Fegefeuer) darf nicht verschandelt werden“. Ich meine, dass die Norddeutschen Länder, die schon viel für die Energiewende gemacht haben, dadurch Druck ausüben können, wenn der günstige Windstrom nicht in den Süden transportiert wird, sondern anderweitig genutzt wird, so dass der Süden mehr für die Energieversorgung machen muss, z.B. Kooperationen mit Österreich, die schon viele Wasserkraftwerke und Pumpspeicherwerke haben.
Grüße Ingo