Hallo,
ich habe eine Frage, handelt es sich bei Kindergärten (Kindergruppen) mit einer Erziehung nach Montessorie um eine „neu“ Modeerscheinung oder um ein tragbares Konzept?
Welche Ziele werden damit verfolgt und wie?
Woran kann ich eine gute Montessorie Gruppe erkennen und wann handelt es sich nur um eine Modeerscheinung?
Ich bin in diesen Fragen etwas Konservativ geprägt, möchte aber versuchen mir möglichst vorurteilsfrei eine unabhängige Meinung zu bilden. Hintergrund ist die Entscheidung für einen Kindergartenplatz, das Kind (junge) ist drei Jahre, sehr lebhaft und mit ausgeprägtem Eigenwillen versehen.
In der Hoffnung auf Aufklärung danke ich Euch für Eure Bemühungen.
bodo
Hallo Bodo,
Maria Montessorie war der Überzeugung, dass Kinder nicht so sehr die Vorgaben der Erzieher brauchen, womit sie sich beschäftigen sollen, sondern Kinder entwickeln ihre Interessen alleine aus ihrem Entwicklungsstand heraus. Konkret: Wenn ein Kinder bei einem Gruppenspiel nicht mitmachen will, weil es von einem Spiel alleine so fasziniert ist, dann soll es auch ruhig bei diesem Spiel bleiben, weil diese Erfahrung momentan wichtiger ist, als sich in der Gruppe einzufügen. Manchmal beschäftigt sich ein Kind über einen langen Zeitraum mit ein und dem selben Spiel, was in Montessorie-Kigas ebenfalls gefördert wird. In klassischen Kigas legen die Erzieher Wert darauf, dass die Kinder in ihrem Spiel abwechslungsreich sind.
In unserem Kindergarten war in dem Erziehungskonzept die Montessorieprinzipien miteingemischt.
Ein Kindergarten steht und fällt mit den Fähigkeiten der Erzieher, die zum einem den Gruppenzusammenhalt schaffen sollen, zum anderen jedes Kinder individuell förden müßten. Wichtig dabei ist der Blick auf die Schulzeit, in der Leistungsfähigkeit des Einzelnen genauso von Bedeutung ist, wie die Fähigkeit sich in die Gemeinschaft zu integrieren.
Montessorie-Kigas fördern durch ihr Konzept vorallem die individuellen Fähigkeiten, was nicht jedem Kind für die persönlich Entwicklung gut tut, vorallem dann, wenn es geistig einiges auf dem Kasten hat, aber sich mit 5 Jahren immer noch nicht bei Gruppenspielen einfügen mag. Da hilft keine Theorie mehr, sondern ein gutes Gespür und Händchen der Erzieher(in).
Ich persönlich finde die Ideen vom Maria Montessorie sehr beeindruckend und nachvollziehbar, und habe mir auch als Mutter einiges zu Herzen genommen. Meine Freundin hatte ihr Kind in solchen einem Kiga. Nachteilig daran fand ich, dass die Eltern zeitmäßig zu häufig eingebunden waren - für berufstätige Eltern nicht immer praktisch. Bei all den schönen Naturmaterialien und Holzspielzeug der M.-Kigas gieren manche Kinder irgendwann einmal nach schnöden und buntem Plastikkram.
so würde ich folgendes in Augenschein nehmen:
wie gut sind die Erzieher(innen)? (das zu beurteilen geht vorab nur aus dem Bauch heraus)
wie entwickelt sich das Kind?
verfolgen sie im Kiga zu akribisch den Prinzipien? (manche Montessories „verbieten“ für das Spiel Zuhause z.B. Barbies und Carrerabahn - das wäre mir zu fanatisch)
mit viel Eigenleistung muß man rechnen? (manche Eltern müssen neben Laternebasteln, Weihnachten, Fasching, Ostern, auch noch sich an der Spielzeugherstellung beteiligen)
Alles in allem sollte ein Kindergartenalltag zum persönlichen Leben der Kinder und deren Familie passen.
viele Grüße
Claudia
Hallo,
hier ein Link:
http://www.google.de/search?q=cache:open_mouth:whN9BBu2Vg:rzai…
Unter Punkt 4 findest du einige Hinweise zur Montessouri-Technik.
Herzliche Grüße
Thomas Miller
BINGO!
Hi Claudia!
Als Teilbetroffener (meine Frau ist Erzieherin) danke ich für Deinen kritischen (und das soll jetzt nicht abwertend sein) Beitrag zum Thema Montessori.
Ich habe die Beobachtung gemacht, dass diese „steifen, einseitigen“ Methoden (wie Motessori, Waldorf, etc.) zwar ganz nette Ansätze haben, allerdings manchmal etwas realitätsfern zu sein scheinen. Ich finde es klasse, wenn Erzieher(innen) sich weiterbilden und Teile dieser Pädagogiken (ist das der Plural?) in das alltägliche Konzept einbinden, allerdings halte ich diese Versteifung auf nur eine Methode für falsch!
Abgesehen von dem von Dir angesprochenen Fanatismus (der mir übrigens auch in beiden Montessori-KiGa in meiner Stadt aufgefallen ist) halte ich einen gesunden Mix für deutlich wertvoller!
Grüße
Guido
Claudias Ausführungen decken sich mit den Aussagen meiner Pädagogik-Lehrerin (ich hab Kindergärtnerin und Horterzieherin gelernt).
Gruß
Hanna
Hi,
Unter Punkt 4 findest du einige Hinweise zur
Montessouri-Technik.
…warum man so schwer die richtige Schreibweise findet. Die gute Frau hieß Maria Montessori. Daß eine Doktorarbeit sie zu Montessouri verhunzt, dazu Waldorf zu Walddorf, finde ich geradezu haarsträubend.
Gruß
J.
Du hast Recht!
Hallo,
…warum man so schwer die richtige Schreibweise findet. Die
gute Frau hieß Maria Montessori. Daß eine Doktorarbeit sie zu
Montessouri verhunzt, dazu Waldorf zu Walddorf, finde ich
geradezu haarsträubend.
der Grund dürfte einfach in der Ungewöhnlichkeit des Namens liegen. Ich habe zwar von ihr und über sie einiges gelesen, aber über die Schreibweise des Namens habe ich mir gar keine Gedanken gemacht.
Mea culpa.
Herzliche Grüße
Thomas Miller
haben meiner Meinung nach alle den Nachteil, daß die Gruppen nicht die durchschnittliche Bevölkerung widerspiegeln.
Geringverdiener können es sich nicht leisten und Familien in denen der/die Eltern voll arbeiten müssen haben keine Zeit sich in der Gruppe zu engagieren. Im Waldorfkindergarten der für unsere Tochter in Frage gekommen wäre, gibt es keine Kinder aus einer sog. „Gastarbeiterfamilie“.
Ich bezweifle schon, ob es sinnvoll ist, wenn Kinder in einer Art „Reservat“ aufwachsen. Meiner Meinung nach schadet es nichts, wenn auch kleinere Kinder mitbekommen daß es Familien gibt die über wenig Geld verfügen, daß es Menschen mit Sprachschwierigkeiten gibt. Andere Religionen und Lebensgewohnheiten (z. B:Mutter der Freundin trägt Kopftuch oder kein Schweinefleisch zum Mittagessen) bekommen die Kinder in einer solche Spielgruppe gleich hautnah vermittelt.
Susanne
Hai, Hai
es ist ja schon diverses angesprochen worden, ich hab’ trotzdem noch 'was:
Meine Schwägerin wollte ihre Tochter in einen Montessori- Kindergarten schicken (irgendwo im Kreis Passau) - als erstes wurde sie schräg angemacht, weil ihre Tochter mit 7 einen Computer bedienen konnte (das Kind war aufgrund einer Beinschiene für ein paar Jahre in ihrer Freiheit stark eingeschränkt…), als nächstes wurde heftigst kritisiert, daß sie Barbie-Puppen und Lego hat, dann wurden präzise Vorschriften gemacht, wie sie ihr Kind zu erziehen hat, was für Spielsachen erlaubt sind und womit sich die Kleene im nächsten halben Jahr zu beschäftigen hat - erst danach sollte nochmal überprüft werden, ob das Kind „Montessori-geeignet“ ist. Damit noch nicht genug, die Mitarbeit der Eltern in der KiTa beschränkte sich nicht nur auf mal mitbasteln, sondern sie sollten zweimal die Woche für alle Kinder kochen und einmal die Woche den ganzen Tag mitbetreuen, also 1,5 Tage/Woche voll mitarbeiten - wie, beide Eltern sind berufstätig? Das geht natürlich nicht…
Also so gut ich die Ansätze von Montessori finde - aber bei den Bedingungen und der Kohle, die das auch noch kostet, frage ich mich, wozu ein Kind in die KiTa, wenn die Eltern die Betreuung dann doch selber machen dürfen?
*gefrustet-über-den-Mist,-der-aus-guten-Ansätzen-entsteht*
Sibylle
Hi, grille,
ich bin von dieser Methode nicht so sehr überzeugt, teilweise, wie du es beschreibst, n bißchen überzogen, meiner meinung nach werden zu wenig Grenzen für die Kids gezogen, das gibt den lieben kleinen Unsicherheiten, was nicht gut ist. Kinder fühlen sich in Grenzen sicher und entwickeln so ihre persönlichkeit besser.
Habe jetzt n Kind kennen gelernt, bezügl. Geigenunter., was gar keine Grenzen kennt mit 6 Jahren, bei solchen Angelegenheiten lehne ich auch n Unterr. ab, da tanzen einem die Kids dann ganz schön auf der Nase rum, die wollen mal dies mal das und jenes auch nicht, dann gehts die Nervenbahnen rauf und runter usw.
Meinetwegen können sich Eltern, die das aushalten wollen, antun, aber nicht mit mir.Wenn du dann nach was von Waldorschule hörst, fallen die Flebben ganz runter.
Tschüß
Hi Claudia!
Als Teilbetroffener (meine Frau ist Erzieherin) danke ich für
Deinen kritischen (und das soll jetzt nicht abwertend sein)
Beitrag zum Thema Montessori.Ich habe die Beobachtung gemacht, dass diese „steifen,
einseitigen“ Methoden (wie Motessori, Waldorf, etc.) zwar ganz
nette Ansätze haben, allerdings manchmal etwas realitätsfern
zu sein scheinen. Ich finde es klasse, wenn Erzieher(innen)
sich weiterbilden und Teile dieser Pädagogiken (ist das der
Plural?) in das alltägliche Konzept einbinden, allerdings
halte ich diese Versteifung auf nur eine Methode für falsch!
Guido,
Du sprichst mir aus der Seel.
Als Waldorf-Mutter nervt es mich schon hin und wieder,erkennen zu müssen,daß es recht dogmatisch und mitunter auch scheinheilig zugehen kann.
Eine Gesamtintegration aller Konzepte fände ich toll,und an einigen Schulen wird das auch versucht,leider nicht in unserer Nähe.
Warum ich Dir schreibe,ich möchte daran erinnern,daß auch die sogenannte Regelschule nur auf einem Konzept basiert.Der einzige Unterschied ist die Zahl der Anhänger…
Diese Lehrer sind doch auch nur Werkzeuge des jeweiligen Systems…aber das ist ein großes Thema…
Viele Grüße,Mina
Abgesehen von dem von Dir angesprochenen Fanatismus (der mir
übrigens auch in beiden Montessori-KiGa in meiner Stadt
aufgefallen ist) halte ich einen gesunden Mix für deutlich
wertvoller!Grüße
Guido
Sue,
ich verstehe Deine Sichtweise,und stimme Dir auch überwiegend zu.
Nur,in der Praxis hat es sich mir vielfach detaillierter dargestellt:
Kein Waldorfkiga,den ich kenne,das sind zur Zeit 6 ,würde Gastarbeitern,wie Du sie nennst, die Aufnahme verweigern.
Eher im Gegenteil.
Es ist nur so,daß Waldorfeltern in der Regel viel nachgedacht haben über das,was sie für ihre Kinder wollen und in der Regel einen überdurchschnittlichen Bildungslevel haben.
Oh je,das kann jetzt schlimm mißverstanden werden,bitte tut es nicht,es ist einfach nur eine Aussage auf statistischer Ebene.
Der überwiegende Teil unserer „Gastarbeiter“ kommt aus einfachen Verhältnissen.Die wollen in der Regel einfach keine besondere Pädagogik.
Es gibt auch andere Fälle und ich kenne einige wenige ausländische Waldörfler,kommen aber allesamt aus höheren Bildungsschichten.
Im Kiga meiner Tochter waren 3 sogenannte Integrationskinder,für 2 hat es eine sehr positive Entwicklung gegeben im Kiga.
Zum Thema Geld:
Würde ein Waldorfschulplatz ebenso staatlich bezahlt wie der Regelschulplatz gäbe es dieses Problem nicht…
Ich sehe sogar eine Menge Pionierarbeit in Waldorfkreisen ohne die es wohl nie möglich werden wird,daß der Staat eines Tages aufgrund der Expansion dieser „Szene“ was ämndern wird müssen.
Was ich sowohl im Kiga als auch in der Schule erlebe ist daß es noch nie am Thema Geld gescheitert ist,daß Kinder aufgenommen werden.
Soll heissen,daß der Regelsatz so gesetzt wird,daß eine gewisse Zahl zu Mininmalbeiträgen mitlaufen kann.
Was ich erlebe,täglich,ist eine sehr liebevolle Athmosphäre,stetes Bemühen,Probleme zu bewältigenund natürlich auch einige Schattenseiten,zu dogmatisch manchmal,hin und wieder realitätsfern etc.
Aber,die kluge Waldorfmutter schweigt und geht trotzdem den Weg,den sie für richtig hält .
Und weiß,daß die Nachteile des staatlichen Systems um so einiges größer sind…
Viele Grüße,Mina
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