Mord an Soleimani

Moin,

mittlerweile bin ich nicht mehr amüsiert über den amerikanischen Idioten im Weißen Haus. Was hat er sich denn dabei gedacht? All’ das, was Obama in mühseligen Verhandlungen erreicht hat, mit einem Angriff zunichte gemacht. Und meine Bundesregierung hat nicht mal die Eier in der Hose, diesen Anschlag zu verurteilen. Die Amerikaner agieren wieder in bester Wildwestmanier der 70er und 80er Jahre. Sie brauchen sich nicht wundern, wenn wieder ein paar „Rächer“ Flugzeuge entführen.
Oder ist das „nur“ ein Schwanzvergleich, den man nicht sooo ernst nehmen braucht?
Ich bin tatsächlich ziemlich verunsichert, was sich daraus entwickeln kann.

Soon

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Klug war das sicherlich nicht und die Folgen sind unabsehbar. Nur: neulich turnten ein paar vom Iran gesteuerte Gestalten an der US-Botschaft in Bagdad herum und skandierten „Soleimani ist unser Anführer“. Angesichts des Traumas von Teheran kann ich schon nachvollziehen (und ich bin kein patriotischer US-Amerikaner in den mittleren Jahren mit eher einfacher Bildung und einem klaren Bild von der Rolle der USA in der Welt), daß man da als Präsident tätig wird. Oder anders herum: Untätigkeit wäre Trump von seiner Zielgruppe als Schwäche ausgelegt worden und das ist das letzte, was der Mann im Augenblick gebrauchen kann - mal abgesehen vielleicht von Gerüchten über eine frühere Affäre mit Nancy Pelosi.

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Dass er damit sich bzw. seinen Umfragewerten einen Gefallen tut. Das weiß man übrigens aus erster Hand:

Dass ein Konflikt mit dem Iran das Impeachmentverfahren übertönen würde, versteht sich auch von selbst.

Kann ich mir nicht vorstellen. Soleimani war eine der wichtigsten Figuren in der Region und im Iran war kaum jemand einflussreicher. Der Iran kann es sich imho hier gar nicht leisten, nicht zu reagieren. Das hätte für das Regime sowohl innen- als auch außenpolitisch große Konsequenzen. Die Ermordung von Soleimani war eine Kriegsakt und er war ja auch nicht das einzige Opfer. Mit al-Muhandis wurde der Kommandant der Kata’ib Hezbollah getötet, die zu den größten irakischen Milizen gehört. Auch der Irak wird diesen Angriff auf seinem Staatsgebiet nicht unbeantwortet lassen und Leute wie Muqtada al-Sadr haben auf so einen Anlass nur gewartet.

Diese Angriff könnte weitreichende Folgen für die Region und in weiterer Folge auch für uns haben. Und was macht Trump? Anstatt in einer Rede an die Nation seine Beweggründe darzulegen, geht er lieber golfen. Deine Verunsicherung ist sicher nicht unbegründet.

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Nunja, es turnen immer irgendwelche Gestalten vor irgendwelchen Botschaften herum. Mich irritiert diese Selbstverständlichkeit, mit der Trump agiert und keiner gebietet ihm Einhalt, nicht mal ein bisschen.
Ich stelle mir gerade vor, was passiert wäre, wenn Angela Merkel einen Mord, und nichts anderes ist es, nach dem Weihnachtsmarktattentat in Auftrag gegeben hätte.
Im Ürbrigen ist Obama kein Heiliger, weil er sich um Friedensverhandlungen mit dem Iran bemüht hat. Ich glaube mich zu erinnern, dass es zu seiner Amtszeit auch Mordaufträge gegeben hat.
Ich stelle mir gerade vor, was passiert, wenn sich Nordkorea und der Iran zusammen tun. Zwei Atommächte mit einem nicht überschaubarem Arsenal und nicht zurechnungsfähigen Führern und auf der anderen Seite ein nicht zurechnungsfähiger Führer mit dem größten Arsenal der Welt. Dagegen liest sich (für mich) die Kubakrise wie eine Gutenachtgeschichte. Da waren wenigstens noch halbwegs vernünftige Menschen beteiligt.
Gerade im Radio, man musste den General ausschalten, weil er einen Anschlag geplant hatte, arrgh. Glaubt das denn überhaupt noch jemand?

Soon

Wie gesagt: es gibt noch das Trauma mit der Botschaft in Teheran, was bei solchen Vorfällen in den USA wieder hochkommt. Ein Präsident, der zuläßt, daß erneut eine Botschaft im Mittleren Osten erobert wird, braucht sich gar nicht erst zur Wahl zu stellen.

Und ich sage nicht (warum habe ich hier immer das Gefühlt, daß man so etwas schreiben muß?), daß die Reaktioni vernünftig, richtig oder rechtlich in Ordnung war. Aus der Perspektive eines US-Präsidenten gab es praktisch keine Alternative dazu, wenigstens irgendein Zeichen zu setzen.

Das sollte man glauben, weil der Mann nichts anderes getan hat. Er war der oberste Terrororganisator und -Koordinator. Es war sein Job, Anschläge zu planen und zu koordinieren und das entsprechende Geld hin- und herzuschieben. Nur war das nicht erst seit gestern bekannt.

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Hallo,

Russen bringen angeblich einen Ex-Russen in Großbritannien um und es hagelt Embargos. Russen werden verdächtigt, einen Georgier im Tiergarten in Berlin ermordet zu haben und Mitarbeiter der Botschaft werden ausgewiesen.

Die USA töten mal wieder jemanden gezielt mit Drohnen statt ihn einem demokratisch legitimiertem Gericht zuzuführen und ihm auf Grundlage von Gesetzen den Prozess zu machen. Und wie reagiert die Bundesregierung? So schwammig wie sie in den letzen Jahren regiert …

Alle sind gleich nur manche sind gleicher…

Grüße
Pierre

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Unsere Politiker sind doch Marionetten der Industrie! Weder USA noch Iran dürfen kritisiert werden. Joe Kaeser will dorthin seine Zentrifugen in Iran und VW, BMW usw Autos usw in USA verkaufen.

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Hi, die Ermordung eines Menschen ist grundsätzlich zwar anmaßend aber eben nicht per se verwerflich. Gerade in diesem Fall. Das alle westlichen Staaten einigende Interesse müsste eigentlich sein, die öffentliche Ordnung im Irak (wieder) herzustellen und demokratische Prinzipien durchzusetzen. Von daher hat im Irak niemand was verloren, wer gegenteilige Ziele verfolgt noch dazu auf gewaltsame Weise. Das gilt erst recht für den Iran. Die Aktion der Amerikaner ist in der Ausführung höchst beachtlich und aus vorgenannten Gründen nicht zu vergleichen mit den Giftanschlägen der Russen in Europa (Berlin und London). Trump hat richtig gehandelt, er hatte verständliche Motive. Er ist dennoch unglaubhaft, weil er um seiner Wahl zum US-Präsidenten Willen, der amerikanischen Öffentlichkeit versprochen hatte, sämtliche US-Truppen aus dem Ausland zurückzuziehen.

mki

Ein Polizist rempelt Dich im Fußballstadion an. Was machst Du?
Ein wildfremder Mann, der einen Kopf kleiner und 15 Kilo leichter ist als Du, rempelt Dich in der Kneipe an. Was machst Du?
Deine Frau rempelt Dich im Hausflur an. Was machst Du?
Ein Mitarbeiter (Du Chef) rempelt Dich im Aufzug an. Was machst Du?
Dein dreijähriges Kind rempelt Dich im Badezimmer an. Was machst Du?
Ein Geschäftspartner, an dem Du jedes Jahr zigtausend Euro verdienst, rempelt Dich im Foyer Deines Unternehmens an. Was machst Du?

Immer das gleiche? Bedenkst Du, wen Du vor Dir hast, bevor Du handelst? Wägst Du die Konsequenzen Deiner Reaktion ab, bevor Du handelst?

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Jaja, wir reagieren täglich zigmal auf andere Menschen und zwar in gleichen Situationen unterschiedlich, je nachdem, wen wir vor uns haben und je nachdem, welche Folgen unsere Reaktion hätte. Wer glaubt, daß Staaten auf das Verhalten von Staaten immer gleich reagieren sollten, lebt in einer Traumwelt. Zum Glück, muß man schon sagen, sind die Reaktionen unterschiedlich. Andernfalls läge der Planet schon längst in Schutt und Asche. Schließlich hätte es dann schon mehrfach UN-Mandate gegen die USA und Russland (bzw. zuvor die UdSSR) geben müssen, angesichts diverser Angriffe auf UN-Mitglieder und das hätte kaum mit einem gemütlichen Beisammensein geendet.

Ich entschuldige mich. (Ja, ich habe Deine vielen Fragen gelesen, Und ja, ich bin mir bewusst, dass Du davon ausgehst, dass ich das „Opfer“ der Rempelei bin.)

Nein.

Das habe ich in meinem Leben irgendwann mal getan und mich für den pazifistischen Lebensstil entschieden - und für einen freundlichen.

Grüße
Pierre

Das dollste am Internet ist ja, daß man da immer so spezielle Leute trifft. Typen, denen man im echten Leben nie begegnet. So auch hier: man sollte ja meinen, daß der Angerempelte dem Polizisten insgeheim viel Erfolg bei der Arbeit wünscht, dem Knilch in der Kneipe sagt, er solle sich mal zusammenreißen, seinem Kind, daß man nicht angerempelt werden möchte, seine Frau ob der kleinen Körperlichkeit liebevoll zulächelt, dem Mitarbeiter sagt, daß er freundlicherweise die Augen aufmachen soll und dem Geschäftspartner innerlich den Stinkefinger zeigend einen angenehmen Tag wünscht.

Aber hier: alles ruhig. Einfach nur Glück, Frieden und Liebe.

Darauf ein fröhliches Namaste.

Was hätte ich schreiben sollen?

  • Dass ich dem Polizisten, der mich im Fußballstadion anrempelt (wobei ich nie im Fußballstadion war, zum einen weil mich Fußball nicht interessiert, zum anderen, weil ich diese Lebenseinstellung der Gäste nicht nachvollziehen kann) eine Bengalfackel in die Unterhose stecke?
  • Dass ich dem kleinen, stabil gebauten Mann in der Kneipe die Zähne einschlage (wobei ich mich selbst als Kind nie geprügelt habe)?
  • Dass ich meine Frau mal so richtig verjacke, wenn wir die Wohnungstür hinter uns geschlossen haben?
  • Dass ich meine Untergebenen fristlose feuere oder wenigstens mobbe?
  • Dass ich das Kind mal so richtig verjacke? Kinder brauchen ja ohnehin nur regelmäßig eine Tracht Prügel um zu funktionieren.
  • Dass ich sofort alle Verträge mit dem Geschäftspartner kündige?

Es gibt Menschen, die sind nicht dauerhaft auf Krawall gebürstet. Die gehen nicht wie das HB Männchen bei kleinsten bisschen Stress in die Luft. Es gibt Menschen, die haben erkannt, dass 1.000 Worte mehr Bewegung in die gewünschte Richtung auslösen können, als ein einziger wohlplatzierter Schlag.

In dem Sinne: friedliches Wochenende

Pierre

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Du solltest gar nichts schreiben; ich wollte Dir vor Augen führen, daß man sich gegenüber verschiedenen Personen unterschiedlich verhält und zwar abhängig zur gesellschaftlichen oder persönlichen Beziehung. „Man“ im Sinne von „alle außer Dir“. Ich konnte ja nicht ahnen, daß ich mit Dir der ersten Person begegne, die mit dem eigenen, unhöflichen Kind nicht anders kommuniziert als mit einem Polizisten oder einem Deppen in der Kneipe.

Damit wollte ich Dir jedenfalls begreiflich machen, daß man auch auf der diplomatisch-politischen Ebene mit verschiedenen Staaten in ähnlichen Situationen unterschiedlich umgeht. Wenn Bhutan anfinge, systematisch die Server des Pentagons zu hacken, geht man als USA damit nun einmal anders um als mit Nordkorea, das relativ zügig halb Ostasien in eine strahlende Wüste verwandeln könnte. Und genau aus einem ähnlichen Grunde marschiert man nicht in Russland ein, wenn es ein befreundetes oder zumindest unabhängiges Land annektiert, während man das beim Irak halt gemacht hat. Und aus dem gleichen Grunde kann man gegen Russland harte Wirtschaftssanktionen verhängen, während man das bei den befreundeten USA nun einmal nicht so gerne macht, weil das für die eigene Wirtschaft und das an sich gute Verhältnis zwischen den Staaten nicht ganz so gut wäre.

Anders formuliert: nur weil in den USA ein Idiot am Drücker ist, der das Prinzip der Diplomatie und der langfristigen Partnerschaft nicht begriffen hat, müssen sich nicht alle anderen Staats- und Regierungschefs auch noch wie Elefanten im Porzellanladen verhalten.

Das ist halt das Ding mit der perfekten und der realen Welt: die beiden haben nur wenig miteinander zu tun und zwar um so weniger, je mehr Beteiligte es gibt und je komplexer die Gesamtsituation ist.

Natürlich kommuniziere ich unterschiedlich mit den drei Personen. Aber Kommunikation und spontane Reaktion auf ein Sich-Gegenseitig-Im-Weg-Stehen sind zwei völlig unterschiedliche Dinge.

Vielleicht wäre das aber mal an der Zeit.

Wenn man sich die Kriege, bewaffneten Konflikte, so genannten Revolutionen der letzten, sagen wir mal, 75 Jahre ansieht und durchzählt, an wie vielen die USA offen oder indirekt oder mit viel Geld beteiligt waren, könnte man auf die Idee kommen, dass die USA seit vielen Jahrzehnten der aggressivste Staat auf diesem Felsklumpen im All ist und auf das Wohl der Mehrheit der Menschen :poop:, nur um des Reichtums einer kleinen Clique willen.

Ich würde dem orangehaarigen, geistig minderbemittelten Mann nicht die Schuld geben. Es ist das „System USA“, das seit Jahrzehnten wie eine Elefantenherde massenhaft zerstörte Porzellanläden auf seinem Weg zurück lässt.

Grüße
Pierre

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Meiner Meinung nach war das ein terroristischer Akt.

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Wenn er irgendein Zeichen gesetzt hätte, dagegen hätte ja nichts gesprochen.

Das eine schließt das andere ja nicht aus :wink:

Soleimani war (unter anderem) General der regulären Streitkräfte eines souveränen Staates und ich nehme an, dass der Drohnenpilot ein Mitglied der US Streitkräfte ist. Das war also ein direkter Angriff und somit kriegerischer Akt. Das wiegt imho ein wenig mehr als ein ‚bloßer‘ Terrorakt.

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Ach so … ich seh schon wieder, dass ich von militärischen Angelegenheiten nicht viel verstehe …
Ich dachte, ein Terrorakt sei noch wesentlich illegaler.

PS: Weiß irgendjemand, wo man sich einigermaßen objektiv über diesen Soleimani informieren kann? Der Wikipedia-Artikel ist ein bisschen sehr dünn.

Ich glaube nicht, dass es hier eine gemeingültige Definition gibt und falls doch, wäre sie eher politischer als militärischer Natur.

Der Angriff auf Suleimani war definitiv ein Terrorakt, da es keinen offiziellen Kriegszustand zwischen dem Iran und den USA gibt und hier versucht wurde, ein politisches Ziel mit Gewalt zu erreichen. Terrorakte gibt es aber nahezu täglich auf der Welt. Alleine die Dronenangriffe (ähnlich wie hier) der USA forderten tausende Todesopfer. Aktuelle Zahlen gibt es dazu leider nicht, da sich die Trump Regierung seit 2018 weigert, entsprechende Zahlen zu veröffentlichen.

Ich kann mich aber nicht erinnern, wann das letzte Mal ein so hoher Offizier von den Streitkräften eines anderen Landes gezielt getötet wurde. So etwas geschieht normalerweise nur dann, wenn sich beide Länder im Krieg befinden. Da die USA nun so tun, als ob dies der Fall wäre, ist nicht abzusehen, wie die Reaktion des Iran ausfallen wird.