Du solltest gar nichts schreiben; ich wollte Dir vor Augen führen, daß man sich gegenüber verschiedenen Personen unterschiedlich verhält und zwar abhängig zur gesellschaftlichen oder persönlichen Beziehung. „Man“ im Sinne von „alle außer Dir“. Ich konnte ja nicht ahnen, daß ich mit Dir der ersten Person begegne, die mit dem eigenen, unhöflichen Kind nicht anders kommuniziert als mit einem Polizisten oder einem Deppen in der Kneipe.
Damit wollte ich Dir jedenfalls begreiflich machen, daß man auch auf der diplomatisch-politischen Ebene mit verschiedenen Staaten in ähnlichen Situationen unterschiedlich umgeht. Wenn Bhutan anfinge, systematisch die Server des Pentagons zu hacken, geht man als USA damit nun einmal anders um als mit Nordkorea, das relativ zügig halb Ostasien in eine strahlende Wüste verwandeln könnte. Und genau aus einem ähnlichen Grunde marschiert man nicht in Russland ein, wenn es ein befreundetes oder zumindest unabhängiges Land annektiert, während man das beim Irak halt gemacht hat. Und aus dem gleichen Grunde kann man gegen Russland harte Wirtschaftssanktionen verhängen, während man das bei den befreundeten USA nun einmal nicht so gerne macht, weil das für die eigene Wirtschaft und das an sich gute Verhältnis zwischen den Staaten nicht ganz so gut wäre.
Anders formuliert: nur weil in den USA ein Idiot am Drücker ist, der das Prinzip der Diplomatie und der langfristigen Partnerschaft nicht begriffen hat, müssen sich nicht alle anderen Staats- und Regierungschefs auch noch wie Elefanten im Porzellanladen verhalten.
Das ist halt das Ding mit der perfekten und der realen Welt: die beiden haben nur wenig miteinander zu tun und zwar um so weniger, je mehr Beteiligte es gibt und je komplexer die Gesamtsituation ist.