Nun ist zu dieser Zeit des Tages nicht jeder gleich gut drauf,
viele sind maulfaul und muffig. Dementsprechend kommt dann der
(pflichtschuldig, weil höflichkeitsbedingt) erteilte
Morgengruß daher. Ein brummiges „Morgen!“ oder gar „morn!“
wird wohl dann erteilt, wenn man zwar dem Anstand genügen
will, mit den Gedanken aber ganz wo anders ist, oder als
Antwort auf den Gruß eines eher nicht so sehr geschätzten
Kollegen.
Stimmt - habe aber auch schon fröhlich dahin geträllerte, freundliche aber sehr eilige „Morgen“ Grüße gehört.
Anders drauf sind Leute, die schon beim Aufstehen pfeifen,
beim Rasieren das Brummen des Rasierapparates als Basso
continuo zum eigenen Morgenträllern nutzen. Diese Leute gehen
den armen Morgenmuffeln dann mit einem mit strahlendem Lächeln
geschmetterten „Guten Morgen!“ oder gar „Schönen guten
Morgen!“ auf die durch das Aufstehenmüssen ohndies bereits
geschundenen Nerven.
Stimme wieder zu.
Interessant wird es an den Stellen, an denen es die Höflichkeit, Machtverhältnisse oder ähnliches gebieten, auf jeden Fall „Guten Morgen“ zu sagen. Auch dort kann der Tonfall, der (nicht) vorhandene Elan in der Stimme auch das eigentlich „bessere“ „Guten Morgen“ stark beeinflussen.
Als Beispiel aus der Literatur: J.R.R. Tolkien The Hobbit / The Lord of the Rings. Die erste Begegnung unseres Helden mit dem Zauberer. Dort wird im Gespräch mehrfach „Guten Tag“ gesagt, z.B. als Begrüßung, aber auch als Verabschiedung / „Rausschmiss“. Dieser Umgang mit der Sprache wird von den Charakteren auch genauso thematisiert…