Moselfränkische Dialekte

werden die Dialekte in Hunsrück, Eifel und Westerwald eigentlich noch von den meisten benutzt? Oder sprechen zumindest Kinder doch eher Hochdeutsch oder Hochdeutsch, das wie Hunsrückisch, Eifeler oder Westerwälder Dialekt klingt?

Moin,
also im Hunsrück (so um Idar-oberstein und so) sprechen definitiv alle Dialekt. Als wir damals dahin gezogen sind, hab ich die ersten zwei Wochen im Schulbus kein Wort verstanden. Und beim mündlichen Abi hatten wir einen Klassenkameraden, der es fertigbrachte, hochdeutsche Sätze auf Dialekt vorzulesen (der hat ‚da‘ gelesen und ‚loh‘ gesagt…).

Selbst mein Bruder und mein Vater sprachen nach kaum drei Monaten dort schon einigermaßen Dialekt…

LG
Christiane

Hallo,
In den Dörfern meiner alten Heimat (nordwestliches Saarland) sprechen auch viel Kinder miteinander noch Dialekt. Ich hatte in den 60er Jahren einen Mathelehrer der sogar im Unterricht oft Dialekt sprach, einen Ausdruck weiß ich noch: de Wuëzel roppen = die Wurzel ziehen (rupfen).
Und in Luxemburg ist Lëtzebuergesch (eine Art moselfränkischer Dialekt mit französischen Einsprengseln) offizielle Sprache. Kostproben: http://www.google.de/search?as_q=L%C3%ABtzebuergesch…

Äddi (

Servus Christiane,

nicht, dass ich Dir nicht glaubte - aber auf die Distanz Elbe-Hunsrück darf ich schon fragen: Bist Du sicher, dass es sich nicht um Deutsch mit lokaler Aussprache und nur einzelnen übrig gebliebenen Einsprengseln aus dem früheren Dialekt handelt? Man kann das „von außen gehört“ leicht verwechseln, weil erstmal beides unverständlich ist.

Wenn ich heute zwischen Ulm und Friedrichshafen unterwegs bin, höre ich bei Personen unter 40 fast ausschließlich Deutsch, das mit schwäbischem Klang gesprochen wird. Obwohl diese Gegend als Dialekt-Hochburg gilt, hat sich der regionale Dialekt im eigentlichen Sinn weitgehend auf Orte mit weniger als 1.000 Einwohnern und ohne Neubausiedlung zurückgezogen.

Schöne Grüße

MM

Moin,

Ist zwar eine berechtigte Frage, aber:
erstens komm ich nicht von der Elbe, sondern wohne nur momentan da.
Zweitens bin ich mir sicher, da ich mich aufgrund meines linguistischen Studiums eingehend mit dem Thema befaßt habe (u.a. auch mit Linguisten im Hunsrück und aus anderen moselfränkischen Gebieten gesprochen). Glaub mir, die Kids sprechen Dialekt, nicht bloß deutsch mit mundartlicher Färbung. Das ist nicht wie das, was gerne als ‚platt‘ im Norden identifiziert wird, aber nur friesische Satzmelodie hat, das entspricht eher dem, was in Ostfriesland so an den Schulen gelehrt wird. So mit ganz anderen Vokabeln, anderer Syntax etc.

LG
Christiane

Servus Christiane,

das freut mich zu Hören!

Das ist ein bissel wie mit dem Artenschutz: Man kann zwar nicht sauber bewerten, was der Große Brachvogel wert ist, aber man kann sicher sagen, dass man keinen Neuen machen kann, wenn es ihn nicht mehr gibt - was allein ihn schon unendlich wertvoll macht.

Allein, was da noch an Grammatik herumlebt…!

(ich denke grad an das älblerische „ons hont ui d’Gosch verschlaa“, wo „uns“ ganz überraschend noch im Nominativ konserviert ist, dabei gleichzeitig in dritter Person auftritt etc. etc.)

Schöne Grüße

MM