Hallo Mike,
du rennst bei mir offene Türen ein!
Ein fachlicher Wert ist für mich zunächst der, dass man der
Theologie bzw. der Tradition nicht aus dem einen Grund Abbruch
tun kann, weil irgndwo ein paar Zeitungen ihre Auflagenzahl
erhöhen wollen und schreiben, ausgerechnet ihr Professor Meier
habe nun zweifelsfrei herausgefunden, dass das rote Meer seit
5000 Jahren zugefroren sei.
Das ist Punkt 1 - und zwar rein religionswissenschaftlich, 0% theologisch gesprochen: Das Wissen muss zuerst einmal von Begriffen wie „eindeutig“ und „sensationell“ gesäubert werden. Und dazu gehört, dass die Theologie ihrerseits keineswegs eine solche Pflicht hat.
Das mit den „Pflichten“ lasse ich dahingestellt. Zugute halten muss ich der „Theologie“, dass sie in den Anfängen keineswegs verkehrt war, sondern logisch. Durch die Bestimmungen, die sich im Laufe der Zeit mit Bibelübersetzungen ergaben (mit entsprechendem Wirbel), ist sie unlogisch geworden und sie wird deshalb verspottet als „nicht wissenschaftstauglich“. Ihre Bestrebungen, „sich“ durchzusetzen, bringen nur mehr Chaos hervor.
Sie hat vielmehr damit zu rechnen, dass die Inhalte der Bibel durchaus auf gewisse historische Vorgänge zu beziehen seien, und wendet sich dann der Frage zu, was sie über die Geschichte und den Sinn der Geschichte im allgemeinen aussagen, und wie relevant das für die Menschen ist.
Sicher, die Bibel hat historische Kulissen…
Zur Begründung einer Sintflut ist aber nicht allein der Satz geeignet: „Noah war ein gerechter Mann…“
Man muss verstehen, was die Theologie geleistet hat! Das Glaubensbekenntnis und die Formulierung der Dreieinigkeit war Klasse! Dem allgemeinen Kopfschütteln nun, bezüglich dem Beharren auf Jungfraugeburt, begegne ich (weil ich die Bibel von der anderen Ansicht aus kenne) mit einem schelmischen Lächeln. Darin enthalten (bei richtiger Begriffen) ist ein praktisches, tolles Lebenskonzept.
Wenn die Bibel anders formuliert als der Historiker, so ist das zuerst eine Frage der Hermeneutik, der Verständigung, …nicht eine Frage der Naturwissenschaft.
Wird die Bibel „anders“ gelesen, kommt automatisch Verständigung. Mein full ACK, dass es nicht geht, naturwissenschaftlich zu beweisen, dass die Bibel Schmarrn enthält - und nicht mal wissen was im Text steht … brrr…
Punkt 2: Die Wahrscheinlichkeiten werden gegeneinander
ausgespielt. Da gibt es die Archäologie, die feststellt, dass eine Stadt durch die Israeliten erobert wurde, welche schon vorher vernichtet war. Angenommen, das wäre tatsächlich …
Mein volles ACK. Dabei weiß man immer noch nicht - wie der Bibeltext lautet und welche Gründe dazu vorlagen. Jericho kann es auch woanders gegeben haben und aus anderen Gründen so ein Wort gewählt worden sein. Die alleinige „Behauptung“ der Theologie - ein Gott bringt es fertig mit Wunder - die Mauern durch Schall fallen zu lassen - ist öde. Ich glaube, das sind die Leute leid, die Logik beißt. Zudem gehen dabei die überaus köstlichen dichterischen Aussagen, und vor allem ihr Zweck glatt verloren.
Punkt 3: Es kommt hinzu, dass die biblischen Geschichten von
Übersetzung zu Übersetzung, ja sogar schon von Handschrift zu
Handschrift variieren. Kommt die Septuaginta noch zur
Möglichkeit einer Datierung im 14. (oder evtl. sogar 13.)
Jahrhundert v. Chr., kennt die hebräische Bibel eine Datierung
des Exodus um 1450.
„Vom Kern her“ sollte man anfangen, sich mit den Texten AN SICH zu beschäftigen, nicht mit der Peripherie.
Vergleichbares wie über die Bibel gilt auch über die Stele des
Meren-Ptah; man kann ihren Text unterschiedlich
interpretieren. Das dort genannte „Israel“ kann zwar ein
geknechtetes Teilvolk sein, das irgendwo im nördlichen
Palästina wohnen möchte und statt dessen in Ägypten schuften
…
zuerst geäusserte Meinung der Datierung um 1208
unwahrscheinlicher, und es wird eine andere (Exodus um 1450
oder früher) eher glaubhaft.
Das hätte politische Meinungsverschiedenheiten gedeutet, die aber nicht in der Form in Geschichtsdaten vorliegen. Eine Analyse von „Israel“ ergibt mehr Varianten, einmal jescher von geradeaus, ehrlich, oder wird kämpfen. „Streiter Gottes“ wurde Jakob genannt. Die Texte über „Israel“ sind Lehranweisungen zum Ehrlichkeit finden, sonst geht stets alles drunter und drüber.
Wir stellen nicht bei unseren Landesgrenzen Stelen auf, sondern eher als „Zentrum“ von Erinnerung, Motivation, Mahnmal. Es wäre interessant, den ganzen Inhalt der Stele hier zu erfahren. Kannst du das in Erfahrung bringen?
Mykene
Gruss,
Mike