Hallo Mykene,
mit einigen fachlichen Werten
Ich bin nicht sicher, was Du hier genau besprichst.
Ein fachlicher Wert ist für mich zunächst der, dass man der Theologie bzw. der Tradition nicht aus dem einen Grund Abbruch tun kann, weil irgndwo ein paar Zeitungen ihre Auflagenzahl erhöhen wollen und schreiben, ausgerechnet ihr Professor Meier habe nun zweifelsfrei herausgefunden, dass das rote Meer seit 5000 Jahren zugefroren sei.
Das ist Punkt 1 - und zwar rein religionswissenschaftlich, 0% theologisch gesprochen: Das Wissen muss zuerst einmal von Begriffen wie „eindeutig“ und „sensationell“ gesäubert werden.
Und dazu gehört, dass die Theologie ihrerseits keineswegs eine solche Pflicht hat. Sie hat vielmehr damit zu rechnen, dass die Inhalte der Bibel durchaus auf gewisse historische Vorgänge zu beziehen seien, und wendet sich dann der Frage zu, was sie über die Geschichte und den Sinn der Geschichte im allgemeinen aussagen, und wie relevant das für die Menschen ist. Wenn die Bibel anders formuliert als der Historiker, so ist das zuerst eine Frage der Hermeneutik, der Verständigung, des Dialoges und der Kommunikation, nicht eine Frage der Naturwissenschaft.
Punkt 2: Die Wahrscheinlichkeiten werden gegeneinander ausgespielt. Da gibt es die Archäologie, die feststellt, dass eine Stadt durch die Israeliten erobert wurde, welche schon vorher vernichtet war. Angenommen, das wäre tatsächlich der Fall - was auch nicht absolut sicher ist… -: Ich kann auch einen Platz besetzen, dessen Helden bereits besiegt sind. (Aber so etwas ist zuviel für die Köpfe derer, die es einfach partout nicht haben wollen wie die störrischen Esel.)
Punkt 3: Es kommt hinzu, dass die biblischen Geschichten von Übersetzung zu Übersetzung, ja sogar schon von Handschrift zu Handschrift variieren. Kommt die Septuaginta noch zur Möglichkeit einer Datierung im 14. (oder evtl. sogar 13.) Jahrhundert v. Chr., kennt die hebräische Bibel eine Datierung des Exodus um 1450.
Da sollte man dann plötzlich beispielsweise wissen, was genau „ein Jahr“ in jenen Zeitrechnungen bedeutet.
Vergleichbares wie über die Bibel gilt auch über die Stele des Meren-Ptah; man kann ihren Text unterschiedlich interpretieren. Das dort genannte „Israel“ kann zwar ein geknechtetes Teilvolk sein, das irgendwo im nördlichen Palästina wohnen möchte und statt dessen in Ägypten schuften muss. Es könnte aber auch ein längst beheimatetes Volk gemeint sein, das von den Ägyptern nicht gefürchtet wird, also das Israel der Richterzeit. Unter dieser Voraussetzung ist meine zuerst geäusserte Meinung der Datierung um 1208 unwahrscheinlicher, und es wird eine andere (Exodus um 1450 oder früher) eher glaubhaft.
Was man nicht machen sollte, ist hergehen und nur einfach verneinen. Dazu ist die Weltöffentlichkeit einfach zuwenig informiert. Wer also knallharte Fakten hat, die die Exoduserzählung als historisch zweifelhaft erscheinen lassen, mag sie zur Diskussion stellen, ohne schon von Vorneherein zu urteilen, sonst entpuppt er sich nämlich als Diktator.
Gruss,
Mike