Müll eingraben

Hallo Experten und Expertinnen,

stimmt es, dass früher (und wenn, bis wann?) der Hausmüll im Garten vergraben wurde?
War das nur in bestimmten Orten oder Gebieten üblich, wenn es so war?

Wer weiß dazu etwas mehr?

Vielen Dank für eine Antwort, cascata

Hallo Cascata.

Früher hatte fast jedes Dorf so etwas wie eine Müllhalde. Manche auch mehrere. Da wurde dann eben das hin geschmissen, was niemand mehr brauchen konnte. Wann das in den einzelnen Gemeinden geändert wurde, dürfte sehr unterschiedlich gewesen sein.

Was man dazu unbedingt wissen muss, ist aber Folgendes.

Unverwertbarer Müll fiel früher so gut wie gar nicht an. Es gab keine Plastikverpackungen. Papier, Pappe wurde im eigenen Ofen verbrannt. Haufenweise Prospekte wie heutzutage gab’s natürlich auch nicht, die Zeitung diente als Klopapier. Organisches kam auf den Misthaufen. Blech, etwa von Dosen, holte 1-4 mal im Jahr der Lumpensammler ab.

Gruß, Nemo.

Moin,

stimmt es, dass früher (und wenn, bis wann?) der Hausmüll im
Garten vergraben wurde?

wie schon geschrieben, war Hausmll bis vor gar nicht so langer Zeit etwas völlig anderes als er heute ist.

Man muß auch unterscheiden zwischen ländlichen und städtischen Gebieten. Auf dem Land wurden z.B. Küchenabfälle an die Tiere verfüttert, der größte Teil des Restabfalls war Asche, und die kam auf den Kompost oder wurde zum Streuen der Straße verwendet.
Lebensmittel wurden meist lose verkauft, sodaß kaum Verpackungsmüll entstand und wenn, war es Pappe/Papier, das verbrand wurde.
War gab es sonst noch?
Klamotten, die nicht mehr geflickt werden konnten, weil sie endgültig verschlissen waren, kamen zum Lumpensammler, Schuhe zum Schuster, der sie zu Flicken verarbeitete. Keramikscherben mögen vergraben woren sein, aber die fiehlen auch nicht in großen Mengen an. Ein Teil der kaputten Keramiksachen mögen auch aufbewahrt worden sein, um beim Poltern Verwendung zu finden.

In Städten wurde die Asche in den sog. Ascheeimern entsorgt, bis vor kurzem stand auf den Mülltonnen noch der Spruch ‚Keine heiße Asche einfüllen‘, ein Überbleibsel aus alten Zeiten.

Gandalf

Hallo,
ich kann mich daran noch erinnern. Grob würde ich für Bayern sagen bis Mitte der 1970er, also kurz nach der Gemeindegebietsreform (wobei ich keine Ahnung habe, ob das Zufall ist, daß es zeitlich zusammenfiel). Im Beitrittsgebiet gab es das aber wohl vereinzelt noch beim Beitritt, da war aber die Recyclingquote immer höher.
Als dann in den 1980ern das umweltbewußtsein gestiegen war, wurden die meisten Altdeponien (wäre sicher eine Suche bei google wert) untersucht und bei Bedarf (hoffentlich) saniert. Auf gut deutsch, es wurde ein Deckel aus wasserundurchlässigem Material drauf gemacht. Ganz wenige wurden aber auch ausgebagert und das Material nach dem damaligen Standard gelagert. Einige davon mußten dann später (um 2000) erneut aufwändig saniert werden (suche mal nach „Fürth Atzenhof“).

Cu Rene

Hallo,

danke für Eure Informationen!

Wisst Ihr auch, wie das mit Glas war? War es auch üblich, Glas (Flaschen) im Garten zu entsorgen?

Viele Grüße, cascata

Wisst Ihr auch, wie das mit Glas war? War es auch üblich, Glas
(Flaschen) im Garten zu entsorgen?

Bierflaschen waren Pfandflaschen. Weinflaschen, so sie denn anfielen, sowie andere Gläser wurden gewöhnlich im Haushalt weiter benutzt.
Kaum ein Haushalt, der damals nicht selbst Obst einmachte, Marmelade herstellte, selbstgemachte Obstsäfte oder -wein gehörten auch dazu. Beerenaufgesetzter nicht zu vergessen. Von daher war meistens Bedarf an Gläsern, was man nicht selbst brauchte, konnte der Nachbar brauchen.

Weil man Obst und Marmelade selbst herstellte, wurde natürlich auch entsprechend weniger gekauft als heute. Wodurch dann auch wieder weniger Glas anfiel.

Fabriken gaben sich oft regelrecht Mühe, ihre Produkte in Behältern auszuliefern, die man im Haushalt weiter benutzen konnte. Mancher wird sich hier eventuell noch an die Anfänge von „Tschibo“ erinnern.

Leere Weinflaschen konnte man, wie alte Zeitungen auch, meistens auch noch beim Lumpenhändler verkaufen. Manche benutzten sie als Wegeinfassung im Garten. (Die Weinflaschen)

Scherben kamen auf den Schutthaufen. Dass man diesen Schutthaufen eventuell irgendwann mal entsorgen müsste, darum machte sich damals noch niemand Gedanken, der lag an einer Stelle, wo er nicht störte und reichte für Generationen. Giftmüll fiel ja nicht an.

Ähnliches galt für die Deponien der Städte.

Gruß, Nemo.

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Vielen Dank!
Das ist sehr hilfreich!

Grüße von cascata

Einige davon mußten dann später (um 2000) erneut
aufwändig saniert werden (suche mal nach „Fürth Atzenhof“).

Hallo,
mit der Sanierung ist so eine Mülldeponie aber noch nicht für alle Zeiten gesichert. Der Wasserundurchlässige Deckel(aus Folien) ist meist nicht 100 % ig dicht, es dringt also Regenwasser ein und stark belastetes Sickerwasser aus. Dieses muss aufbereitet werden. Zusätzlich muss auch das Deponiegas aufgefangen und entsorgt (abgeflammt oder zur Energieerzeugung) werden.

Gruss vonsales