mündige Bürger schaffen

Guten Morgen zusammen,

ich mache mir schon länger Gedanken darüber, wie Jugendliche und junge Erwachsene an Politik herangeführt werden können. Ich meine damit nicht, in jedem das Bedürfnis zu fördern, sich vor eine große Menge zu stellen und dieser zu erzählen was sie hören wollen, sondern sie so über politische Mechanismen aufzuklären, dass sie ihre bürgerliche Pflicht und Möglichkeiten der Mitwirkung in der Gesellschaft erkennen.
Gerade aus dem Topic „Wahlpflicht“ ging ja hervor, dass es zur Demokratie mündiger Bürger bedarf.
Wie aber schafft man diese? 1 Jahr Sozialkunde in der Schule reicht wohl nicht aus. Politik muss man erleben können.
Im Internet bin ich auf „Micronationen“ gestoßen, Staatssimulationen mit eigener Politik. Ist jemand in einer solchen Sim aktiv und kann mir sagen, ob dies eine geeignete Möglichkeit ist? Oder wird dort doch eher nur rumgechattet und eigentlich nichts politisches gelernt?

Hoffe auf eine angeregte Diskussion.

Hallo,

na, dann beginne ich doch mal - wenngleich vielleicht mit einer etwas provkanten These.

Folgt man dem Deprivationsansatz, so kommt man zu dem Schluss, dass die Rahmenbedingungen als einer von vielen Gründen maßgeblich für politische Bewegungen und politisches Engagement sind. Sind also die Bedingungen des täglichen Lebens denkbar schlecht, so äußert sich dies in gesteigertem politischen Bewusstsein. In einem grundlegend freiheitlichen System, welches Gegnerschaft nicht bekämpft, führt das dann zu politscher Beteiligung.

Ergo: Wir gestalten einfach die lebensweltlichen Rahmenbedingungen so mies, dass dem Bürger die Notwendigkeit der eigenen politischen Betätigung unausweichlich scheint.

MFG Cleaner

Hi,

Kinder und Jugendbeiräte in Gemeinden schaffen. Es gibt, zum. weiß ich das aus Hessen, dass es auch schon größere Zusammenkünfte, wie den LagJup(o.ä.) gibt.
Man muss erklären, wie wichtig Politik ist im Leben und wie wichtig es ist, die Demokratie zu verteidigen.
Man muss eben in der Politik mitwirken können und sich auch mal gegen Politiker aussprechen können.

Soviel zur Jugendseite, Erwachsene mündig zu machen, ist schwerer.

mfg,

Hanzo

Nun,Alexander,

an deiner Stelle würde ich mir „Politik“ nicht s o vorstellen, wie du das gerade selbst geschrieben und als Antworten auf deine Frage erhalten hast!Ist ja zum Abgewöhnen.Das genau ist ja der Grund warum sich kein Schwein mehr engagieren will und kann.Das erweckt glatt den Anschein, als benötige man ein Philosphie -und Politikstudium um seine Rechte und Pflichten als Staatsbürger/In wahrnehmen zu können.

Beispiel: Du gehst in die nächstgelegene Schule in deiner Gegend und frägst den Schulleiter welche Unterstützung er denn gerade akut benötigt.Dann gehst zum Bürgermeister und frägst ihn, wieso er dem Schulleiter nicht die erforderliche Unterstützung zukommen läßt.
Du wirst staunen,welche interessanten „politischen“ Betätigungsfelder sich da für dich eröffnen werden.
Das ist interessiertes,engagiertes,ehrlich gemeintes gesellschaftliches Mittun.Politik.

Ein Beispiel von vielen.
Arbeitsgruppen oder irgendwelches verqueres Aktionsgewafel und Jungämterschaffen braucht man dazu allerdings nicht.

Gruß

Wader Hans

Hallo,

an deiner Stelle würde ich mir „Politik“ nicht s o vorstellen,
wie du das gerade selbst geschrieben und als Antworten auf
deine Frage erhalten hast!Ist ja zum Abgewöhnen.Das genau ist
ja der Grund warum sich kein Schwein mehr engagieren will und
kann.

zumindest implizit kritisierst du hiermit ja auch meine Antwort. Was aber ist denn an diesem bitteschön so falsch, dass du es so vollmundig ablehnst?
Betrachtet man sich einmal die Historie, so lassen sich zahlreiche Revolutionen, politische Bewegungen, Interessenverbände oder sonstige Gruppierungen schlicht darauf zurückführen, dass Menschen die gesellschaftliche Teilhabe verwehrt wurde.
Warum wurde denn beispielswiese die SPD gegründet? Was führte zur französischen Revolution? Was war die Grundlage für die Bildung der IRA?

Aufgabe: Lies etwas über den Deprivationsansatz, den rational-choice-Ansatz und die Theorie der kollektiven Identität und verknüpfe diese.
Überlege, ob die geäußerte Kritik weiterhin aufrecht erhalten werden kann.

MFG Cleaner

Nein,cleaner,

deine Argumente kritisiere ich nicht.
Ich habe deinen Artikel zuvor nicht gelesen.

Mein Rat an den Frager war als sehr konkrete Handlungsanleitung gedacht.
Dein theoretischer Ansatz ist grenznahe an meinem Rat - nur kann „Hans Muster“ daraus keine konkreten Hilfen für sein Anliegen ableiten.
Es ist letztlich verschwendete Geistesleistung,wenn die im Elfenbeinturm gewonnen Erkenntnisse nicht in den normalen Alltagsbetrieb übertragen werden können.Die „sog.Politikverdrossenheit“ des Bürgers/In ist nicht einem phlegmatischen Individuum geschuldet sondern wohl eher der Unfähigkeit der Eliten komplexe Zusammenhänge einem breiten Publikum nahezubringen.

Gründet ein kleiner Kreis von Eingeweihten eine Initiative,und so geschieht es in unserem Land in den allermeisten Fällen,bedeutet das leider nicht, dass wir es mit einer Gesellschaft von aufgeklärten und selbstbewußten Bürgern zu tun haben.

Gruß

Wader Hans