Was das „müssen“ angeht, kann man sich an die bereits benannte Zentralstelle wenden. Es stellt sich allerdings die Frage, worum es hier eigentlich geht. FSJ ist eine freiwillige Geschichte, die auch genau diesen Charakter tragen sollte. Und dieses absolut lobenswerte Engagement darf natürlich einerseits nicht ausgenutzt werden, bietet aber eben andererseits auch genau die Möglichkeit freiwillig die „Extrameile“ zu gehen, um Erfahrungen zu sammeln, früh Verantwortung zu übernehmen, … die für das spätere Berufsleben ein ganz wertvolles Pfund ist.
Insoweit sollte sich deine Tochter fragen, ob sie sich hier einfach ausgenutzt und schlecht behandelt fühlt, oder ob sie ggf. ein Problem damit hat, eine so weitreichende Verantwortung zu übernehmen, oder inwieweit sie hier ggf. sogar stolz ist, dass man ihr soweit vertraut, dass man ihr dieses Angebot macht? Und da kann es ja durchaus auch eine unklare Gefühlslage geben, bei der man als Eltern positiv unterstützen kann.
Wenn man sich aber natürlich als Vater von vorne herein auf die Nummer mit den faulen Lehrern festgelegt hat, ist es schwer die eigene Tochter objektiv und ergebnisoffen in der Klärung ihrer Gefühlslage zu unterstützen. Läuft es generell schlecht im FSJ in der Grundschule, sollte man überlegen, ob man die Sache nicht ganz beendet, wenn man sich dort nur als Billigkraft fühlt. Sollte man hingegen auch den positiven Reiz von Herausforderungen sehen (auch wenn einem diese gleichzeitig auch etwas Angst machen), dann wäre es natürlich schön, wenn ein Vater einerseits die Bedenken ernst nehmen würde, andererseits aber auch seinen Stolz darüber zeigen würde, dass man der Tochter in so jungen Jahren schon die Übernahme einer solchen Verantwortung zutraut, und mit ihr bzgl. der damit verbundenen Ängste so spricht, dass die Tochter dann eine fundierte Entscheidung darüber treffen kann, ob sie diese Verantwortung übernehmen will, oder nicht.
Und man darf als Eltern durchaus auch ein wenig motivieren Dinge zu tun, die langfristig betrachtet von Vorteil sein dürften, auch wenn die Kinder dies aktuell in einer konkreten Situation vielleicht noch nicht so sehen, solange man bereit ist, auch eine fundiert abgewogene andere Entscheidung der Kinder zu akzeptieren und dann auch mitzutragen.
Ich kann mit dieser ganzen „Kinder in Watte packen“ Mentalität, die in vielen Familien inzwischen usus ist, jedenfalls nichts anfangen. Kinder wachsen an Herausforderungen, und auch am gelegentlichen Misserfolg, solange sie Eltern haben, die sie nicht auf einfache, oberflächliche Erfolge reduzieren. Wer nichts versucht, hat schon verloren. Mir ist es jedenfalls lieber, die Kinder trauen sich auch mal Sachen zu, die sie vielleicht noch nicht perfekt beherrschen, und betrachten es als normal, dass man nicht immer die unangefochtene Nummer 1 ist, als sie in der trügerischen Sicherheit einer doch recht beschränkten Perfektion zu wiegen.