Demnächst darf ich an einer 14-tägigen „multimodalen Schmerztherapie“ teilnehmen. Bei mir geht es um Rücken-, Hüft- und Beinschmerzen, die z. Tl seit 30 Jahren chronisch sind. Bei der MMST wird ein ganzer Strauß unterschiedlichster Therapieansätze angewandt (oder besser gesagt: ausprobiert). Die weitaus meisten davon machen mir keine Sorgen. Aber im Rahmen der Ausdauertherapie gibt es auch den Punkt „Nordic Walking“.
Eben weil mir das Gehen schon nach wenigen Metern starke LWS-Schmerzen bereitet, die sich oft über die Hüfte in den rechten Oberschenkel hinunterziehen, verzichte ich bereits seit mehr als 10 Jahren fast komplett auf das Zu-Fuß-Gehen und nutze für alle Strecken die länger als etwa 20 bzw. 30 Meter sind, das Fahrrad. Sobald mein Körpergewicht auf dem Sattel abgefangen wird, habe ich keine Probleme und kann auch Strecken von 10 und mehr Kilometern bewältigen. Das betrifft z. B. alle Einkäufe und Praxistermine hier im Stadtteil.
Meine Erwartung an „Therapie“ ist, dass sie mir Schmerzen nehmen, nicht aber zufügen, soll.
Kennt sich hier jemand aus und hat bereits an einer multimodalen Schmerztherapie teilgenommen?
Bei Nordic Walking bin ich mir nicht sicher. Es würde auf jeden Fall sofort starke LWS-Schmerzen hervorrufen.
Meine Frage: Ist es zwingend notwendig, dann die Zähne zusammenzubeißen (vielleicht eine ordentliche Extraportion Ibuprofen einzuwerfen) und den Schmerz auszuhalten versuchen?
Oder kann ich darauf bestehen, dass ich während der Therapie keine provozierten Schmerzen ertragen und deshalb auf Nordic Walking verzichten will?
Ich frage deshalb, weil mir bei dem Vorgespräch gesagt wurde, dass die Therapie relativ teuer ist (weil zwei Wochen lang viele verschiedene Disziplinen teilweise gleichzeitig beteiligt sind) und dass Therapieabbrecher der Krankenkasse gemeldet werden müssen.
Wäre also die Weigerung, therapieprovozierte Schmerzen zu ertragen, bereits ein solcher Therapieabbruch? Oder kann man sagen: „An 29 von den 30 unterschiedlichen Therapiemodi nehme ich ohne zu Murren teil. Aber gegenüber Nordic Walking verweigere ich mich?“ ohne dass das als Therapieabbruch gewertet wird?
Und Du bekommst als Schmerzmittel nur Ibu? Wenn ja welchen Facharztgrad hat Dein behandelnder Arzt?
Unabhängig davon solltest Du Deinen Bendler mal nach anderen und wirkungsvolleren Schmerzmitteln frgen, die gibt´s nämlich!
ramses90
Ich halte es für undenkbar, dass man dich zum Stockwandern zwingen wird.
Frage beim Therapieanbieter nach, wie man mit Patienten mit gehinduziertem Schmerz umgeht. Ich denke, man wird das vorher besprechen. Ich denke, man könnte das Stockwandern ja durchaus testen - vielleicht haben vorherige Therapiearten schon eine hinreichende Mobilisierung beim Gehen ermöglicht?
Frage beim Kostenträger, wie die eine nicht tolerierbare Behandlung „werten“. Niemand kann zu Schmerzen genötigt oder gar gezwungen werden. Bestenfalls kann man das Mitmachen beim Training bis vor die Schmerzgrenze erwarten, niemals darüber hinaus.
Der Gute ist „Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie“. Ich bin mit ihm recht zufrieden, denn im Lauf der letzten ca. 40 Jahre hatte ich den Orthopäden drei Mal gewechselt, und die anderen waren auch nicht fähiger, dafür aber deutlich geschäftstüchtiger (Stichwort IGeL). Ich habe sowieso den Eindruck, dass gerade Orthopäden es nicht leicht haben und oft im Nebel herumstochern - insbesondere wenn es um unspezifische Rückenschmerzen geht.
Vor vielen Jahren habe ich für mich entschieden, dass der ein „guter“ Arzt (egal welcher Fachrichtung) ist, der sich mir gegenüber kooperativ verhält und meinen Therapievorschlägen folgt. Unmündige Patient:innen haben eh verloren. Man/frau muss sich zwingend selbst möglichst in der Tiefe schlau machen, denn kein Arzt hat rundum dasselbe Interesse wie der Patient. Sein Hauptinteresse ist (fast immer) der Profit. Verstehe ich aber gut, denn in der Gesellschaftsform des Kapitalismus muss er ja sowohl sich selbst als auch seine Familie am K*cken halten , um es in der Sprache des einfachen Mannes auf der Straße auszudrücken.
Nur der Patient selbst (wenn überhaupt irgendwer) hat ein primäres Interesse an seiner Gesundung. Kein anderer. Es empfiehlt sich daher für jeden neben seinem eigentlichen Beruf ein Medizinstudium abzuschließen, zumindest aber eine einigermaßen umfassende Heilpraktiker-Ausbildung.
Ja, das ist mir bewusst, und so einige habe ich auch selbst schon ausprobiert, z. B. Metamizol und Tilidin. Die beiden haben aber auch kaum etwas anderes bewirkt, als Ibu. Wenn ich ganz hart bzw. verzweifelt drauf wäre, würde ich Morphine oder Opioide nehmen, wie z. B. Fentanyl. Aber ich will nicht unnötig mit Kanonen auf Spatzen schießen und den Weg in die Abhängigkeit/Sucht nach Möglichkeit vermeiden.
Ich habe selbst vor ca. 30 Jahren eine Heilpraktikerausbildung absolviert, würde aber nie als solcher arbeiten. Ich bring’s einfach nicht über’s Herz, anderen absichtlich Schaden zuzufügen und dafür auch noch Geld zu nehmen. Versprochen! Lediglich das dabei erworbene schulmedizinische Wissen nutze ich für mich selbst.
Was ich mir damals aber besonders eingeprägt habe, ist, den Plazeboeffekt schätzen zu lernen! Leider kann man ihn nicht zuverlässig hervorrufen - weder bei sich selbst, noch bei anderen. Aber wenn er sich - deo concedente! - aus purer Sympathie von allein einstellt, kann er genau so wirksam sein, wie die beste und teuerste Medizin, einfach weil er die inneren Selbstheilungskräfte in Gang setzt. Und nichts ist wirkmächtiger als diese - in Tateinheit mit dem Glauben daran.
Im Vorfeld der multimodalen Schmerzkiste habe ich jetzt wieder mit Kieser-Training begonnen (Claim: Ein starker Rücken kennt keinen Schmerz!) Vor gut 20 Jahren habe ich schon mal ca. 6 Jahre lang „gekiesert“, und in diesem Zeitraum war ich tatsächlich schmerzfrei! Ich hoffe, jetzt - trotz erheblich fortgeschrittenen Alters einen ähnlichen Effekt zu erzielen.
Was ich feststelle, ist, dass das maschinengeführte, gesundheitsorientierte Krafttraining zumindest keine Schmerz-Verschlimmerung erzeugt. Es schadet also zumindest nicht. Aber ich muss meinem Astralkörper eben die nötige Zeit zum Muskelaufbau lassen. Gut Ding will eben Weile haben.
Zur Unterstützung füttere ich ihn wieder mit reichlich Molken-Protein.
Und da ohne Humor das Leben unerträglich wäre hier noch der Zuruf: Ein starker Schmerz kennt keinen Rücken!
Gruß Fatz
Dass ich überhaupt diese Sorge hatte, liegt daran, dass der Kieser-Trainer beim Trainingsbeginn vor ca. 1 Monat meinte: „Ganz ohne Schmerz wird’s nicht gehen. Am Anfang werden Sie wohl bei jeder Gewichtssteigerung leichte Schmerzen spüren. Aber die sollten sich nach einiger Zeit legen. Wenn nicht, müssen wir noch mal darüber sprechen!“
Diese Aussage „Ganz ohne Schmerz wird’s nicht gehen“ habe ich dann einfach auch auf die Schmerztherapie übertragen - so im Sinn von „Bevor Besserung eintritt, stellt sich zuerst eine leichte Verschlimmerung ein.“
In einer tiefgehenden Psychotherapie oder -Analyse tut es ja zuerst auch in der Seele und im Geist weh, wenn die unbewussten Blockaden gelöst werden und in Bewegung geraten.
Eben. Denn niemand kennt sich besser in medizinischen Fragen aus als ein Patient. Ärzte sind ja mehr so Medizinverwalter und kennen sich allenfalls damit aus, den Patienten verwaltungstechnisch abzuwickeln.
Mir ist nicht ganz klar, was der Kapitalismus mit dem Gesundheitssystem in Deutschland zu tun haben sollte. Mir fällt ad hoc keine Branche ein, in der die Mechanismen der Marktwirtschaft stärker ausgehebelt würden als im Medizinsektor.
Es gibt keine staatlich geregelte Heilpraktiker-Ausbildung. Die amtliche Kenntnisüberprüfung, die letztlich nur verhindern soll, dass der Heilpraktiker aus grobem Unverständnis der Funktionsprinzipien des menschlichen Körpers heraus Patienten umbringt (Zitat aus der entsprechenden Verordnung: („Die Erlaubnis wird nicht erteilt, (…)wenn sich aus einer Überprüfung der Kenntnisse und Fähigkeiten des Antragstellers durch das Gesundheitsamt, die auf der Grundlage von Leitlinien zur Überprüfung von Heilpraktikeranwärtern durchgeführt wurde, ergibt, dass die Ausübung der Heilkunde durch den Betreffenden eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung oder für die ihn aufsuchenden Patientinnen und Patienten bedeuten würde“)) habe ich vor ein paar Jahren rein spaßeshalber ohne jede medizinische Ausbildung abgelegt. Daraus abzuleiten, ich würde über irgendeine Kompetenz hinsichtlich der Behandlung von menschlichen Patienten verfügen, wäre mehr als mutig.
lol
Die Vorarbeit ist erheblich und ohne zu lernen vorher kann das nicht gehen. Schon gar nicht in der mündlichen Prüfung.
Sage ich in aller Kürze, denn ich kenne die Prüfungen auch.
Ausserdem ist zu sagen, dass
nicht heissen darf, dass es keine gute Idee ist, sich selber in der eigenen Sache zu bilden um zu verstehen , was ein Arzt oder eine Ärztin macht und dass gute ÄrztInnen eine selbstkompetente Patientin nicht zu schätzen wüssten.
Kein Arzt und auch keine Fachärztin weiss alles und besonders bei diffuser Symptomatik es kann durchaus eine große Hilfe sein, wenn die PatientInnen mitdenken, auch, was die Therapie angeht… Auch, weil die Angaben zur Symptomatik dann erheblich genauer sein können.
Erschwerend kommt hinzu, dass ein Arzt in einer durchgetakteten Praxis nur 10, maximal 15 Minuten Zeit für den Pat. hat, während letzterer selbst sich Stunden um Stunden mit seiner Symptomatik beschäftigen kann.
Aus diesem Grund habe ich mir - insbesondere bei meinem Orthopäden (10-Minutentakt-Praxis) - schon vor einigen Jahren angewöhnt, alles, was ich vorbringen will, zumindest stichwortartig aufzuschreiben und dem Arzt vorzulegen. So vergesse ich zumindest nichts Wichtiges.
Ja, da hast Du mich kalt erwischt! Manchmal geht der rote Rebell immer noch mit mir durch, und ich übe unvermittelt Kapitalismuskritik - obwohl sie hier und da gar nicht angebracht ist.
Aber obwohl Du mit dem Medizinsektor sicher Recht hast (vor allem im Vergleich mit den USA und anderen Schurkenstaaten*) ärgere ich mich regelmäßig, wenn ich von „Doctolib“ für eine Terminvergabe gefragt werde, ob ich Privat oder Gesetzlich bin. Wenn ich mir erlaube, „Privat“ vorzugaukeln, habe ich innerhalb weniger Tage einen Facharzttermin. Bin ich ehrlich und kreuze „Gesetzlich“ an, dann muss ich mich beim Kardiologen und auch bei der Neurologin auf 3 bis 4 Monate Wartezeit einstellen.
Das finde ich nicht wirklich prickelnd!
*) Seit der kriminellen Vereinigung von Trump und Musk erlaube ich mir, die USA als „Schurkenstaat“ zu definieren. Ich vermute, die beiden Schurken werden nicht nur ihr eigenes Land, sondern die ganze Welt zügig in den Abgrund treten …
Ja, Du hast Recht!
Und zu allem Übel musste ich in der HP-Ausbildung auch feststellen, dass so manch ein Dozent keine Ahnung von dem Zeugs hat, dass er uns da erzählt.
Ich bin ja ursprünglich Elektrotechniker, und als uns die Bioresonanztherapie bzw. -Analyse verkauft werden sollte, wollte ich wissen: „Was misst denn das Dingens nun tatsächlich? Eine Spannung? Einen Strom? Den Widerstand? Oder gar irgendeine Frequenz - von was auch immer?“
Der Dozentenfuzzy guckte mich nur ungläubig an und brachte nach kurzem Überlegen nur hervor: „So dürfen Sie gar nicht fragen!“
Von da an hatte der Gute bei mir versch*ssen. Seine weiteren Vorträge habe ich dann gar nicht mehr besucht.
Die Einzigen, die Ahnung hatten, waren Medizinstudent*innen, die uns schulmedizinische Grundkenntnisse vermitteln, um uns zu zeigen, was wir als HPs NICHT dürfen.
Ähnlich ging’s mir mit einer Dozentin für klassische Homöopathie, die ich körperlich geil fand und ihr wolllustgetrieben gern zuhörte - obwohl ich - als „naturwissenschaftlich Vorversauter“ so rein gar nichts von der Homöopathie hielt.
Bei einem Selbstversuch in Hochpotenz-Homöopathie, reizte es mich, herauszufinden, ob ich sie dahin lenken konnte, wo ich sie haben wollte (zum Geschlechtsverkehr). Ich also geguckt, welcher männliche Homöpathietyp nach Hahnemann die „geilste Triebsau“ sein sollte, das Zeug auswendig gelernt und dann ihre Fragen bei der Repertorisation allesamt in genau diese Richtung beantwortet. Ich wollte bei ihr als „Lachesis“-Mann durchgehen.
Hat auch wirklich geklappt: Ein paar Wochen später rief sie mich an und schlug vor, gemeinsam mit mir einen Swingerclub zu besuchen! (Selbst bezeichnete sie sich als „bi“, was ich zusätzlich anregend fand).
Spätestens da war mir klar, dass ein gewiefter Patient jeden HP dahin lenken kann, wo er ihn haben will. Umgekehrt kann auch jeder HP seinen Pats den größten Schei* verkaufen.
Deshalb beschloss ich, nie selbst als HP zu arbeiten und auch nie einen HP aufzusuchen. Ja, vielleicht bin ich ungerecht. Es mag den einen und anderen HP geben, die wirklich gut sind, aber das sind dann keine „Quereinsteiger“ so wie ich, sondern Krankenpfleger oder -pflegerinnen, die schon einige Jahre praktisch in einer Klinik gearbeitet haben. Davon gibt’s nach meiner Beobachtung aber nicht so viele.
Leider musste ich immer wieder zur Kenntnis nehmen, dass spätestens wenn Menschen „austherapiert“ oder anderweitig mit der Schulmedizin unzufrieden sind und wenn sie einen baldigen Tod befürchten (gern Krebspatienten), sich den größten „naturheilkundlichen“ Humbug anhören und bereit sind, ihr letztes Geld dafür herzugeben. Und wenn das nicht reicht, dann versuchen sie, es sich von der Familie oder dem Freundeskreis zu leihen. Arme Schweine, das! Na ja - wenigstens müssen sie es nicht zurückzahlen, wenn die HP-Behandlung nichts genutzt hat …
Aber man kann sie nicht davor bewahren - schon gar nicht mit rationalen Erklärungen. Schade!