Musik-AG Grundschule - Herangehensweisen?

Huhu!

Ich bin ein wenig hilf- bzw wissenslos in einer Sache und erhoffe mir den ein oder anderen Tipp wie ich mein Problemchen angehen kann.

Gestern habe ich zum ersten Mal in der Grundschule eine Musik-AG geleitet (im Rahmen eines Ganztagsschulen-Test-Projekts). Ich hatte die AG mehr als Chor-AG gemeint aber wir haben uns dann auf den Begriff Musik-AG geeinigt. Nun hatte ich gestern fünf Schüler in dieser AG, zweimal 1. Klasse, zweimal 2. Klasse und einmal 3. Klasse. Und keiner möchte singen! Das einzige Lied, was alle kennen scheint „Alle meine Entchen“ zu sein und bei dem Versuch der „Tante aus Marocco“ (ein Lied mit Lautmalerei und Bewegungen) wären sie mir fast weggepennt:smile:

Es soll also Musik sein, sie hatten auch alle Interesse an meiner Gitarre und jeder durfte mal „spielen“ und ich hab noch andere Instrumente der Schule dazu geholt, Bonogs, Xylophon, Klopfinstrumente - letztendlich haben sie sich amüsiert, aber es war vor allem Krach und unorganisiert. Das würde ich ungern nun die nächsten Monate so weiterlaufen lassen.

Vorbildung in nem Musikinstrument hat keiner so wirklich („ich kann ein bischen Flöte spielen“), so dass ich da auch nicht wirklich ansetzen kann, ebenso wenig kann ich fünf Leuten Musikunterricht geben, wenn nur ein Instrument da ist (oder mir fehlt dafür die Fantasie). Ich selber beherrsche Gitarre (Lagerfeuer-Style) und ein wenig selbst-beigebrachtes Klavier/Keyboard (solange ich nicht nach Noten spielen muss, lesen geht zwar, aber umsetzen nicht*g).

Was kann ich machen, um ein bischen Struktur reinzukriegen? Sollte ich überhaupt Struktur reinkriegen oder die Jungs und das Mädel einfach machen lassen, solange sie sich an Klang/Krach amüsieren? Ach ja, die AG dauert ca 45 Minuten.

Bin für Anregungen dankbar!
Liebe Grüße
Lockenlicht

(noch mal eingestellt und erst mal mehr Struktur in den Text gebracht)

Hallo Lockenlicht!

Vorab: Ich bin kein Grundschullehrer, meine Vorschläge sind also nicht in der Praxis getestet worden.

Zunächst ist davon auszugehen, dass die Schüler am unorganisierten „Krach“ nicht ewig Spaß haben, sondern irgendwann auch tatsächlich zusammen „musizieren“ wollen. Wie lange es dauert, bis dieses „irgendwann“ eintritt, hängt nicht unbedingt von der musikalischen Vorbildung, sondern eher vom sozialen Umfeld ab. Wenn die Schülerchen es gewohnt sind, sich auch im Alltag lautstark zu behaupten, wird dies auch musikalisch lange so bleiben. Wenn sie hingegen mit ihren Mitschülern schon Probleme (altersgemäß) diskutieren, mit ihnen gemeinsam (und nicht gegen sie und auch nicht jeder für sich) in der Hofpause spielen – dann sollte der Wunsch nach gemeinsamem Musizieren relativ schnell (vielleicht nach 3-4 Stunden) aufkommen.
Ob Du also möglichst bald „Struktur reinkriegen“ musst oder erst einmal machen lassen kannst (Instrumente ausprobieren ist ja sooo spannend!), hängt weitgehend von Euren Rahmenbedingungen ab. Hast Du das ganze Schuljahr Zeit, lass die Schüler herumprobieren. Geht die AG nur eine Woche, dann bemüh Dich um etwas Ordnung.

Und nun zum Wie. Dazu gibt es natürlich mehrere Ansätze (ich kenne ja die Klasse nicht). Auf jeden Fall solltest Du Orff-Instrumentarium verwenden. Wichtig ist aber, dass Du nicht nur Bongos und andere Geräuschemacher verwendest, sondern auch mindestens zwei Instrumente mit Tönen (Xylophon, Metallophon, Glockenspiel) einsetzt. Bei denen solltest Du aber (zumindest anfangs) nur bestimmte Klangstäbe einsetzen, sodass keine Dissonanzen entstehen können. Beliebte Konfiguration: Nur C, D, F, G und A verwenden (Pentatonik).
Wenn die Schüler einmal genügend herumprobiert haben (oder Du das Herumprobiere unterbrichst), können sie einander zunächst „ihre“ Instrumente vorstellen. Du solltest auch eines haben, und dann z.B. vorführen, wie man laute und leise, hohe und tiefe, lange und kurze Töne etc. aus diesem Instrument bekommt. Der Reihe nach versuchen das auch die Schüler, die anderen hören zu (ein wenig Disziplin musst Du schon reinbringen).
Nun kannst Du (für immer noch weitgehend unkoordiniertes Spiel) Arbeitsaufträge geben, indem Du z.B. eine Geschichte erzählst, welche zu untermalen ist: „Der Wind strich durch die Prärie … die Cowboys ritten von der Goldmine nach Hause … von hinten hatten sich Indianer angeschlichen, nun fielen sie mit einem Heidenlärm über die Cowboys her. Schüsse fielen … plötzlich brach ein Gewitter los, die Indianer erschraken und stürmten davon … am Ende lag die Prärie wieder ruhig im Abendlicht, nur der Wind pfiff weiter sein Lied.“ Oder: „Die Turmuhr schlägt Mitternacht. Das kleine Gespenst steigt aus der Gruft und sucht seine Freunde. Die sind schon mächtig am Spuken und rasseln mit ihren Ketten …“ Lass Dich zunächst überraschen, ob die Kinder nur ihre Instrumente benutzen oder auch vokal Geräusche machen. Bei weiteren Geschichten kannst Du dann verlangen, dass nur die Instrumente oder nur der eigene Körper benutzt werden. Die Kinder dürfen sich auch selbst so eine Lautgeschichte ausdenken. Vielleicht möchten sie auch einmal Instrumente tauschen, wenn nicht – auch okay.
Eine andere Möglichkeit, die schon höher koordiniert ist, wäre eine gemeinsame Komposition. Ein Kind mit Rhythmusinstrument (z.B. Conga) fängt mit einer Figur an. (Ein Problem, mit dem Du an dieser Stelle rechnen musst, ist, dass dieses Kind es langweilig findet, immer denselben Rhythmus zu spielen.) Ein zweites Kind (am besten auch mit Rhythmusinstrument) spielt etwas, was „dazu passt“ (was passt, entscheidet das Kind selbst). Jetzt spielt ein drittes eine Melodie dazu. So setzen nach und nach alle Kinder ein, bis schließlich alle zusammen spielen. Dann können nach und nach Instrumente aussetzen, bis am Ende nur noch einer spielt. Jeder darf mal anfangen und aufhören.
Eine dritte Möglichkeit ist schließlich die koordinierte Liedbegleitung. Das Lied „What shall we do with a drunken sailor“ (oder auf deutsch: "Was solln wir tun, wenn der Maat betrunken) lässt sich prima mit Orff-Instrumenten begleiten. Eventuell gibt es an Deiner Schule sogar Lehrerhandreichungen dazu. Kein Problem, wenn die Schüler nicht singen wollen, zunächst kannst Du ja allein singen und die Schüler begleiten Dich, wie in einer „richtigen“ Band. Wenn alles mit rechten Dingen zu geht, trällern sie bald das Lied in den Hofpausen und auf dem Schulweg, und schließlich können sie alle mit Dir mitsingen, dann hast Du sogar Dein ursprüngliches AG-Ziel erreicht und kannst auch weitere Lieder einstudieren. (Das schult auch ungemein die Koordination, wenn gleichzeitig ein Instrument gespielt und gesungen wird. Sei dann nicht allzu streng, wenn dadurch der Rhythmus etwas aus den Fugen gerät.)

Und noch eins: Lass die Gitarre zu Hause, für eine AG (also nicht Instrumentalunterricht) ist sie zu anspruchsvoll. Auch Du solltest Dir ein Orff-Instrument schnappen.

Liebe Grüße
Immo

Huhu!

Danke für die Antwort, nun seh ich schon etwas klarer.

Also das miteinander klappt eigentlich ganz gut, da seh ich keine Probleme

Und nun zum Wie. Dazu gibt es natürlich mehrere Ansätze (ich
kenne ja die Klasse nicht). Auf jeden Fall solltest Du
Orff-Instrumentarium verwenden. Wichtig ist aber, dass Du
nicht nur Bongos und andere Geräuschemacher verwendest,
sondern auch mindestens zwei Instrumente mit Tönen (Xylophon,
Metallophon, Glockenspiel) einsetzt. Bei denen solltest Du
aber (zumindest anfangs) nur bestimmte Klangstäbe einsetzen,
sodass keine Dissonanzen entstehen können. Beliebte
Konfiguration: Nur C, D, F, G und A verwenden (Pentatonik).

Das ist schon mal hilfreich, dann kriegen sie auch ein Gespür für Harmonien und Klang allgemein, das hab ich bisher noch nicht so empfunden.

Wenn die Schüler einmal genügend herumprobiert haben (oder Du
das Herumprobiere unterbrichst), können sie einander zunächst
„ihre“ Instrumente vorstellen. Du solltest auch eines haben,
und dann z.B. vorführen, wie man laute und leise, hohe und
tiefe, lange und kurze Töne etc. aus diesem Instrument
bekommt. Der Reihe nach versuchen das auch die Schüler, die
anderen hören zu (ein wenig Disziplin musst Du schon
reinbringen).

Disziplin ist auch kein Problem, wenn ich denn n Plan habe, wofür:smile: Vorstellen klingt auch gut, ja.

Nun kannst Du (für immer noch weitgehend unkoordiniertes
Spiel) Arbeitsaufträge geben, indem Du z.B. eine Geschichte
erzählst, welche zu untermalen ist: „Der Wind strich durch die
Prärie … die Cowboys ritten von der Goldmine nach Hause …
von hinten hatten sich Indianer angeschlichen, nun fielen sie
mit einem Heidenlärm über die Cowboys her. Schüsse fielen …
plötzlich brach ein Gewitter los, die Indianer erschraken und
stürmten davon … am Ende lag die Prärie wieder ruhig im
Abendlicht, nur der Wind pfiff weiter sein Lied.“ Oder: „Die
Turmuhr schlägt Mitternacht. Das kleine Gespenst steigt aus
der Gruft und sucht seine Freunde. Die sind schon mächtig am
Spuken und rasseln mit ihren Ketten …“ Lass Dich zunächst
überraschen, ob die Kinder nur ihre Instrumente benutzen oder
auch vokal Geräusche machen. Bei weiteren Geschichten kannst
Du dann verlangen, dass nur die Instrumente oder nur der
eigene Körper benutzt werden. Die Kinder dürfen sich auch
selbst so eine Lautgeschichte ausdenken.

Das finde ich ganz großartig. Ich hab Gymnasiallehramt studiert und mich darum mit sowas nie befasst, hätte aber trotzdem auch selber drauf kommen können. Das wird auf jeden Fall umgesetzt, nach dem (geordneten) Kennenlernen der Instrumente

Vielleicht möchten
sie auch einmal Instrumente tauschen, wenn nicht – auch okay.
Eine andere Möglichkeit, die schon höher koordiniert ist, wäre
eine gemeinsame Komposition. Ein Kind mit Rhythmusinstrument
(z.B. Conga) fängt mit einer Figur an. (Ein Problem, mit dem
Du an dieser Stelle rechnen musst, ist, dass dieses Kind es
langweilig findet, immer denselben Rhythmus zu spielen.) Ein
zweites Kind (am besten auch mit Rhythmusinstrument) spielt
etwas, was „dazu passt“ (was passt, entscheidet das Kind
selbst). Jetzt spielt ein drittes eine Melodie dazu. So setzen
nach und nach alle Kinder ein, bis schließlich alle zusammen
spielen. Dann können nach und nach Instrumente aussetzen, bis
am Ende nur noch einer spielt. Jeder darf mal anfangen und
aufhören.

Genau das haben sie schon in Anfängen selber koordiniert das letze Mal. In Kombination mit dem von oben klappt das mit Sicherheit auch noch besser.

Eine dritte Möglichkeit ist schließlich die koordinierte
Liedbegleitung. Das Lied „What shall we do with a drunken
sailor“ (oder auf deutsch: "Was solln wir tun, wenn der Maat
betrunken) lässt sich prima mit Orff-Instrumenten begleiten.
Eventuell gibt es an Deiner Schule sogar Lehrerhandreichungen
dazu. Kein Problem, wenn die Schüler nicht singen wollen,
zunächst kannst Du ja allein singen und die Schüler begleiten
Dich, wie in einer „richtigen“ Band. Wenn alles mit rechten
Dingen zu geht, trällern sie bald das Lied in den Hofpausen
und auf dem Schulweg, und schließlich können sie alle mit Dir
mitsingen, dann hast Du sogar Dein ursprüngliches AG-Ziel
erreicht und kannst auch weitere Lieder einstudieren. (Das
schult auch ungemein die Koordination, wenn gleichzeitig ein
Instrument gespielt und gesungen wird. Sei dann nicht allzu
streng, wenn dadurch der Rhythmus etwas aus den Fugen gerät.)

Ja, der Schritt ist dann noch ein wenig weg, wobei wir das in Ansätzen auch schon so versucht haben gestern. Streng bin ich sowieso eher nicht, höchstens energisch, wenns sein muss. Ist ja vor allem ne freiwillige AG, die Spaß machen soll.

Und noch eins: Lass die Gitarre zu Hause, für eine AG (also
nicht Instrumentalunterricht) ist sie zu anspruchsvoll. Auch
Du solltest Dir ein Orff-Instrument schnappen.

Wunderbar, das werde ich beherzigen. Ich hab auch gar nicht erwartet, dass sie die bedienen können, aber sie hatten halt Spaß dran, so zu tun als ob („und nun spiel ich rock’n’roll!!“). Sie war ursprünglich auch als Begleitinstrument fürs Singen gedacht, aber seis drum.

Ich danke dir!
Lockenlicht

Hallo,

ausprobieren lassen ist nicht der schlechteste Einstieg, um Kinder an Musik ranzuführen. In meinen Augen kommt genau das häufig zu kurz. Es spricht also in meinen Augen gar nichts dagegen, neue Instrumente zunächst immer ausprobieren zu lassen - auch wenns laut wird. Wichtig ist auch die Möglichkeit zum (mehrfachen) Instrumentenwechsel!

Man kann nach einer Weile Impulse wir „laut“ oder „leise“ geben und wird schnell feststellen, dass „schnell“ für Kinder in diesem Alter fast automatisch auch „laut“ bedeutet und es eine Herausforderung ist, schnell zu spielen, ohne laut zu werden :smile:

Ich selbst arbeite mit Vorschulkindern und Grundschülern gerne mit Bodypercussion oder „Stomp“-Elementen.

Für Erst- und Zweitklässler ist es durchaus anspruchsvoll, einfache Rhythmen zu klatschen/klopfen/trampeln/schnipsen/ schnalzen… und die Größeren und Begabten kann man gleichzeitig mit etwas aufwändigeren Aufgaben betrauen.

Absolut genial finde ich Boomwhackers. Damit können auch Anfänger innerhalb kurzer Zeit gute Erfolge erzielen. Falls du die noch nicht kennst, hier mal ein wenig Info:

http://www.ohrenspitzer.de/index.php?id=boomwhackers

und

http://www.amazon.de/s/?ie=UTF8&keywords=boomwhacker…

Wenn die Kinder mal den Bogen raus haben, kann man das Ganze prima durch vokale Elemente (und auch Gesang :smile:) bereichern.

Falls du in Reichweite einer Musikanlage bist, könnt ihr auch mal Beatboxing probieren. Möglicherweise ist das auch eine gute Kombination für die Jungs als Rhythmusgeber und die Mädels als Sängerinnen.
http://il.youtube.com/watch?v=ixtmHeyXqlY&feature=re…

Bei diesem Link solltest du mal eine Seite weiterklicken und dir die Videoclips anschauen, vielleicht findest du da noch mehr Anregungen.

Viel Spaß und schöne Grüße,
Jule

Huhu!

Auch dir danke für die Anregungen!

Die Links hab ich mir noch nicht angesehen, mach ich mal, wenn es nicht dunkel und ich nicht müde bin:smile:

Laut und leise find ich gut, ich glaube das schnell=laut ist nicht nur n Phänomen bei Grundschülern *g

Muss mal genau kramen, was denn an Instrumenten in der Schule ist, das ist nur knapp an ner Zwergenschule vorbei mit den drei Lehrern, die es bei uns gibt, weiß nicht, welche Instrumente ich gestern noch so übersehen habe, aber ich denke, so große Auswahl gibts da nicht.

Ist nur ein Mädchen dabei und die ist auch eher wilder und nicht so am Sängerin-sein interessiert, meinem ersten Eindruck nach. Aber man wird sehen.

Lieben Dank
Lockenlicht

'Hi,

ich glaube das schnell=laut ist nicht nur n Phänomen bei Grundschülern *g

Im Tanzkurs bei Erwachsenen ist schnell = große Schritte :smile::smile:

die Franzi

Moinsen!
Habe mir nun nicht alle bisherigen Antworten durchgelesen, aber ich möchte Dir doch kurz ein paar Gedankenanregungen bieten. Zur Info: Ich betätige mich seit 1982 als Musiker und seit rund 6 Jahren auch als Trainer und Coach sowie musikalischer Leiter.

Folgende Fragen könntest Du Dir stellen:
Was ist das Ziel
a) der Schule,
b) Deines Engagements,
c) der SuS dieser AG?

Welche Ideen/Wünsche/Vorstellungen haben die SuS, die die AG besuchen?
Welche Vorstellungen hast Du?
Was erwartet die Schulleitung?

Und wenn Du dann eine Vorstellung hast, kannste an die Umsetzung gehen.
Hier bieten sich aus meiner Sicht verschiedene Optionen an (kein abschließender Katalog):

  • Rhythmik („wie hört sich ein Pferd im Galopp an?“)
  • Dynamik
  • Melodie
  • Klang-, Song-, Literaturbeispiele (populäre Songs, die die Kinder mögen)
  • Nachahmungen („wie klingt eine Lok, wenn sie anfährt?“)

Fragen?
Gern!
Herzliche Grüße
Jogi