Sozialstudie ‚Musikvideo‘
Hi,
Ich möchte aber klarstellen, dass ich diese zwei Begriffe
zusammenbringen möchte. Pornografie ist nicht nur das, was man
sich ab 18 im Videoshop ausleihen kann, sondern um einiges
mehr. Es beinhaltet nicht nur das Zeigen von Sex und
Geschlechtsteilen, sondern fängt schon im kleineren an. Das
hat etwas mit Definition zu tun und wird in der Literatur ganz
unterschiedlich behandelt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Pornografie ist zwar „nur“ ein wikipedia-Artikel, aber ein recht gut recherchierter, wie mir scheint. Das, was in gängigen Musik-Videos gezeigt wird, schon als „Pornographie“ aufzufassen, ist allein schon tendenziös, und diese Definition wird imho nur von einer sehr kleinen Gruppe von Menschen geteilt.
Ihr könnt das Ganze aber auch anders benennen, wenn Ihr wollt.
Das ist in erster Linie eine Sache, die DICH interessieren sollte, nicht „uns“. Wenn Du mit wissenschaftlichem Anspruch an das Thema herangehst, solltest Du besonders auf korrekte Verwendung von Begriffen Wert legen, und ob ein Gebrauch des Begriffes „Pornographie“ im Sinne bspw. einer Alice Schwarzer seriös ist, stelle ich mal in Frage…
Mich interessieren Eure Meinungen, Wertungen und Empfindungen dazu,
wenn Ihr Euch Musikvideos anschaut und wie Ihr sie wahrnehmt.
Ich denke, daß man da nur schwerlich alle Musikvideos in einen Topf werfen kann. Man muß sich stets fragen, welche Emotionen beim Zuschauer ausgelöst werden sollen, und dafür muß man sich die Zielgruppe, also die dahinter stehende Szene der jeweiligen Musikrichtung vor Augen halten. Nicht ohne Grund unterscheiden sich Techno-/Trance- oder Pop-/Dance-Videos bspw. erheblich von Metal-Videos und diese wiederum von HipHop-Videos.
Ich will aber versuchen, mich generell auf Videos, in denen Körperlichkeit im Vordergrund steht, zu beziehen.
Da ist mein Eindruck zunächst, daß die Darstellung Männer und Frauen sich qualitativ nicht unterscheidet, geschlechtsspezifische Unterschiede also nicht gegeben sind. Es sind genauso viele nackte Männerkörper zu sehen wie leichtbekleidete Frauen. Auch die Rollen, die die jeweiligen leichtbekleideten Darsteller spielen, unterscheiden sich nicht wirklich, und letztlich auch nicht die Aussagen, die dadurch getroffen werden.
Es steht stets ein Körperkult im Vordergrund, der auch zu der dahinterstehenden Musik passt, die idR oberflächlich bleibt und nicht durch tiefschürfende Texte auffällt. Letztlich also ein Spiegel der Spaßkultur und einer gewissen Gedankenlosigkeit. Hab Spaß, feier Parties, schön ist schick. Es geht um Luxus - Luxuskörper, Luxusleben.
Was geschlechtsunterscheidend jedoch schon zu beobachten ist, ist ein recht eingefahrenes Rollenbild. Einen Ansatz für Feminismus kann ich nicht erkennen, da ich die Darstellungen nicht als unterschiedlich wertend wahrnehme, unterdrückt und manipuliert wird hier in beide Richtungen gleichermaßen, nur auf unterschiedliche Art und Weise.
Beiden gemein ist, daß der Körper das wesentliche Kapital ist, DER Marker schlechthin, wer da nichts zu bieten hat, darf nicht mitspielen.
Weiterhin gemein ist beiden Geschlechtern, daß weder Vernunft noch Emotion eine Rolle spielen, sondern lediglich, wie hart und cool jemand ist - je härter, desto besser.
Unterschiedlich - und da spiegeln diese Videos leider auch die Realität wieder - ist, daß Männer ihre Ziele in diesen Darstellungen durch offene Härte erreichen, durch den Wettkampf mit den Mitstreitern, während das bei den Frauen etwas diffiziler, durch die Blume, vermittelt wird.
Platt gesagt: Der tollste Mann ist der, der allen anderen auf die Fresse haut (oder das dickste Auto fährt), die tollste Frau die, die am intrigantesten ist, ohne daß das jemand checkt und ihre Titten am wirksamsten präsentiert.
Interessanterweise sind die Videos, die am ehesten eine nette Geschichte erzählen, die aus dem Metal-Bereich (auch beileibe nicht alle, aber wenn, dann da…). Das wird daran liegen, daß diese Szene den Körperkult nicht so richtig mitmacht und sich eher an ihrer (vermeintlichen) Tiefgründigkeit aufgeilt als an Muskeln oder Brüsten.
Mit Pornographie hat alldas indes nichts zu tun…
Bleibt also, daß Videos immer nur das Angebot sind, welches einen Bedarf deckt, und sich anhand der Videos viel über die Zielgruppe erkennen lässt. In meinen Augen sind das allgemein gesprochen der zunehmende Hang zu Extremen, um eine identitätslose Epoche ertragen zu können und in einem Sumpf des Mittelmaßes einen festen Boden zu finden, was jedoch bei zurückgreifen auf solche Werkzeuge immer erfolglos bleiben MUSS, da Massenmedien nie zu Individualität führen können, und wenn ein Video im Fernsehen gespielt wird, ist es schon ein Massending.
Fazit: Das, was Du siehst, ist in Dir: ein Symptom des Fluches der Post-Moderne. Generation @, hurra.
Gruß,
Malte.