Muss der Mensch glauben?

Hallo,

Du glaubst, daß z. B. in Afghanistan ein Krieg ist …
Du glaubst im Wesentlichen an die Erkenntnisse der Physik…
Du glaubst daran, daß Deine Sinne funktionieren…
Du glaubst vielleicht an das eine oder andere Vorurteil…
Du glaubst daran, daß Dein Gedächtnis Dir zuverlässig
Erinnerungen an Gehörtes, Gesehenes und Erlebtes präsentiert…

Ein anderer Typ von Glauben entteht daraus, daß selbst, wenn
Du alle Zeit der Welt hättest, Du nicht alle Voraussetzungen
überprüfen kannst… Zu den nicht vollständig
überprüfbaren Voraussetzungen gehören auch die induktiven
Schlüsse: wo bisher kein Gegenbeipiel gefunden wurde (z. B.
die Aussage, daß alle Menschen irgendwann sterben, da es
bisher immer so beobachtet wurde).

Religiöser Glaube ist wieder etwas ganz anderes.

Z.B.: Du glaubst an die Existenz „Gottes“, der die Welt und dich
geschaffen hat; der dein Verhalten kontrolliert und dich
ggf. bestraft; du glaubst an die Erbsünde
und daran, dass Gott einen Sohn hat(te), den er am Kreuz
den Opfertod sterben liess - und wieder auferstehen. Usw.
Fein- und Grobheiten mag korrigieren/ergänzen, wer kann.

Aber mir scheint es nicht
zwingend, daß jemand mit einem „gesunden“ Urvertrauen dann
noch eine Religion braucht.

Das klingt mir zu „respektvoll” :wink:
Mir scheint, dass jemand, der eine Religion braucht,
das, was du „gesundes Urvertrauen” nennst, nicht hat.

Der Unbegreifbarkeit der (Un)Endlichkeit,
spatial und temporal, hilft auch Religion nicht ab
(ebenso keine G.U.T.).

Gruss
Nescio

Hallo Viktor,

Doch wollen wir erst mal definieren was „Glauben“ hier ausmacht.
Glaube ist das Vertrauen auf eine Bezeugung (durch „WAS“ oder "WEN
auch immer), mangels eigener Wahrnehmung und oder eigenem Erkenntnis-
zugang (oder eigener Erkenntniswilligkeit) - wie auch immer.

Ich denke mal über 95% dessen, was Du in Deinem Leben als wahr,
richtig oder gegeben für Dich annimmst ohne es überprüfen zu können
oder es überprüft und logisch nachvollzogen zu haben fällt unter
vorstehende Definition von „Glauben“.

Das muss man, Prämisse vorausgesetzt sowie sprachlicher Einordnung der Zahl-Angabe, sicherlich so sagen. Das ist die kürzeste treffendste Antwort mit Nutzen für den Ausgangsposter. Deshalb mein Sternchen. (Mehr als 1 geht leider nicht)

Natürlich ist es nicht möglich, dass ein Mensch nicht am „Glauben“ teilnimmt. Es sei denn, er sei unter zwei, drei, vier Jahren alt; oder älter bei Verzögerung der Entwicklung seines reflexiven Bewusstseins; oder er leide aus gleich welchen Gründen an einer Störung der Bildung seines Selbstbewusstseins.

Schade, dass Pollux (wao, wenn das kein Namensmissbrauch ist!!! Der arme Castor, Pollux hätte ihn fallen lassen müssen!) darauf nichts einfiel.

Viele Grüße
Boris

Hallo Idomeneo,

Zu den nicht vollständig überprüfbaren Voraussetzungen gehören auch die induktiven Schlüsse: wo bisher kein Gegenbeipiel gefunden wurde (z. B. die Aussage, daß alle Menschen irgendwann sterben, da es bisher immer so beobachtet wurde).

wobei anzumerken ist, dass wissenschaftlicher Fortschritt ohne induktives Wagen nicht möglich ist. Das aber nur nebenbei.

Religiöser Glaube ist wieder etwas ganz anderes. Ich weiß nicht, ob jeder irgendeinen religiösen Glauben haben muß. Erik H. Erikson setzt die Religionen in Beziehung zur der ganz frühen, ersten Lebensphase des Menschen (1. Lebensjahr, Urvertrauen vs. Urmißtrauen). Im günstigsten Fall entsteht eine gesunde Basis des Urvertrauens, das heißt zunächst, gut und zuverlässig von der Mutter mit Nahrung, Wärme und Liebe versorgt zu werden. Religiöser Glaube wäre soetwas wie ein Urvertrauen darin, sinnvoll in den Zusammenhang der Welt eingebettet zu sein und ein Optimismus, daß es sich im Leben schon gut fügen werde, auch wenn es im Moment vielleicht nicht so gut aussieht (weil Gott dann Sorge trage wie die Mutter bzw. die Eltern für das Kleinkind). Aber mir scheint es nicht zwingend, daß jemand mit einem „gesunden“ Urvertrauen dann noch eine Religion braucht.

Erikson hat unrecht, da der Begriff des „Religiösen“ bis zum heutigen Stand noch gar nicht gefasst werden konnte. Bei Erikson ist es eine zeitbedingte, vielseitig beeinflusste Arbeitshypothese, die nicht einmal auf ihren Gegenstand Bezug nimmt!!

  • Die Crux liegt darin, dass „Religiosität“ und „Religion“ in einen Topf geschmissen werden, obwohl sie miteinander so viel und so wenig zu tun haben wie ein Steak mit einem Kuhfladen. (Ist nicht zynisch! Mein Respekt vor Tieren ist ganzheitlich höher als der vor den Bipeden, hab nur im Moment kein anderes Beispiel)

Aber mir scheint es nicht zwingend, daß jemand mit einem „gesunden“ Urvertrauen dann noch eine Religion braucht.

(Hallo! Was ist denn „gesundes Urvertrauen“? - Es gibt kein Urvertrauen!! Das ist eine Arbeitskonstruktion!!; und „gesundes U.“, schweigen wir lieber.)

Zu den Begriffen „religiös“ und „Religion“ möchte ich einen einen eigenen Thread eröffnen, nachdem ich meine Hilfeanfragen an Pollux auf dessen vielbrüchige Antworten erledigt habe. Was wegen des roulierenden Systems zeitlich wohl nicht mehr im Forum erfolgen kann.

Ansonsten, Sternchen von mir (nur „Religiosität“ und „Religion“, bitte!! Das liegt doch auf der Hand!!)

Viele Grüße
Boris