Muss ein Azubi Minusstunden akzeptieren?

Hallo allerseits!

Ich möchte mich informieren, ob man während der Ausbildung, z.B. zum Fachinformatiker-Systemintegration, verpflichtet ist Überstunden zu leisten und ob man Minusstunden akzeptieren soll.

Außerdem möchte ich erfahren, ob es in Ordnung ist, auf Wunsch des Chefs, die Ausbildungsberichte über meine tägliche Tätigkeiten zu verfälschen, sowie mich mit einer Kündigung erpressen lassen.

Und zum Abschluss wollte ich noch wissen, ob ein Azubi das Recht hat sich zu verspäten oder früher zu gehen, wenn man einen sehr wichtigen Termin hat, den man unbedingt wahrnehmen muss bzw. nicht verschieben kann, z.B. Arzt, Bank, Krankenkasse, Rechtsanwalt, etc. .

Freue mich auf Eure Antworten!

Zu1. Als auszubildener brauche ich keine Überstunden machen.
Zu2. Das ist eine Urkundenfälschung. Ich würde einen Anwalt zu Rate ziehen.
Zu3.Der Chef muß Dir die Möglichkeit geben um ein Thermin war nehmen zu können.
Wenn möglich den Thermin schriftlich den Chef vorlegen.

Hallo 4zub1,

zum Leisten von Überstunden ist an sich niemand verpflichtet. Ich gehe davon aus, dass du über 18 bist - dann wäre es zulässig auch von Auszubildenden Überstunden zu verlangen - allerdings nur wenn sie betrieblich angewiesen sind. Betrieblich angewiesen heißt, dass der Chef nicht nur für dich, sondern für alle in der Firma Überstunden anordnet - zum Beispiel zum Fertigstellen einer Terminsache, wenn man im Zeitplan zurück liegt.
Was die Minusstunden betrifft musst du in deinen Arbeitsvertrag schauen. Sthet dort, dass du eine bestimmt Anzahl von Stunden im Monat arbeitest, so musst du keine Minusstunden arbeiten - steht da etwas von durchschnittlichen Stunden, dann musst du „Minusstunden“ akzeptieren.
In ersterem Fall darfst du Minusstunden natürlich annehmen - allerdings muß dir der Chef trotzdem das reguläre Gehalt bezahlen.

Nein, es ist natürlich absolut NICHT in Ordnung, wenn der Chef von dir verlangt deine Ausbildungsberichte zu fälschen. Und er darf dir natürlich nicht einfach mit Kündigung drohen. Einen Azubi zu kündigen ist eh arg schwer - eine reguläre Kündigung kommt gar nicht in Frage, sondern nur eine außerordentliche - also fristlose Kündigung und dazu musst du dir schon so einiges leisten.

Nein, kein Arbeitnehmer hat das Recht sich „einfach“ zu verspäten oder eher zu gehen - auch wegen wichtigen Terminen nicht. Dann sind die Termine so zu legen, dass sie nich in die Arbeitszeit fallen oder du musst dafür Urlaub nehmen oder Überstunden abbauen (das muss aber mit dem Arbeitgeber abgeklärt sein).
Es gibt jedoch ein paar Dinge, für die dich dein Arbeitgeber freistellen muss - zum Beispiel für Gerichtstermine, für die du eine Vorladung hast und für Bewerbungsgespräche.
Die Frage ist jedoch, ob ihr Gleitzeit habt oder eine feste Arbeitszeit.Bei Gleitzeit musst du dann „nur“ während der Kernarbeitszeit da sein - wobei du deine vertraglich festgelegten Tagesarbeitszeit nicht unterschreiten darfst.

Viele Grüße
wolkenreiter

PS: Sollte dein Chef dich dazu zwingen wollen deine Berichte zu fälschen und dich mobben (Kündigungsdrohungen zähle ich dazu), dann kann ich dir noch empfehlen dich an deine zuständige Kammer (IHK?) zu wenden - dort gibt es Leute, die sich um Azubis kümmern.

Muss ein Azubi Minusstunden akzeptieren?

  1. Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen, Leute!

  2. Wegen der Minusstunden: Der Chef sagte mir, dass nächste Woche an einem Tag im Betrieb nichts loss sein wird
    und ich nach 2 Stunden, nach Hause gehen soll (die Angestellten sollen Urlaub nehmen bzw. Ü-Stunden abbauen), aber dafür zieht
    er mir 3 Überstunden ab und schreibt mir 3 Minusstunden hinzu, obwohl ich an dem Tag ganz normal arbeiten könnte.

Ich habe gerade dazu was gefunden und möchte wissen ob es stimmt:


ZITAT:

Minusstunden

Wenn Auszubildenden Minusstunden aufgeschrieben werden, ist das in der Regel nicht rechtens. Auch hier
gilt laut Berufsbildungsgesetz: Azubis sind keine normalen Arbeitnehmer - sie sind im Betrieb um zu lernen.
Sie haben ein Recht darauf, ihre tägliche Arbeitszeit auch im Betrieb zu verbringen. Werden sie also zum
Beispiel nach Hause geschickt, weil wenig los ist, ist dies als eine bezahlte Freistellung zu werten, und
es entstehen keine Minusstunden. So steht es auch im Berufsbildungsgesetz § 19: Entfällt die Ausbildung,
ohne dass der Azubi etwas dafür kann, dürfen ihm keine Minusstunden anrechnet werden!


Gruß
4zub1

Hallo 4zubi1,

ich kann Dir nur sagen, wie es bei uns ist. Unsere Azubis haben jederzeit die Möglichkeit Minusstunden durch Mehrstunden auszugleichen. Es gab auch noch kein Hinterungssgrund, wenn jemand aus wichtigen Gründen zusätzlich Freistunden benötigt hat, wenn er es mit seinem Ausbildungsleiter entsprechend vereinbarte. Es geht hier einfach nicht um Recht haben oder nicht, sondern allein, wie man seine Probleme mit dem Vorgesetzten abspricht. Ich komme aus dem Lager der Vorgesetzten und finde, es gibt nichts schlimmeres, als wenn ich mit einem Mitarbeiter über einen Rechtsanwalt klären soll, was zu tun ist. Das verhindert jedes Vertrauen zueinander und erinnert mich immer wieder an den 11. September, wo weltweit das Vertrauen zusammengebrochen ist.
Mit einem offenen Gespräch lässt sich vieles oftmals ganz einfach lösen.

LG

ritschik

Hallo,

soweit wie ich das ganze beurteilen kann, gibt es dazu keinen § oder sonstiges…für mich ist das ganze eine Sache der Beurteilung.

Grundsätzlich ist ein Azubi nicht zu Überstunden verpflichtet, erst recht nicht wenn es sich außerhalb der gesetzlich geregelten Arbeitszeiten von Azubis geht. Ich weiß ja nicht in welchem Ausbildungsjahr du steckst, wie alt du bist und ob du eventuell noch Probezeit hast… von diesen Faktoren her würde ich es ausmachen ob Überstunden gemacht werden dürfen/sollten/oder gar wüssten!

Was diese Minusstunden betrifft, wenn du dich mit deinem Chef geeinigt hast, und du z.B. Überstunden leistet würde ich sagen das Minusstunden von den Überstunden (Überstundenabbau) ok ist. Gesetzlich aber nicht geregelt…sollte eine Individuelle Absprache klären… Solltest du allerdings keine Überstunden machen, und dein Chef dich nach Hause schicken, z.b. weil es für dich nichts mehr zu tun gibt, darf er dir dafür keine Stunden abziehen und dir zum bsp. weniger Gehalt zahlen und auch nicht von dir verlangen, dass du diese Stunden an einem anderen Tag nachholst…

Wie gesagt für eine definitive Antwort bräuchte ich mehr Infos…

Sich mit einer Kündigung erpressen lassen, ich denke das kannst du dir im Grunde genommen auch selbst beantworten…GEHT GAR NET!!! Siehe auch Kündigungsschutz Azubis… Es bedarf einen Außerordentlichen Grund, wenn dein Chef dich kündigen will, und auch kann… wenn du nicht noch in der Probezeit bist (darf übrigens nicht länger als 4 Monate sein…§20 Berufsbildungsgesetz) brauchst du dir eigentlich keine sorgen machen!

Es ist, auch wenn der Chef das gerne möchte, nicht i.O. in sein Berichtsheft etwas anderes als die ausgeübte Tätigkeit zu schreiben! Ich selbst habe oft nicht das geschrieben was ich gemacht habe, da mein Tagesablauf eigentlich immer der selbe war… Sinn und Zweck des Berichtsheft ist, nachweisen zu können/müssen, welche Tätigkeiten man ausgeübt/erlernt/kennegelernt etc. hat. Du musst daran denken, das auch dein Chef mit dem Ausbildungsvertrag darauf eingegangen ist, dir bzw. den Azubis bestimmte Dinge beizubringen und diese zu festigen…normalerweise gekommst du am Anfang der Ausbildung auch eine Info darüber welche Prozesse du im Betrieb durchlaufen haben solltest.

Wenn dein Chef möchte das du dein Berichtsheft „fälschst“ dann bedeutet das eigentlich für mich das er dieser Verpflichtung nicht nachkommt! In diesem Falle solltest du vielleicht auch mal mit der verantwortlichen Kammer sprechen… Immerhin möchtest du ja nicht ins Berufsleben als „Geselle“ treten, mit wenig oder gar keiner Erfahrung in bestimmten Prozessen, oder noch schlimmer du hast vielleicht von einer Sache noch nie etwas gehört…Das wäre später nur zum Nachteil für dich!!!

Also wie gesagt bei näheren Informationen spezifischere Hilfe, ansonsten hoffe ich dir geholfen zu haben!

Viel Glück und lass dich nicht unterkriegen, denk dran Chef und Azubi haben beide Rechte aber auch Pflichten!

LG Jenny

Hallo,

also eine gewisse Mindestzahl an Überstunden und Minusstunden ist im Rahmen und sollte akzeptiert werden. Ich weiß nicht genau wie sich das rechtlich verhält, aber je nach Auftragslage wird vom Azubi erwartet, etwas länger da zu bleiben und wenn mal Leerlauf ist, diese aufgebauten Stunden wieder abufeiern. Wenn ihr keine Zeiterfassung habt, geschieht dies auf gegenseitiger „Vertrauensbasis“.
Nicht in Ordnung finde ich wenn du gewungen wirst, hier, es ist 17 Uhr, hier hast du noch eine AUfgabe, die dauert 3 Stunden. Es sollte jeweils im Rahmen bleiben d.h wenn du merkst die dringende AUfgabe von heute ist noch nciht fertig, ok dann bleibe ich heute halt so lange bis sie fertig ist. Aber nicht bis 22 Uhr und auch nicht jeden Tag. Soweit ich weiß darfst du die 10 ARbeitsstunden am Tag nicht überschreiten als Azubi und wenn du minderjährig bist, dann ist es nochmal strenger. Allerdings solltest du nicht darauf beharren jeden Tag punkt 17 Uhr zu gehen weil du eben Azubi bist und dich Termine nichts angehen sollen doch die anderen die Aufgabe fertig stellen. Es ist ein Geben und Nehmen.

DAs mit dem Verfälschen und Kündigen verstehe ich nicht so richtig, jedcoh musst du ins IHK-Berichtsheft die Wahrheit reinschreiben. Wenn du also den ganzen Tag Toilentten putzt, müsstest du das rein schreiben und nicht „Datenbankprogrammierung“. Jedoch wird dein Chef dir dies natürlich nie unterschreiben. Warum musst du den Fachfremde Aufgaben übernehmen?

Das mit den Terminen ist völlig in Ordnung - wenn es abgestimmt ist. Also einfach nicht kommen und sagen achso ja ich war beim Arzt das darf ich doch oder?
Das wäre unfair. Melde dich rechtzeitig ab, am besten eine Woche vorher dass du früher gehen musst oder später kommst und sei dann auch kulant, wenn du an dem Tag um 11 erst kommst, bleibst du halt abends ne Stunde länger wenn etwas dringend fertig gestllt werden muss. Oder du frägst ob du länger mittagspause machen darfst um zB noch zur Krankenkasse zu gehen.
Wenn gerade für diesen tag ein wichtiger Kunde angekündigt ist, ärgert das natürlich den Arbeitgeber, daher immer in Absprache dann dürfte es kein Problem sein.

Ich hoffe ich konnte ein wenig weiterhelfen?
Kannst gerne nochmal auf mich mit Fragen zukommen.

LG Leeela

„2. Wegen der Minusstunden: Der Chef sagte mir, dass nächste Woche an einem Tag im Betrieb nichts loss sein wird
und ich nach 2 Stunden, nach Hause gehen soll (die Angestellten sollen Urlaub nehmen bzw. Ü-Stunden abbauen), aber dafür zieht
er mir 3 Überstunden ab und schreibt mir 3 Minusstunden hinzu, obwohl ich an dem Tag ganz normal arbeiten könnte.“

Also ein Ausbildungsverhältnis ist kein Dienstverhältnis. Primäres Ziel ist es, dass Du für einen Beruf qualifiziert wirst und nicht, dass Du dem Betrieb was einbringt. Dein Ausbilder ist dazu verpflichtet, Dir passende Aufgaben zur Ausbildung zu geben, auch wenn diese dem Betrieb nichts nutzen. Die Auslastung des Betriebs sollte keinenfalls kurzfristig deine Arbeitszeit beeinflussen.

Allerdings bei dem, was Du da schilderst, ist die Situation nicht ganz ohne im Betrieb. Die Ausbildungnachweise werden dann nämlich richtig wichtig, wenn es zu Rechtsstreitigkeiten kommt. Ich würde hier böse Unterstellen wollen, dass der Ausbilder verhindern will, dass Du Ihn nicht belangen kannst. Ich vermute mal, dass der Ausbildungsrahmenplan auch nicht ganz erfüllt wird.

Du solltest am besten die gesamte Ausbildungssituation mit jemand unabhängigen durchgehen der sich auch mit der Rechtslage gut auskennt. Je nach Zeitpunkt der Ausbildung sollte man die Sache unterschiedlich angehen. Ich kann leider nicht sagen, ob es bei den zuständigen Kammern konkret Leute gibt, die sich mit der persönlichen Beratung auseinandersetzen, aber ein Versuch ist es Wert.
Eventuell gibt es bei euch schon einen Betriebsrat oder eine Auszubildendenvertretung, da ist aber die Frage, wie die damit zurecht kommen. Anderer Anlaufpunkt kann auch ein Lehrer in der Berufschule sein. Zuletzt kann Dir auch Deine Gewerkschaft guten Beistand leisten (Wär auch wegen Arbeitsrechtschutz nicht verkehrt :wink:.

Am besten recht zeitnah ein Gespräch suchen und solange würde ich auch keine große Diskussionen mit dem Chef führen (Anmerken ja, aber dezent. Sowas kann auch schnell ausarten. Ich hab schon erlebt, dass Leute in der Probezeit gekündigt wurden aufgrund eines Streites über eine Situation am selbigen Tag, innerhalb der Auseinandersetzung).

Auf eigene Faust kann man viel falsch machen. Ein gestörtes Vertrauensverhältnis mit dem Chef, oder der Rausschmiss in der Probezeit (da geht das grundlos) würden Dir auch nicht helfen, aber die beschriebene Situation solltest Du auch keineswegs hinnehmen.

Viele Grüße und viel Erfolg
Guru