Rhetorik
… deine aussagen passen in keiner weise zusammen. der logische zusammenhang existiert nicht.
Aber umgekehrt hältst du es für logisch, wenn du allein daraus, daß du einen solchen Zusammenhang nicht erkennst, schließt, daß er auch nicht existiert?
Du meinst zudem vermutlich nicht einen logischen Zusammenhang, sondern einen inhaltlichen Zusammenhang. Um den zu erkennen, hier eine kleine Hilfestellung:
Ann antwortet mit einem präsuppositionslogischen Argument. Einfacher gesagt: Sie benutzt das rhetorische Mittel der Präsupposition: Eine im Text nicht explizit, aber eben durch den Textzusammenhang mittelbar enthaltene Voraussetzung. Wobei diese hier zugleich als provokante These postuliert ist. Der inhaltliche Zusammenhang ist somit in einer rhetorischen Figur verborgen.
Wenn man so will, ein kleines rhetorisches Kunststück. Wenn, ja, wenn die These nicht zugleich leider uneindeutig ist - was aber der Logik bzw. dem durchaus vorhandenen inhaltlichen Zusammenhang keinen Abbruch tut.
Im Einzelnen:
Nein, musst du nicht.
Das ist zunächst die bloße Negation des in Frage gestellten Prädikats, und zwar in Form einer Behauptung.
Du kannst dich nach Belieben selbst beschränken.
Hier wird - als Begründung der Behauptung - der Zusammenhang hergestellt zwischen
- „an etwas Höheres glauben“
und
- „Selbstbeschränkung“
Dieser Zusammenhang ist die Präsupposition.
Nun kommt es darauf an - und hier liegt die Uneindeutigkeit dieser Präsupposition - wie Ann das „Nicht Müssen“ verstanden haben will:
a: modallogisch, oder
b: ethisch.
Und diese Uneindeutigkeit liegt tatsächlich primär beim UP in der Form seiner Fragestellung. Ich hatte (s.u.) diese Uneindeutig ebenso gesehen und hatte mich entschieden, sie vorerst mal als modallogische Frage aufzufassen, weil UP explizit nicht eine ethische, sondern eine psychologische, und somit eine naturgesetzliche Antwort sucht (oder zu suchen meint).
Im Fall b (ethisch) ist die Gesamtaussage:
„Du mußt nicht. Aber du darfst“. In diesem Fall ist „du kannst“ verstanden als „es ist erlaubt (im Kontext irgendeines, hier nicht erwähnten ethischen Grundsatzes)“. Die präsupponierte These lautet hier somit:
b: „An etwas Höheres zu glauben“ ist eine Selbstbeschränkung.
Im Fall a (modallogisch) ist die Gesamtaussage:
„Du mußt nicht. Es ist nicht-notwendig“. Somit ist es entweder „möglich“ oder „unmöglich“. „Unmöglich“ ist aber negiert durch „du kannst“. Somit ist die Möglichkeit behauptet, „nicht an etwas Höheres zu glauben“. Die präsupponierte These lautet hier folglich:
a: " Nicht an etwas Höheres zu glauben" ist eine Selbstbeschränkung.
Welche der beiden Fälle An meint, müßte sie selbst äußern. Beide wären nicht uninteressant.
Aber beide haben definitiv nichts mit Esoterik zu tun - um das nebenbei mal zu erwähnen. Im Psychologiebrett, wie ursprünglich, war die Frage besser ausgehoben.
Gruß
Metapher