Hallo ,
aktuell geht es meinem besten Freund nicht gut. Er schrieb mir, er hätte eine Riesenscheisse gemacht. Gut, das kann jetzt alles heißen…
Natürlich habe ich nachgefragt und mich als seelische Mülleimer angeboten.
Zum Verständnis:
Wir waren gegenseitig unsere erste große Liebe. Aus unterschiedlichen Gründen sind seine und meine Ehe gescheitert. Details würden abschweifen.
Er hat die mega Heulerei, will einerseits meine Unterstützung, schämt sich aber.
Ich habe keine Ahnung, worum es geht.
Meine frühere Kritik, er suche sich irgendwie neuerdings immer Problemfrauen, die hat er (später) bestätigt.
Bis jetzt weiß ich nicht wirklich, was ihn derartig erschüttert, dass er so fertig ist, selbst sagt, er habe keine Kraft mehr und dachte bereits an Selbstmord.
Aber er ist ein Kämpfer und schreibt mir :Nur Feiglinge gehen diesen Weg!
Ich habe ihm im Laufe des Abends immer mal wieder das Gespräch angeboten.
( Zwischenzeitlich war er mit Sohn und ich mit Tochter beschäftigt).
Er will gerne sprechen, schämt sich aber.
Leider erinnert mich das an eine üble Leidensgeschichte, die ich erlebt habe. Begann ebenso ( natürlich war kurz darauf wieder alles toll und eigentlich war es ja auch nicht so schlimm; man hätte lediglich einen schlechten Tag). Endete in einem Selbstmord. Und ich durfte hilflos am Telefon dran teilhaben.
DAS KOTZT MICH AN!
Ich helfe ja gerne, aber ich muss auch mich schützen.
So, jetzt kann ich nicht gut schlafen, weil ich mir die Geschichte zu Herzen nehme.
Was macht man am sinnvollsten in so einer Situation?
Mao
Hallo
Wie, da hat sich einer umgebracht, während er mit dir telefonierte??
- Das ist auf jeden Fall schon länger her, habe ich verstanden.
Aktuell hat dein bester Freund eine Krise, und du befürchtest, dass es auf das gleiche hinauslaufen könnte?
Ich habe zum Glück noch mit keinem Selbstmörder zu tun gehabt, habe aber mittlerweile die Einstellung, dass - sofern jemand nicht irgendwie unheilbar krank ist - es vor allen Dingen eine Gemeinheit gegenüber den Angehörigen ist, sich umzubringen, jedenfalls sofern die ein bisschen Wert auf einen legen. Ich finde, jemand, der eine beste Freundin und einen Sohn hat, der hat sich einfach nicht umzubringen. - So würde ich dem das auch sagen, falls nochmal die Rede auf so ein Thema kommt.
Hat er vielleicht irgendwas Kriminelles gemacht?
Ich würde vielleicht Folgendes versuchen: Ihm gegenüber als Vermutung äußern, er habe seine Ex-Frau umgebracht (was er ja hoffentlich nicht getan hat), dagegen klingt dann jede andere Riesenscheiße, die er gemacht haben könnte, ziemlich harmlos, so dass er dir dann vielleicht erzählt, was er gemacht hat.
Oder willst du es gar nicht wissen? Ist das dein Problem?
Viele Grüße
Hi,
für heute Abend fällt mir nichts mehr ein, für morgen evtl. beim sozialpsychiatrischen Dienst anrufen.
Das würde ich schon ernst nehmen. Bei meiner Dolmetschertätigkeit habe ich auch mitbekommen, dass Patienten direkt gefragt werden, „haben Sie schon mal an Selbstmord gedacht?“ oder „hatten Sie schon mal Selbstmordgedanken?“, wo ich mir denke „das würde ich dir gerade auf die Nase binden!“ Ich war noch nie in einer solchen Situation, und bei so etwas kann ich mich auch schlecht hineinversetzen, aber ich frage mich jedes Mal, ob es „geschickt“ ist, einen Patienten möglicherweise überhaupt auf die Idee zu bringen.
Das sehe ich auch so.
Ich weiß nicht, wo du wohnst, aber wie gesagt, such nach dem sozialpsychiatrischen Dienst, die kümmern sich um ihn und da kann er auch über alles sprechen. Das belastet dich auch weniger!
Schlaf trotzdem gut!
Christa
Hallo,
Deine erste Vermutung stimmt leider.
Gefragt habe ich ihn, ob er eine Tankstelle überfallen hätte, oder er sich von einem Weib hat abzocken lassen. Nein, sein Mist wäre komplexer. Er hat auch keine kriminelle oder agressive Neigungen.
Möglicherweise hat er einen Verkehrsunfall mit Personenschaden verursacht.
Wie gesagt, ich habe keine Ahnung.
Irgendwann wird er schon mit mir reden.
Für mich ist es halt doof, mit so Halbansagen dazustehen.
Mao
Hi,
Fachleute, die halbwegs eine Ahnung von ihrem Job haben, fragen nicht grundlos - sie fragen Leute, die sich diese Gedanken schon mal gemacht haben, und sei es auch nur, dass die halt wissen, dass es Leute gibt, die in ihrer Situation Selbstmord begehen uhd aber selber denken „würde ich nie!“ - aber auch die antwort ist dann interessant. auf die idee bringen sie ihr Gegenüber aber nicht.
die Franzi
Das Problem ist nur, dass Menschen in so einer Situation mit solchen Dingen nicht mehr erreichbar sind. Wenn jemand, der körperlich gesund ist, bereit ist Hand an sich zu legen, dann wird es dafür akute oder schon längerfristige psychische Gründe geben, deren Wesen es gerade ist, dass „normale“ Maßstäbe gerade nicht mehr funktionieren. Insoweit sind dann auch Vorwürfe im Zusammenhang mit den Folgen einer solchen Tat für Dritte weder zur Beeinflussung einer entsprechenden Entscheidung noch im moralischen Sinne „auf der richtigen Ebene“, die eine Chance hätte, den Betroffenen tatsächlich zu erreichen.
Ich hatte mehrfach mit solchen Dritten zu tun, die unmittelbar von einem Suizid betroffen waren, und das war schwer zu ertragen. Einmal ein reichte mir ein Blick auf einen Zugführer, der tags zuvor einen Suizidenten überfahren hatte. Einmal hatte ich die Lebensgefährtin eines genau so zu Tode gekommenen Manns als Mandantin. Und im Bekanntenkreis habe ich auch eine „Restfamilie“ aus Mutter und zwei Kindern. Das sind alles furchtbare Schicksale, die natürlich einerseits selbst jetzt darunter leiden, ggf. nicht genug getan zu haben, den Suizid zu verhindern, die andererseits aber natürlich auch eine gewisse Wut auf die Suizidenten haben, die ihnen jetzt ein Leben mit so einer Erfahrung aufgebürdet haben. Aber beides ist mE nicht so wirklich zielführend, wenn es da nicht ganz konkrete Versäumnisse oder Ansagen gegeben hat.
Ob du hier tatsächlich in letzter Konsequenz helfen kannst und dies überhaupt willst, ist natürlich schwer abzuschätzen. Aber ohne Kenntnis der Fakten kann und wird ihm niemand helfen können. Ggf. wird es einem Profi und unbeteiligtem Dritten leichter Fallen, ihn davon zu überzeugen, und wird er sich einer solchen Person dann auch leichter öffnen können, bei der die persönliche Beziehung nicht „im Wege steht“. Die kann nämlich in so einer Situation durchaus kontraproduktiv sein. Ein: „Was wird Mao von mir denken“, kann durchaus eine höhere Hürde darstellen, als sich einem ansonsten unbekannten Arzt oder Anwalt (wenn wir mal von rechtlichem „Mist“ reden) zu öffnen.
Vielleicht wäre es ein Ansatz ihm vor die Wahl zu stellen, dass du versuchen kannst im zu helfen, wenn er sich dir offenbart; du aber auch dafür Verständnis hast, wenn er dies nicht schafft, und du ihm für diesen Fall dann den Weg zu Arzt/Anwalt nahelegst.
Und ja, uns Anwälten ist kein menschlicher Abgrund fremd Schließlich sitzt neben jedem Mörder, Vergewaltiger, Kinderschänder, … zumindest ein Pflichtverteidiger, wenn es vor Gericht geht. Das ist für die strafrechtlich tätigen Kollegen auch oft hart, aber das gehört nun mal zum Job wie für einen Arzt der Umgang mit furchtbarsten Verletzungsbildern und dem Tod.
Hallo,
gestern Abend habe ich meinen lieben Freund zum Telefonat überreden können.
Ich versuche mal es zu erklären.
Der Liebe wünscht sich die klassische heile Familie ,ist aber gar nicht mehr bei sich. Nachdem die Ehe kaputt gegangen ist, ist er an eine junge Dame geraten, die ihm etwas vorgegaukelt hat. Er wollte sie unterstützen; sie war eine Prostutierte. Die nächste hat ihn zu einem Kredit überredet, den er eigentlich gar nicht kann.
Weil der Sohn der Dame zugewandt war,hat wohl der Verstand ausgesetzt.
Blank mit den Nerven sind ihm Fehler im Job passiert, Kündigung.
Und weil es nicht reicht, dann noch zu schnell gefahren, Knöllchen und Punkt kassiert.
Eine schlimme Mühle.
Aber so sehen Krisen aus.
Auch wenn er bockig ist und alles alleine schaffen will, konnte ich ihn hoffentlich zu einer psychologischen Beratung überreden.
( Zwar vertraut er sich regelmäßig einer Hellseherin an, aber ich habe so meine Zweifel, ob das zielführend ist…).
Naja; heute Morgen geht es ihm besser und er ist motiviert.
Ich habe auch wieder erholsam geschlafen und habe gestern das schöne Wetter genutzt, und war mit meiner Tochter lecker Eis essen !!!
Resultat: Man kann nur dann anderen helfen, wenn man selber geerdet ist!
Danke dafür, dass ihr Euch des Problems angenommen habt!
LG,Mao
Alles nicht schön, aber gemessen an wirklich schlimmen Dingen noch relativ harmlos. Der Mann braucht Abstand! Erst mal klaren Kopf bekommen, Kassensturz machen, dann den aktuell guten Arbeitsmarkt nutzen um einen neuen Job zu suchen (sich ggf. für Bewerbung Hilfe holen).
Wenn die Sache mit dem Kredit nicht sauber zu lösen geht, muss man ggf. den Weg in die Privatinsolvenz gehen. Das ist nicht angenehm, aber überlebbar. Die Punkte in FL interessieren niemand, solange dadurch nicht der Lappen flöten geht, der ggf. für den Job gebraucht wird.