Muss man denn Party, Action, Unternehmungen wollen?

Manchmal habe ich das Gefühl, dass es allgemein als unnormal angesehen wird, wenn man ein ruhiger Mensch ist, der gerne alleine ist und Erholung findet in ruhigen Tätigkeiten wie Filme ansehen, PC-Spiele, lesen, Yoga, all sowas.

Was mir daran gefällt ist, dass man tagsüber schon genug mit Eindrücken bombardiert wird und abends möchte ich niemanden reden hören oder mich mit anderen Leuten wegen irgendwas abstimmen. Sondern einfach machen was ich will und zwar etwas entspannendes.

Außerdem möchte ich ausreichend Schlaf und mir nicht mit feiern die Nächte verschwenden.

Die Umgebung zuhause ist auch schöner als in einem engen stickigen Raum mit betrunkenen Leuten zwischen Dreck.

Wenn ich eine Frage nach einem Treffen ablehne, mit der Begründung, es seien schon zwei weitere Abende in der jeweiligen Woche verplant, ernte ich nur Unverständnis.

Die Leute die ich kenne, sind jeden Tag unterwegs. Ob Sport oder Treffen mit Freunden, Arzttermine, Vereine, längere Erledigungen usw.

Wenn ich in einer Woche mit jemandem etwas ausgemacht habe, dann will ich nicht mit noch jemandem was ausmachen denn meistens ist eh noch ein Abend verplant für irgendwas nicht Vermeidbares (Meetings, Großeinkauf, Arzt, oder egal was) und zwei volle Abende reichen mir einfach.

Ich bin nicht der Typ Mensch, der zwanghaft jeden einzelnen freien Tag mit irgendwas vollstopfen muss. Aber anscheinend bin ich weit und breit die einzige, die so denkt.

Warum ist das so?

Ich bin gerne allein und ich bin gerne zuhause. So kann ich Energie auftanken. Nicht auf Saufpartys und ähnlichem, das kostet mir Kraft, es gibt mir keine.

Ist das zu Spießig für die heutige Gesellschaft?

Hallo,
müssen musst du erstmal gar nichts, aber Du solltest drauf schauen, dass Du Deine sozialen Kontakte/ Freundschaften nicht vernachlässigt. Einen Film kann man auch gemeinsam schauen. Genauso wie gemeinsam essen. Es muss ja nicht gleich eine Kneipentour sein. Auch das ist entspannend.
Mao

also wie mein Vorgänger schon gesagt hat: müssen tut man es nicht…

ich brauche zum Ausgleich auch Einsamkeit mit meiner Konsole/pc. aber ich muss auch dazu sagen dass ich in der Gastronomie arbeite und dort genug Leute und Alkohol um mich herum habe. darum gehe ich selten in der Freizeit weg

Ich schätze, du bist um die 20- und gleich vorweg- in 10 Jahren werden sich gaaanz viele so verhalten, wie du es jetzt schon tust :wink:

Einmal spielt die eigene Persönlichkeit eine Rolle, Thema extrovertiert versus introvertiert. Dazu gibt es viel zu erfahren - Inet, Bücher- und du wirst dich vermutlich sehr wiederfinden können und erkennen, dass du alles andere als „einzig“ bist. Es heitßt sogar, dass intro- zu extro bei 2:1 liegt.

Obwohl du nicht der einzige bist- bist du zumindest einer von wenigen, die ihren inneren Bedürfnissen folgen- und damit kommen wir zu einem weiteren Aspekt- dem Wunsch nach Zugehörigkeit.
Das Alter um die 20 (angenommen, wir befinden uns nun dort) ist die Zeit nach der Schule, Schulende, erste Eigenständigkeit, Freiheit, Führerschein und die „große Befreiung vom Elternhaus“.

Es ist normal und typisch, dass man macht, ausprobiert, seine Grenzen testet und der Spaß im Gemeinsamen gesucht und gefunden wird. Lang und viel Weggehen gehört schlicht dazu und all das wird als große Lebendigkeit erlebt.
Allerdings- längst nciht von jedem und es gibt genug junge Menschen, die das nicht unbedingt brauchen.
Ab und zu ok, aber kontinuierlich, wird das wirklich anstrengend.

Nein zu sagen- sich da heraus zu ziehen- führt genau zu dem, was du gerade erlebst.
Du erlebst Unverständnis und gehst damit nicht mehr im Gleichschritt dieser Gemeinschaft- eine gewisse Ausgrenzung beginnt und kann immer extremer werden.
Das fühlt sich alles andere als gut an und so ist es nachvollziehbar, dass es genug Menschen gibt, die dieses Gefühl nicht empfinden wollen…also macht man lieber mit, auch wenn es einem nicht so gut gefällt.

In einigen Jahren hat einen „das Leben“ und Verpflichtungen werden den Alltag bestimmen. Ein Vollzeitjob, eine Beziehung, eine gemeinsame Wohnung- der Fokus verändert sich und all das, was nun Alltag ist, wird Vergangenheit.
Wer das Leben genau so weiterführt (der eine oder andere verändert sich nicht)- ist irgendwann auch alleine, denn das Rad der Zeit dreht sich weiter (samt den Verhaltensveränderungen).

Was bedeutet das nun für dich?

  1. du bist einer von vielen und nimmst deine Bedürfnisse sehr deutlich wahr-- trittst dafür ein- was durchaus mutig ist, denn du akzeptierst damit auch Ablehnung, die erfolgen kann.
  2. egal, wie du dich entscheidest- alles ist ok. Wichtig ist nur, wie es dir dabei geht!
    Wenn du mitgehst, weil dir die Gemeinschaft wichtiger ist (oder du nicht das Gefühl von Ablehnung spüren willst), dann machst du eben das.
  3. Sei dir klar, wenn du dich zu oft ausklinkst, wird die Ablehnung immer mehr werden- mit diesem Wissen kannst du nun mit den Umständen jonglieren und abwägen.
  4. Solange dich mehr mit den Typen verbindet als Alkoholexzesse- solange gibt es eine Beziehungsebene und auf Dauer wird jeder mit seinen „Macken“ auch akzeptiert. Dann bist du halt der, „der nicht immer mitgeht“- daran werden sich alle gewöhnen.
  5. Wenn die anderen meckern und dich „anmachen“, weil du nicht mitgehst- erkenne darin den Wunsch, Gemeinschaft leben zu wollen. Und wenn du nein sagst, geht das nicht.
    Dieses Unverständnis ist der Ausdruck von deiner Ablehnung-- wie schon gesagt, das spürt keiner gerne und die Reaktion darauf ist üblicherweise „blödes Gerede“ :wink:
  6. Warte einfach ab- mit dem Alter werden alle ruhiger und - mti dem Alter trauen sich die Menschen immer mehr zu sich selbst zu stehen. Das bedeutet, dass die, die heute schon so sind wie du- dann auch eher das sagen können, was du heute schon sagst „nein danke“.

Als letztes noch eine Buchempfehlung: „big five“ von Thomas Saum-Aldehoff.
ich bin davon überzeugt, es würde sehr vielen Menschen besser gehen, wenn sie das Wissen aus diesem Buch hätten, wenn sie sich und andere besser verstehen würden.

alles Gute für dich
kitty

Müssen muss man gar nicht, aber Freundschaften müssen eben auch nicht erhalten bleiben, wenn man diese nicht pflegt!

Es gibt ruhigere Freundeskreise, bei denen es allen Beteiligten ausreicht, sich nur „gelegentlich“ zu sehen, und es gibt andere, in denen die Leute ständig etwas gemeinsam unternehmen wollen. Es gibt Freundeskreise da ist „Party bis zum Umfallen“ angesagt, und es gibt Freundeskreise, die eher auf gemeinsames Kochen, Theater und Wanderungen angelegt sind. Es gibt Freundeskreise, in denen Geld keine Rolle spielt, und alles finanzierbar ist, was Spaß macht, und es gibt Freundeskreise, in denen man den Ball schon aus rein finanziellen Gründen flach halten muss. Da muss man eben sehen, dass man die richtigen Leute findet, die einen ähnlichen Ansatz haben, oder Kompromisse mit denen schließen, die mehr unternehmen wollen, wenn einem diese Freundschaften wichtig sind.

Aber genauso wenig, wie man dich zwingen kann, kannst du auch andere nicht zwingen/hast du gegenüber anderen keinen „Anspruch“ auf Akzeptanz deiner Einstellung und Beibehaltung der Freundschaft zu deinen Bedingungen. Mit „nur meine Einstellung ist richtig“, kommt man bei diesem Thema nicht weit. Aber das Thema hatten wir ja schon.

Hallo,

du bist nicht die einzige: die anderen, die auch so sind, sitzen zu hause und freuen sich, allein sein zu dürfen. Deshalb kennst du sie nicht und triffst du sie nicht.

Und genau da hakt es dann, wie andere schon schrieben. Freunde kann man nicht machen und nicht halten, wenn man sich nicht darum kümmert.

Grüße
Siboniwe

du meinst

:relaxed:

Nein, liest du nochmal.

Nein da bist du sicher nicht alleine, es gibt sicher genug Leute die genau so denken, aber wie du selbst schon beschrieben hast trifft man diese einfach nicht so häufig an. Ist ja nur logisch das man mehr Leute trifft die viel unterwegs sind, einfach weil sie viel unter Leute kommen und für die ist es natürlich schon etwas „komisch“ sooo „wenig“ vor zu haben.
Aber ich würde sagen sch*** drauf was die anderen sagen, was juckt die das, wann du was vor hast.

Nein. Aber so wie du dich darstellst, nämlich als verkannt und eigentlich der besseren Sorte Mensch angehörend, kann das für andere durchaus spießig rüberkommen oder einfach nur nervig.

Grüße
Siboniwe

Meine Freunde sind natürlich Gleichgesinnte wie ich.

Nur fällt mir eben auf, dass das die absolute Minderheit ist.

Andere Leute die ich kenne, posten in WhatsApp zum Beispiel ständig irgendwelche Party Statusmeldungen und ähnliches, wo ich mich immer frage, woher die eigentlich so eine Energie haben neben der Arbeit.

In der Gastronomie bin ich zwar nicht tätig, aber auch ich haben reichlich Trubel in der Arbeit und bin daher froh, wenn ich wenigstens zuhause meine Ruhe habe.

Beste Antwort, sehr ausführlich und durchdacht, super!

Bin übrigens über 30, also nach deiner Theorie ist das da eh normal.

Mit 20 war ich schon unternehmungslustiger als jetzt, aber kein Vergleich zu Freundinnen die nur Disco und Party im Kopf hatten. Von daher gehöre ich schon immer der ruhigeren Sorte an.

Wieso stelle ich mich als besser dar?

Für mich persönlich ist es eben angenehmer, einen ruhigen Abend zu verbringen als mit Party und Saufen.

Wo ist daran eine Wertung der Personen?

Ich sehe nur eine Wertung der Aktivitäten.

Deine Beschreibungen sind nicht wertfrei geschrieben.

Damit sagst du, dass Feiern für dich Zeitverschendung ist. Damit implizierst du, dass du deine Zeit mit etwas Wertvollerem ausfüllst, als alle, die feiern.

Das ist deutlich: Zuhause bei dir ist es schön, die Leute, die feiern, tun das in „im Dreck“.

Damit implizierst du, dass die, die ihre Tage anders verbringen als zuhause, dies „zwanghaft“ tun, also nicht aus freien Stücken und gern.

Ich könnte weiter machen, aber das ist, glaube ich, nicht nötig. Du wertest nicht die Aktivitäten, sondern du wertest die Personen, die diese Aktivitäten ausführen, ab.

Selbst, wenn du meinst, dass das nicht der Fall ist: so kommst du rüber.

Grüße
Siboniwe

1 Like

Bloß dass das eben rein sachliche Fakten sind.

Das einzige Mal mit Anfang 20, als mich eine Freundin zur Disco überredete, erlebte ich Folgendes:

Sich völlig ungeniert verhaltende betrunkene junge Frauen/ Mädchen, vollgekotzter Boden auf der Toilette (dreckige Umgebung), niveauloser Umgang zwischen den Disco Besuchern etc.

Ja gut, dann beschreibe ich das alles eben nicht wertfrei.

Ich bewerte das als etwas, was ich mir nicht antun will und gleichzeitig werte ich es, indem ich mir die Frage stelle, wie jemand anders so etwas wollen kann.

Dann bleibe zu Hause. Aber warum versuchst du so krampfhaft, dieses Verhalten zu rechtfertigen?

Warum willst du unbedingt bestätigt bekommen, dass dein Verhalten richtig ist?

Sei so wie du sein willst, such dir Freunde, die das auch so sehen (oder bleib allein) und gut ist.
Aber du bist kein besserer Mensch, weil du deine Freizeit anders verbringst.

Im Übrigen: wenn du ein einziges Mal unterwegs war, wie kommst du dazu anderen zu unterstellen, dass sich ihre Clubbesuche / Feiern / Partys so abspielen, wie du es einmal erlebt hast?