Mutter klammert

Hallöchen,

Ich stelle es mal bewusst hier rein, weil es meine Mutter (Anfang 50) betrifft.

Zur Situation:
Ich, die einzige Tochter, lebe weit weg von zu Hause, man sieht sich nur ab und an im Jahr, wir telefonieren fast täglich.
Ich bin auch keine typische „Tochter“ mit Familie, sprich Enkeln.
Hab ich auch in diesem Leben nicht mehr vor.

Nun haben ihre Schwestern ihre Kinder alle Enkel in die Welt gesetzt, und wohnen bei ihren Familie um die Ecke.

Nur ich falle aus der Reihe :wink:

Sie hat ein stressigen Job, der ihr, ich denke auf der einen Seite viel abverlangt, aber sie braucht den Stress auch.

Nun hab ich gerade von meinen Vater erfahren, dass es ihr mal wieder richtig dreckig geht.
Sie hat sich darüber aufgeregt, dass ich nicht zum Geburtstag im Januar da war (über Weihnachten waren sie zwei Wochen bei uns, der Geburtstag war zwei Wochen später)
Sie kann mal wieder nicht mit meinen derzeitigen Freund, weil der kein Deutsch kann.
Sie hat Angst, dass ich auswandere.
Ich fahre lieber nach Stuttgart im April, anstatt sie zu besuchen. (ich fahre im März für ein langes Wochenende runter)
Sie hat keine Hobbies, keine Interessen, Freundeskreis sieht mau aus.
Sie kümmert sich um die Großeltern, zu den Schwestern hat sie teils sehr guten Kontakt, teils gar keinen.

So nun zum Thema:
Sie steigert sich richtig rein in Sachen, wie, dass ich nicht öfters zu Besuch komme, dass geht soweit, dass sie weint.
Sie steigert sich in die Vorstellung, dass mir was ganz schlimmes in unserem Urlaub in Ecuador passieren könnte, und mein Freund eh am allen Schuld ist, weil selbst würde ich nie auf solche Ideen kommen.

Papa macht Stress mit dem Vermieter, sie steigert sich auch da rein, weiß nicht wie es weiter gehen soll. Obwohl eigentlich nichts los ist, Papa weigert sich nur eine Erhöhung zu zahlen, das wars.

Ich bezeichne es schon als depressives Verhalten.
Sie sieht, wie ihre Geschwister in der Betreuung der Enkel einen neuen Inhalt im Leben gefunden haben, nur ich agiere völlig frei und unabhängig von der Familie.
Sie „hyperventiliert“ sich da richtig rein.

Ich weiß nicht, wie das werden soll, wenn sie noch älter ist.
Sie stellt sich schon vor, in Rente zu mir zu ziehen. Ich hab nix dagegen, in dieselbe Stadt zu ziehen, aber sie will unbedingt mit mir zusammen ziehen!

Kann man einen solchen Menschen irgendwie unterstützen, momentan blocke ich ein wenig, weil ich glaube, dass ihre Situation nicht besser wird, wenn ich ihr mehr Aufmerksamkeit gebe, immerhin habe ich auch noch ein Leben :smile:

Ich habe das Gefühl, dass meine Mutter sich einfach nicht selbst zu beschäftigen weiß. Vater und ich müssen herhalten.

Irgendjemand Erfahrung wie man einen Menschen irgendwie beibringt, dass er sich selbst was aufbauen muss, um sich den Tag um die Ohren zu hauen?

Ich bin ratlos mittlerweile. Am liebsten würde ich sie zum Psychiater schicken.

LG
Wölkchen

Hallo Wölkchen,
so schlimm es auch ist, ich denke du kannst du kannst da garnichts machen :frowning:
Wenn überhaupt, dann wäre es dein Vater (also ihr Ehemann), der
etwas unternehmen könnte.
Ich denke, dass ihr etwas Abwechslung ( Urlaub, mal etwas vollkommen anderes unternehmen etc.) helfen könnte.
Ob sie allerdings dazu bereit ist ?
Wie auch immer, ich denke der Dreh und Angelpunkt wäre dein Vater.
Tschüss Jens

Hallo Wölkchen,

eine sehr verzwickte Situation für Dich und Deine Eltern. Ich denke, wenn du in deren unmittelbaren Nähe wohnen würdest, wäre es bestimmt noch anstrengender…

Wäre es nicht vllt. etwas für Deine Mutter als Leih-Oma sich eine nette kleine Familie zu suchen?
Habe letztens einen Bericht darüber im Fernsehen gesehen. Alle waren zufrieden und vor allen Dingen die Oma. Das muss ja nicht tgl. sein, aber ein paar Tage die Woche wäre doch eine tolle Sache.

LG
B.

Hallo Wölkchen,

ich habe die von Dir beschriebene Situation gerade seit 2 Jahren hinter mir. Meine Mutter ist gestorben. Sie wurde 77 und wahrscheinlich in der Angst, dass sie mich nun nicht mehr behüten kann (was sie niemals musste)

Ich mache es kurz:
Du kannst gar nichts für Deine Mutter tun.
Das muss sie selbst machen. Solange der Leidensdruck für sie nicht schier unerträglich sein wird, sieht sie schlicht keinen Änderungsbedarf für ihr Verhalten.

Aber Du kannst etwas für Dich tun:
Lebe Dein eigenes Leben und lass Dich von ihr nicht herunterziehen. Bei mir wurde Mutters Bevormundung erst erträglicher, denn etwas anderes als Bevormundung war es nicht, als sie pflegebedürftig wurde. Da war ich aber schon 50.

btw - ich habe auch keine Enkel produziert. Mein Mann ist „Ausländer“ nämlich 200km südlich von mir geboren, spricht den falschen Dialekt, hatte für Mutter das falsche Hobby und ist noch dazu katholisch. Drama hoch3.

viele Grüße
Geli

Hi Wölkchen!

Als Betroffene in ähnlicher Situation (SEUFZ!!!) kann ich nur sagen: SIE braucht Hilfe. Z.B. durch Psychotherapie. Wenn sie das nicht einsieht und sich nicht helfen lassen will, ist das nicht deine Schuld und du darfst dich durch sie nicht fertig machen lassen.

Setze klare Grenzen, was du willst und was nicht. Lass dein Leben nicht durch sie kontrollieren. Telefoniere nur dann mit ihr, wenn du das Gefühl hast, dass es dir gut tut. Wenn dir nicht danach ist, heb nicht ab. Lüg sie nicht an. Sag ihr die Wahrheit. Dass es dir zu anstrengend ist, wenn sie so ist, wie sie ist und dass du gestern müde warst und nicht die Kraft hattest, dich auf so ein anstrengendes Telefonat einzulassen. Wenn sie Sachen sagt, die unter der Gürtellinie sind, wenn sie über deinen Freund herzieht, knall den Hörer drauf und heb nicht mehr ab. Du hast mit deinem Leben genug zu tun und bist nicht dafür verantwortlich, dass es ihr gut geht.

Das klingt hart ihr gegenüber. Das ist nicht lieb. Aber ist es lieb von ihr, wenn sie dich psychisch so ausnutzt? Ist es nicht teilweise sogar (versuchte?) Erpressung a la „Wenn du nicht tust, was ich gut finde, dann bist du schuld daran, dass es mir schlecht geht!“? Lass dich nicht erpressen. Wehr dich! Aber versuche dabei trotzdem fair und ehrlich zu bleiben.

Das ist ein Drahtseilakt zwischen zwei Extremen und so eine „Mutter-Erziehung“ kann sich über lange Zeit hinziehen. Aber es zahlt sich aus.

Und wenn dich die Situation wirklich sehr arg mitnimmt, überleg, ob du dir für dich selber eine Coaching oder eine Psychotherapie gönnen kannst. Ich dachte auch zuerst, dass ich das nicht brauche. Ich bin und war nie psychisch krank oder verrückt. Aber in meinem Fall hat es das Verhältnis zu meiner Mutter und auch zu vielen anderen unangenehmen Dingen in meinem Leben sehr entspannt.

LiGrü
igel

Guten Morgen Wölkchen,

Ich bezeichne es schon als depressives Verhalten.

Sie sieht, wie ihre Geschwister in der Betreuung der Enkel
einen neuen Inhalt im Leben gefunden haben,

Ich bin ratlos mittlerweile. Am liebsten würde ich sie zum
Psychiater schicken.

war Deine Mutter denn schon immer so? Bei Deinen Beschreibungen habe ich mich gefragt, ob es nicht auch an den Wechseljahren liegen könnte?! Depressives Verhalten, Stimmungsschwankungen und „Angstzustände“ sind im Klimakterium ja nicht ungewöhnlich.

Aber zum Klammern: Meine Schwiegermutter hat einen extremen Hang dazu (meine Mutter glücklicherweise überhaupt nicht). Da hilft wirklich nur eins: Klare Grenzen ziehen! Ich würde z.B. die Telefonate reduzieren. Je mehr Du in ihrem Alltag „präsent“ bist (und sei es nur über die Telefonate), desto weniger wird sie sich um andere Dinge/Personen/Hobbies kümmern. Wenn Dein Vater dann dran glauben muss, ist es sein Problem.

Der Bruder meines Mannes (jetzt 35 Jahre) hat lange bei seinen Eltern gewohnt; und Mama hat alles gemacht. Jetzt hat er seit drei Jahren eine Freundin/Frau, die jetzt auch schwanger ist. Sie wohnen in derselben Stadt, haben aber die Besuche auf einmal im Monat beschränkt, telefoniert wird einmal die Woche.

Für meine Schwiegermutter war das natürlich hart (sie hat lange als Krankenschwester gearbeitet und konnte damit, als sie in Rente ging, ihrem „Helfersyndrom“ nur bei ihrem jüngsten Sohn nachkommen).

Sie hat zwar etwas Zeit gebraucht, aber sie hat dann ehrenamtlich in einem Obdachlosenasyl angefangen zu arbeiten. Seitdem sind ihre beiden Söhne nicht mehr so extrem im Fokus.

Sicherlich, ihre Bevormundung wird nie aufhören, aber ich komme heute ganz gut damit klar, seitdem ich ihr sehr deutlich etwas entgegensetze.

Viel Konsequenz wünscht

Kathleen

Hallo,

Am liebsten würde ich sie zum
Psychiater schicken.

Was soll sie da?

Was ich von dir lese ist doch alles stinknormal. Geh hin oder lass es bleiben - wie es dir eben passt. Du wirst deine Gründe für das eine oder das andere haben. Die kannst du dann kommunizieren und gut ist´s.

Kann es sein, dass du dich (vielleicht aus Schuldgefühlen heraus?) in was hineinsteigerst?

Schöne Grüße
Ann da Càva, Anfang 50

Natürlich bekommt man Schuldgefühle!
Wer will schon, dass es seiner Mutter schlecht geht.

Ich glaube auch nicht, dass sie es mit Absicht macht, sondern sie es einfach schafft, sich in was hineinzusteigern.

Ich war schon beim Psychotherapheut :wink: (wegen was anderen) und der hat mir bestätigt, dass alles gut bei mir ist, und ich einfach nur noch innerlich wachsen muss :wink:

Ich dachte nur, dass sie einfach mal jemand zum quatschen braucht.
Sie hat einfach keine „beste“ Freundin, mit der sich austauschen kann.

Und sie hat privat einfach nichts um die Ohren, sie ist nur zu Hause.

Ich denke, deswegen hat sie einfach Zeit zuviel zu denken und zu grübeln.
Ich hab das auch „geerbt“, habe aber mittlerweile einen sehr guten Weg gefunden, damit umzugehen.

LG
Wölkchen

Danke für eure Antworten
Ich danke euch für eure Antworten!

Ich versuche einen gesunden Mittelweg zu finden.
Ich weiß, dass meine Mutter auch viel mitgemacht hat in ihrer Kindheit und deswegen eher mistrauisch und negativ durchs Leben geht, eigentlich schade, weil sie sonst ein sehr fröhlicher Mensch ist.

Ja, sie ist in den Wechseljahren, wenn das eine Rolle spielt, dann kann man auch ein gewisses Verständnis aufbringen.

LG
Wölkchen

Hallo Wölkchen,

Ja, sie ist in den Wechseljahren, wenn das eine Rolle spielt,
dann kann man auch ein gewisses Verständnis aufbringen.

kommt drauf an, wie Deine Mutter ihre Wechseljahre durchlebt.

Ich habe leider jetzt schon (Anfang 40) damit zu kämpfen. Ich bilde mir ein, ein immer recht ausgewogener und gerechter Mensch gewesen zu sein, der ganz schlecht aus der Ruhe zu bringen ist.

Aber ich merke, dass ich empfindlicher auf einige Sachen reagiere, teilweise nicht mehr schlafen kann (nachts auch wirklich „Panikattacken“ bekomme) und recht antriebslos bin, was mich selbst nervt.

Frau ist nicht mehr „Herr“ über den Körper, über Gedanken, Gefühle.

Das ist verdammt gruselig. Man kann nichts mehr planen, da die Blutung mal gar nicht kommt, dann wieder verfrüht. Man versucht, einen Sinn im Leben zu finden, und steht vor dem Nichts, auch wenn man rational gesehen alles hat.

Auf einmal hat man Angst, wer noch alles sterben könnte (gerade gestern ist mein befreundeter Nachbar im Alter von 48 Jahren bei einem Verkehrsunfall gestorben…).

Eine ganz, ganz blöde Zeit, wenn die Hormone übermächtig werden.

Liebe Grüße

Kathleen, die hofft, etwas Verständnis vermittelt zu haben! :smile:

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Hallo Wölkchen,

Natürlich bekommt man Schuldgefühle!
Wer will schon, dass es seiner Mutter schlecht geht.

Ich glaube auch nicht, dass sie es mit Absicht macht, sondern sie es einfach schafft, sich in was hineinzusteigern.

Ich meinte das einfach so:
Deine Mutter hat erlebt, dass ihre Jammerei oft zum Ziel führt, also jammert sie. Das wird die so lange tun, wie diese Strategie überwiegend zum Erfolg führt. Sie hat aber kein Problem mit ihrem Verhalten.

Das hast nur du. DU bist es, die hier um Rat fragt, die es nervt und die Schuldgefühle hat. Ich habe ja nicht gesagt, dass mit dir was nicht in Ordnung ist - im Gegenteil. Das ist völlig normal.
Du solltest nur dem Rat deines Therapeuten nochmal aufgreifen und

einfach nur noch innerlich wachsen muss :wink:

Lerne zwischen deinen Problemen und denen deiner Mutter zu unterscheiden. Ihr seid beide erwachsen.

Ich dachte nur, dass sie einfach mal jemand zum quatschen
braucht.

Kann gut sein, aber auch das ist ihr Problem. Sie muss allein drauf kommen und es wollen. Solange sie nicht krank ist, wird sie auch Mittel und Wege finden, das dann zu bekommen.

Sie hat einfach keine „beste“ Freundin, mit der sich
austauschen kann.

Wozu auch, wenn die Tochter doch so prima „funktioniert“.

Und sie hat privat einfach nichts um die Ohren, sie ist nur
zu Hause.
Ich denke, deswegen hat sie einfach Zeit zuviel zu denken und
zu grübeln.

Genau. Und das lass ihr einfach mal. Es werden da vielleicht auch mal konstruktive bei rauskommen.

Ich hab das auch „geerbt“, habe aber mittlerweile einen sehr
guten Weg gefunden, damit umzugehen.

Na siehste! :smile:

Schöne Grüße
Ann da Càva

Sorry, ein Guttemberg!

Ich glaube auch nicht, dass sie es mit Absicht macht, sondern
sie es einfach schafft, sich in was hineinzusteigern.

Das war natürlich von dir zitiert.

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Oh glaub mir, Du hast mein vollstes Verständnis!

Und ich glaube auch, dass es bei meiner Mutter eine große Rolle spielt.

nur erzähl das mal meinen Vater, der glaubt ja nicht an solch „Hokuspokus“

Der meinte nur zu mir, als ich mit ihm drüber gesprochen habe:

„Achwas du hast! Hormone! die war ja früher schon so!“

Naja sie ist ja auch schon über 50. Wenn die Wechseljahre schon in den 40gern beginnen, kommt es zeitlich ja hin :smile:

Sie hat sich jetzt wieder ein wenig gesammelt.

Ich mag ihr gar nicht sagen, dass ich vor unseren Ecuador Trip, noch zwei Wochen nach China musss *bibber*

LG
Wölkchen