Hallo,
eine Frau lernt in ihrem Land Deutsch (für sie eine Fremdsprache) beim Goethe-Institut. Ihre Kinder sollen später auch Deutsch lernen. Ist es ratsam, dass sie das Gelernte an die Kinder (im Grundschulalter) weitergibt? Oder ist die Gefahr zu groß, dass sie es falsch vermittelt?
Für Kinder gut geeignet sind Vokabeln des täglichen Lebens, weniger die Grammatik, die die Mutter noch nicht beherrscht.
Man könnte Zettelchen anbringen an Möbeln, Geräten, … Hilft auch der Mutter.
Und eine tolle Sache ist das Kartenspiel Memory mit Gegenständern, Bekleidung, Tieren, …
Servus,
klar, dass es dabei nicht nur um Wörter geht, sondern um eine Fremdsprache.
Sicherlich werden dabei Fehler vermittelt werden - gruselige Exempel gibt es da bei deutschen Italienern der „zweiten Generation“ zu hören, die von ihren Müttern gebrochenes Deutsch gelernt haben und, wenn die Familie relativ häufig wechselnd periodenweise in Italien und periodenweise in Deutschland lebte, auch keine gute Gelegenheit hatten, das in deutschsprachiger Umgebung anzupassen.
Aber die gute Nachricht ist, dass man im Grundschulalter gar nicht genug Sprachen lernen kann und es mühelos wegsteckt, wenn man Deutsch zuerst so und kurze Zeit später anders lernt.
Schöne Grüße
MM
Hallole,
eine Randbemerkung ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit:
Ich habe mal mit eine Französin zusammen gearbeitet, die sprach ziemlch perfekt deutsch und war von Beruf Dolmetscherin. Sie hatte eine kleine Tochter und hat versucht, mit ihr auch deutsch zusprechen, damit das Kind die Sprache so nebenbei aufnimmt.
Hat sie aber nicht. Das kind ist immer bei französisch geblieben. Die Kollegin meinte, es wäre bestimmt anders, wenn der Vater Deutscher wäre und mit ihr deutsch spräche. Vielleicht irgendwie ein Problem von Glaubwürdigkeit oder so.
Schöne Grüße
Alfons
So etwas funktioniert erfahrungsgemäß schon deshalb rein praktisch nicht, weil die wenigsten Eltern mehr als nur sehr kurzfristig die Geduld und Zeit für so ein Projekt aufbringen. Auch sollte man nicht unterschätzen, dass Fremdsprachprogramme für Grundschüler ganz anders als für ältere Kinder oder Erwachsene aufgebaut sind. Bei den Programmen für Grundschüler geht es regelmäßig um einen sehr spielerischen Umgang mit Sprache, einzelne Begriffe und Phrasen.
So etwas kann man natürlich auch im privaten/familiären Umfeld realisieren. Ein Au-Pair hat hier mal ein Bildwörterbuch D/RU ins Haus gebracht. Das war eine ganz lustige Geschichte, und wir alle haben das ein oder andere Wort gelernt. Auch ein D/E Memory fand ich eine gute Idee. Dazu kommt, dass ich beruflich recht viel Englisch spreche und brauche, wir Spaß an Sprache haben, und ich z.B. auch regelmäßig BBC schaue, was die Kinder auch mitbekommen. Dazu dann der Sprachgebrauch im Urlaub, durchaus auch gezielt drei Urlaube in englischsprachigen Ländern, dann entwickelt sich da schon über die Zeit etwas bei den Kindern. Das ist aber alles nicht vergleichbar mit dem, was ein Kurs für Erwachsene vermitteln würde, für den Kinder in dem Alter mE auch noch nicht empfänglich sind/mit dem diese dann überfordert wären.
Recht gut hat die Geschichte bei einigen Binationalen Paaren funktioniert, die tatsächlich dann jeweils die Muttersprache im Haushalt verwenden. Ziemlich lächerlich fand ich hingegen den Versuch einer deutschen Mutter mit ihrem Kind ausschließlich auf Englisch zu kommunizieren, was ich mehrfach in meinem üblichen Restaurant für das Mittagessen während eines Projektes mitbekam.
Servus,
bei Kindern spielen in solchen Situationen alle möglichen Dinge mit rein, die man unabhängig vom technischen Zusammenhang berücksichtigen muß - sehr viel ist individuell, und verzwingen kann und sollte man da nichts.
Die Tochter meines Bruders hat jeden Versuch, mit ihr ein bisselchen Deutsch zu reden, mit den Worten ¡Habla bien, papá! abgeblockt, was sie aber nicht daran hinderte, viele Jahre später für das Studienkolleg ruckzuck Deutsch zu lernen. Ihr kleiner Bruder, begeisterter Fän der Löw-Elf, ist im Alter von neun Jahren drauf gekommen, dass er seinen Vater prima damit ärgern konnte, dass er die erste Strophe von Fallerslebens „Lied der Deutschen“ sang.
Es gibt auch vollständig zweisprachige Kinder von Expats, die bei der Rückkehr der Familie nach Deutschland die vertraute Fremdsprache vollständig ablegen. Hat wohl mit irgendwelchen Identitätsgeschichten zu tun.
Wie auch immer: Wenn in der Familie, von der @Spontanphilosoph schreibt, die Kinder dafür zu gewinnen sind, sollten sie auf jeden Fall die Chance bekommen, in so empfänglichen Alter Kontakt mit der Fremdsprache aufzunehmen.
Schöne Grüße
MM
Danke, das ist die Antwort auf meine Frage: dass man nicht viel falsch machen kann damit. Also z.B. eine falsche Aussprache einüben, die dann nur schwer wieder wegzubekommen wäre.