Sie hat von Anfang an zärtliche Berührungen der Kinder
zugelassen. Das stimmt wohl, dennoch möchte ich nicht glauben,
dass sie bewusst zugeschaut hat!?
Von bewusst zuschauen war so auch nicht die Rede. Die möglichen Konstellationen, die sich ergeben können, wenn Opfer von Kindesmissbrauch später erneut mit Missbrauch (in)direkt konfrontiert werden, sind zu vielschichtig, als dass sie a. hier in ein Forum passen würden und könnten b. ohnehin hier nicht auf den Tisch, da der entscheidende Blick deiner Freundin fehlt.
Wenn deine Freundin das nicht richtig bearbeitet hat, ist sehr wahrscheinlich, dass sie ein gestörtes Verhältnis zur eigenen Sexualität hat und dazu, was erlaubt und was nicht erlaubt ist. Zudem kommt hier hinzu, dass die Tochter schon relativ alt bei der Tat war.
Du hast Recht. Meistens duldet die Mutter das.
So kann man das wohl auch nicht sagen, weil „dulden“ ja wieder einen aktiven Vorgang, eine bewusste Entscheidung voraussetzt.
Wobei zumindest
die ältere Tochter ganz bewusst versucht hat, sich nichts
anmerken zu lassen. Ihre einknickenden Leistungen, ihr
verwahrlostestes Äußeres hat die Mutter auf die Isolation
aufgrund des Zeugenschutzprogramms geschoben.
Ja, aber ihr Mann ist mit der Tochter für eine gewisse Zeit im Zimmer verschwunden. Beide sind irgendwie danach da wieder rausgekommen. In welchen Zustand die Tochter? In welchem der Vater? In was für räumlicher Nähe zur Mutter?
:Ich ehrlich gesagt auch. (Warum habe ich nichts gesagt, als ich bereits
recht früh merkte, dass etwas mit dem Kind nicht stimmt??
Du warst zunächst nicht in der Wohnung und hast das nur von weitem mitbekommen.
Wie
konnte ich es zulassen, obwohl ich sehr genau gesehen habe,
dass etwas nicht stimmt! Ich trage eine Mitschuld daran, dass
das Mädchen so lange leiden musste!)
Wenn du dich arg mit diesem Gedanken plagst, solltest du das m.E. professionell mal thematisieren. Da reicht, wenn du nicht gerade Therapie machst, wahrscheinlich auch, wenn du das mal in 1, 2 Stunden ansprichst.
Ganz genau so. Nur habe ich nach einer gewissen Zeit ein
schlechtes Gewissen bekommen, da ich mich fast ausschließlich
mit den beiden Mädchen beschäftigt habe und meine Freundin
nahezu aussen vor gelassen habe. Ich habe mich eher wenig mit
ihr und ihrem GEfühl beschäftigt, was ich dennoch nicht
richtig finde!
Vorsicht mit deinen Schuldgefühlen! (s.o.)
Du bist hier in einer ziemlich verzwickten Lage mit der Gefahr, dass sich Ebenen verstricken. Du hast deine eigene, du hast die deiner Freundin, du hast die der Töchter und du hast die der Mutter der Töchter. Wobei die Freundin und die Mutter erst einmal zwei verschiedene sind.
Du wirst in der Konstellation nicht daran vorbeikommen, dass du dich positionieren musst. Denn auch Nicht-Positionieren wäre eine Positionierung! Vielleicht hilft es, dass du dir mal überlegst, wo du zu den Beteiligten stehst. Ob es eine Position ist, die du für dich an Bedingungen knüpfst oder ob das eine bedingungslose Position ist. Und wenn mit Bedingungen, welche die sind.
Keiner. Ich bin auch davon überzeugt, dass sie weggesehen hat!
Jetzt doch?
Schließlich hat ER die jüngere Tochter vor ihren Augen
verprügelt und systematisch fertig gemacht.
Sie hat aber nicht versucht sie zu schützen, sondern hat ihr
auch noch den Vorwurf gemacht, dass sie ihr Glück mit diesem
Kerl verdirbt!!!
Damit hat deine Freundin sich aber zumindest in Hinblick auf die körperliche Misshandlung zur Mittäterin gemacht.
Wie ist eigentlich der juristische Stand? Wird ermittelt? Gegen wen?
Gibt es Opferschutz? Hier besteht ja auch die Möglichkeit der Begleitung unabhängig von Therapie. Vielleicht hilft es, wenn du mit den Mädchen eine Beratungsstelle aufsuchst.
Ich würde unbedingt übrigens BEIDE Mädchen ins Visier nehmen! Er hat es bei beiden versucht. Das heißt der erste Schritt des Übergriffs war bei beiden da. Auch die zweite Tochter hat ihren Packen zu tragen und es sollte nicht die Konstellation entstehen, dass sie ihren ganz alleine tragen muss, nur weil sie geschafft hat, ihn abzuwehren. Daraus könnten auch langfristig ungute Konstellationen entstehen.
Wobei…ich muss sie gar nicht fragen. Mir fallen so einige
Sätze ein, die deine Theorie bestätigen.
Sie fühlt sich schlecht, weil sie mit dem Mann der Mutter
intim wurde, sie fühlt sich schlecht, weil sie der Grund nun
für das Leid der Mutter ist…das hat sie ja bereits
gesagt.
Allerdings weiß ich auch gerade von mir, dass ich mich damals
auch wegen allem schuldig gefühlt habe.
Wieso allerdings? Das relativiert! Da ist aber nichts zu relativieren! Nur weil du dich auch schuldig gefühlt hast, wird das Schuldgefühl der Tochter ja nicht kleiner.
Es ist schwierig zu entscheiden, ob die Anwesenheit der Mutter
der Großen schadet…
Das ist auch nichts, was du zu entscheiden hast, zieh dir diesen Schuh nicht an. Diese Entscheidung gehört in professionelle Hände. Das einzige, was du machen kannst, ist die o.g. Entscheidung, wo du dich positionierst. Wichtig dabei sollte nur sein - aber das weisst du selbst, denke ich - die Positionierung gegenüber den Töchtern sollte, egal wie sie ausfällt, zuverlässig sein.
Wer steht eigentlich der Tochter bzw. den Töchtern zur Seite
aus dem sozialen Umfeld. Gemeint ist damit: Wer steht ihnen
bedingungslos zur Seite?
Zu allererst der leibliche Vater! Und ich, auch wenn ich
manchmal emontionaler werde, als ich es mir wünsche!
Aber du hast das im Blick und arbeitest dran. Das ist wichtig.
Viele Grüße
Janina