Elisabeth Badinter und Simone de Beauvoir entlarvten den Mutterinstinkt als frauenunterdrückende, soziale Konstruktion.
Als Jurist weiß ich, dass zum Thema Frauenrechte gruselige Legenden Verbreitung finden und zwar bis in Medien, die ich an sich als seriös bezeichnen würde. Darum bin ich mittlerweile ziemlich skeptisch bei allem, was ich zum Thema lese und nicht selbst beurteilen kann.
Mutterinstinkt = bloße soziale Konstruktion
Kann das wahr sein?
Verwirrte Grüße,
Milan (benannt nach dem Vogel, nicht nach der Stadt)
Wir Menschen müssen halt Alles entfremden, Weibchen und Männlein streiten wir ja neuerdings ab, wg.Sexismus.
Eine Bären- oder Kaimanmutter wurde sicher von Männchen unterdrückt und traumatisiert, so wie sie ihren Nachwuchs schützt.
Im Fall der sozialen Konstruktion müsste es in einem entsprechenden sozialen Umfeld auch von anderen Personen, z.B. Vätern übernehmbar sein. Der Mutterinstinkt müsste sozial „erlernbar“ sein.
Dem anderen entkommt man nicht so leicht, auch wenn man damit nicht einverstanden ist.
Man kann aber durch Oxitocin Gabe bei Geburt das (afab) Baby durchaus dazu bringen, später (als Erwachsene) einen stärkeren Mutterinstinkt zu haben (https://psycnet.apa.org/record/2007-11907-020). Und wer genug davon (Oxy…) bekommt, wird als Erwachsene mehr Mutterinstinkt entwickeln, wer zu wenig, eben nicht (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16303870/.)
Das widerspricht m.E. der These, es sei eine bloße soziale Konstruktion.
Grüße
Das Buch von Badinter „Der Konflikt“ ist nicht neu. Entsprechend viele Kritiken findet man im Netz. Nach meiner schnellen Recherche überwiegt dabei das Urteil, dass die Ausführungen Badinters mehr Ideologie als wissenschaftliche Arbeit sind.
De Beauvoir habe ich nicht weiter recherchiert.
Gegen die einfache Absage des Mutterinstinktes spricht aus meiner Sicht die Beobachtung vom Verhältnis von Muttertieren zu ihrem Nachwuchs. Hier lässt sich sehr wohl eine besondere Sorge beobachten. Mir scheint es nicht logisch, warum der Mensch nur noch einen sozial anerzogenen Mutterinstinkt haben soll, während andere Säugetiere ihn ohne patriarchatische Erziehung haben.
wie sieht der bei Spatzen und Seepferdchen aus? Kannst Du Meisenmütter an ihrem Verhalten gegenüber den Jungen von den Vätern unterscheiden? Kümmern sich alleinerziehende Väter weniger oder schlechter um ihre Kinder als alleinerziehende Mütter?
Eure Diskussion ist problematisch, weil eine genaue Definition von „Mutterinstinkt“ fehlt.
Was soll das sein?
Soll damit einfach nur ein starkes Schutzbedürfnis einem Säugling gegenüber bezeichnet werden? Dann kenne ich viele Väter, die das ganz stark haben oder hatten.
‚Mutterinstinkt‘ ist eher die Brutpflege … also das Kümmern um den eigen-produzierten Nachwuchs um die Art und vor allem das eigene Erbgut möglichst zu erhalten
Da gibt’s ja in Tierreich viele verschiedene Arten mit unterschiedlichen Aufgaben-Verteilungen
nein, das war durchaus nicht eindeutig formuliert und Du bist nicht auf die menschlichen Väter eingegangen.
Es mag ja sein, dass manche Männer den Eindruck haben, ihre Frauen würden sich besser um den gemeinsamen Nachwuchs kümmern, als sie selbst. Aber den umgekehrten Fall gibt es ebenfalls, weil Menschen schicht unterschiedlich sind und durch die hiesige Rollenverteilung Männer oft weniger Möglichkeiten bzw. Zeit haben, sich um ihre Kinder zu kümmern als Frauen.
Aber das sind keine Gründe, Männern einen geringeren Brutpflegeinstinkt zu unterstellen.
Mir ging es wirklich nur um den Instinkt. Also zum Beispiel hormonell bedingte Gefühle. Und die lassen sich bei Bären, Elefanten, Walen, Delphinen, Löwen, Primaten genau so beobachten wie bei unserem säugenden „Nutzvieh“.
Aus dieser Analogie in der uns entwicklungstechnisch nahen tierischen Verwandtschaft lässt sich aus meiner Sicht der Schluss ziehen, dass es einen Instinkt der Mütter gibt, sich um seinen Nachwuchs aktiv zu kümmern.
Ein weiteres Beispiel für die ideologische Grundbelastung der Erzählungen von Badinter ist aus meiner Sicht die Formulierung des „Diktates der Brust“. Sie plädiert dafür, dass sich Frauen ihr Frausein nicht mehr durch das Säugen diktieren lassen sollen. Als wäre nicht zweifelsfrei nachgewiesen, dass Muttermilch die beste Nahrung für Neugeborene ist (von Einzelfällen mal abgesehen).
Diese Forderungen und Erzählungen sind für mich genau so weltfremd, als würde sie fordern, dass die Frauen das Urinieren einstellen sollten, weil es erniedrigend sei.
Du kannst Herdentiere und Einzelgänger nicht mit Tieren, die in Familienstrukturen leben, vergleichen. Den Brutpflegeinstinkt haben immer genau soviele Elternteile, wie nötig sind, um den Nachwuchs erfolgreich groß zu ziehen (daher ist auch der Vergleich mit Nichtsäugern durchaus nicht unsinnig). Das sind bei Menschen mindestens 2 (die hier und heute vorhandenen sozialen Netze sind noch nicht alt genug, um sich evolutionär bemerkbar zu machen), in der Steinzeit, die uns geprägt hat, wohl eher noch mehr Familienmitglieder, ähnlich wie bei Wölfen.
Es gibt meines Wissens keine Studien, die eindeutig belegen, dass Mütter in hormoneller Hinsicht mehr Elterngefühle entwickeln, als Väter - wenn man das googelt, bekommt man sehr widersprüchliche Ergebnisse. Immer im Spiel ist wohl Oxytocin, das für starke Bindungen sorgt und sowohl bei Männern als auch bei Frauen aktiv ist.
Nein, dieser Schluss lässt sich nicht so ohne weiteres ziehen, dazu haben sich Säugetiere viel zu unterschiedlich entwickelt.
Tigerweibchen z. B. verjagen den Vater vor der Geburt, der also keinerlei Beschützerinstinkte zu haben braucht.
Elefantenkinder werden von der gesamten weiblichen Herde gemeinsam unterstützt.
Hirschkühe sind nur einmal im Jahr empfängnisbereit.
Alles Punkte, die sich bei der Menschwerdung ganz anders entwickelt haben: Menschenfrauen haben alle 4 Wochen ihren Eisprung, und dieser ist für die Männer nicht wahrnehmbar (was bei anderen Säugetieren anders ist und offenbar die sozialen Beziehungen stark geprägt hat).
Und auch schon in der Altsteinzeit haben die Menschen offenbar in gemischten Frauen-Männer-Kinder-Gruppen zusammengelebt.
Ich bin mir sicher, dass der Mutterinstinkt, was genau er auch sein soll, auch bei Vätern zu finden ist, also besser „Elterninstinkt“ heißen müsste. Möglicherweise ist er gegenüber Säuglingen bei Männern geringer ausgeprägt. Wenn eine Kollegin mit ihrem Baby in das Lehrerzimmer einer Grundschule kommt, ist die Begeisterung jedenfalls so heftig, dass ich als Mann nur mit dem Kopf schüttle…
Ich vermute weiter, dass die individuellen Unterschiede viel größer sind als die Geschlechtlichen. Ein Teil der Frauen zeigt eine Gefühlskälte gegenüber (auch eigenen Kindern), während ein nicht unerheblicher Teil der Männer beinahe alles tun würde, um das eigene Kind zu schützen.
Menschlich betrachtet; aber der Mutterinstinkt ist nicht nur Säugetieren vorbehalten, nicht einmal Wirbeltieren allgemein.
Wie „liebevoll“ z.B. Wolfsspinnen Brutpflege betreiben, ist direkt herzerweichend.
Bei anderen Arten geht das sogar bis zur Matriphagie, wo das Muttertier, nachdem die Dottervorräte aufgebraucht sind, Fluchtinstinkt und Überlebenstrieb dem Hunger der Kleinen unterordnet und sich ganz ruhig aufessen lässt.
Gibt es auch bei einigen Tausendfüßer - Arten und sogar bei wenigen Käfern.
Nachwuchs hat Vorrang; könnte man für alle Lebensformen eigentlich so festhalten.
Wobei das auch nur eine von vielen Strategien ist, die den Fortbestand der eigenen Spezies (und der Erhaltung des Lebensraums samt der ebenso wichtigen Feinde) sichern soll.
Viele Tiere setzen auf ein „Kuckucks - Verhalten“, andere ziehen auch nicht verwandten Nachwuchs auf.
Man braucht nur ein Elternteil mit Adoptivkind oder einer Patchworkfamilie fragen. Bis vor Kurzem hatten wir noch keine Ahnung von Genetik; aber den Instinkt haben wir mitentwickelt.