Hallo erst mal,
natürlich werden von Leuten, die selbst damit von eigenen Defiziten im Familienleben ablenken wollen, immer gerne schnell plakative Sprüche gemacht, ohne sich mit dem Menschen an sich und seiner konkreten Situation beschäftigen zu wollen.
Aber das Problem ist doch nicht das Leben in räumlicher Nähe zu den Eltern, sondern die Frage, wie man dieses Leben lebt, und was man daraus im ganz typischen Fall eines hinzukommenden Partners macht/wenn man feststellt, dass man eigentlich einen Partner sucht, dies aber immer wieder an der Art und Weise des Zusammenlebens mit den Eltern scheitert.
Es macht schon einen Unterschied, ob man in einer kunterbunt gemischt genutzten Wohnung mit seinen Eltern lebt, und den mütterlichen full Service von A-Z nicht nur gerne nutzt, sondern selbst auch gar nicht in der Lage wäre, die nötigen Dinge selbst zu regeln, oder ob man z.B. zwei getrennte Wohnungen in einem gemeinsamen Haus hat oder zumindest klar signalisiert, dass dies oder ein Umbau/Auszug das sofort nutzbare/umsetzbare Modell ist, wenn ein potentieller Partner dazu kommt. Ebenso, wenn es objektiv nachvollziehbare Gründe dafür gibt, dass diese räumliche Nähe notwendig ist, z.B. weil Elternteile pflegerisch zu versorgen sind, … und dies nicht lediglich eigener Bequemlichkeit und eigenem Unvermögen zur selbstverantwortlichen Haushaltsführung geschuldet ist.
Die Hoffnung einen Partner zu finden, der sich als Dritter in so eine „Villa Kunterbunt“ neben Eltern(teilen) einfach vorbehaltlos und ohne Perspektive eigener Lebensverwirklichung einfügt, braucht man nicht zu haben. Denn das ist schließlich auch ein Mensch mit eigener Geschichte, eigener Familie, eigener Lebensplanung, konkreten Vorstellungen von Partnerschaft, … Und sei es nur, dass der seine eigenen Möbel irgendwo aufstellen will, seine eigene Küche haben will, um sein eigenes Essen nach seinem Geschmack kochen zu können, …
Und ich spreche da durchaus aus eigener Erfahrung, denn meine Frau und ich haben auch - aus unterschiedlichen, objektiv nachvollziehbaren Gründen - einerseits recht lange bei unseren Eltern (ein eigenes Leben) gelebt, aber eben auch sofort einen sinnigen Umgang mit unserer Lebenssituation gefunden, als wir uns kennenlernten. D.h. unser Lebensschwerpunkt lag zunächst in meiner schon ein paar Jahre früher bezogenen eigenen Wohnung. Als klar war, dass es zur Versorgung ihrer Mutter dauerhaft an ihren Standort gehen müsste, wurde sofort eine Planung für die Aufteilung des Hauses gemacht (dessen praktische Umsetzung dann aus faktischen Gründen leider länger dauerte, aber natürlich Bestand hatte). Und mit finaler Umsetzung wurden dann auch die Regeln für das Zusammenleben im Haus konsequent so umgesetzt, dass wir dort ein eigenes Leben hatten. Nicht immer ganz einfach und konfliktfrei, aber dass war uns vorher selbstverständlich bewusst.
So sind wir dann auch mit Anstand über die Zeit der Pflege hinweg gekommen, und leben inzwischen fast zehn Jahre glücklich alleine mit unseren eigenen Kindern in diesem Haus nach wie vor in „unserer Wohnung“ (die Dank großzügigem Anbau wie ein eigenes Haus ist), und haben längst die andere Wohnung renoviert und vermietet.
Ohne die sofortigen, ganz klaren Signale meiner Frau bzgl. einer möglichen gemeinsamen Wohnsituation, wäre es nie allerdings etwas Ernstes mit uns geworden.
Gruß vom Wiz