My Dad's Job

Hallo Leute,

mich würde mal interessieren, ob es das in Deutschland auch gibt, dass die Väter in die Schule der Kinder kommen und ihren Job vorstellen. In Amerika ist es ja üblich.

Warum eigentlich nur der Job der Väter? Kommt das aus einer Zeit, in der alle Frauen Hausfrauen waren?

Bin auf eure Antworten gespannt.

Danke im Voraus und LG, Bomba

Hallo, also in der Grundschule hatten wir mal so einen Abschnitt wo es erst um Stammbäume ging und dann um die Berufe unserer Eltern. Dazu wurden wir erst zu den Berufen befragt (wer macht was, welche Mütterarbeiten, welche nicht) und bei einigen wurde dann ein Klassenausflug zu einzelnen Eltern in deren Jobs gemacht. Das waren allerdings meist jene, die eh selbstständig waren, so waren wir in einer Bäckerei und in einem Laden. Andere Eltern zogen es vor, in der Klasse zu berichten (sowohl Mütter wie Väter, pro Kind einer), was ich persönlich nicht so klasse fand, bei meinem Pa im Büro gabs ein Spielzimmer und andere tolle Sachen, die ich gerne gezeigt hätte. Was er wirklich tat, war meiner Lehrerin aber thematisch zu heiß, so dass er lieber nicht kommen sollte und meine Ma wollte glaub ich nicht.

Das war so ziemlich der erste Moment wo ich dieses hereinziehen des elterlichen Berufs in die Schule zu hassen begann. Das setzte sich nämlich fort, als so in der 6. und dann noch mal in der 8. Klasse die eigene Berufsfindung anstand. Und kaum war das Geheimnis gelüftet, sollte ich unfreiwillig zum Sozial- und Jugendamts-Berater meiner Lehrerin werden. Supi…und irgendwie konnte die nie verstehen, weshalb ich so gemauert hab, wenn sie mich was fragte, oder bat, das mal zu Haus in erfahrung zu bringen…wo ich doch genau wusste, was sie wollte.

Und wer hat dann die Schuld bekommen, als sie sich selbst irgendwo die Infos geholt hat, und die vermeintliche „Schwänzer“ eingefangen wurden…

Ok, ich hol aus

jedenfalls egal ob es Mütter oder Väter sind, die Tradition gibt es hier auch irgendwie, ich bin aber nicht sicher, ob es heute auch noch so gehandhabt wird, denn bei vielen heißt inzwischen auf die Frage „Was machen denn deine Eltern beruflch?“ die Antwort „Nüscht“
Und bei den diversen Scheidungs und Patchworkfamilienkindern ist schon das mit dem Stammbaum schwierig, geschweige denn was die Antwort auf die obige Frage „Welcher von denen“.
Drum, und eben weil ich selbst schlechte Erfahrungen damit machte, finde ich das nur gut, wenns zumindest andere, mehr freiwillige Formen, annimmt. oder dass am besten ganz neutral der Lehrer Betriebsbesichtigungen organisiert, so dass keiner wegen seiner Eltern bevorzugt oder benachteiligt wird, aber die Kiddies dennoch Berufe kennenlernen.
Gruß Susanne

Ist für die Lehrer

Warum eigentlich nur der Job der Väter? Kommt das aus einer
Zeit, in der alle Frauen Hausfrauen waren?

Das ist doch eine gute Sache, so wissen die Lehrer vielleicht mal endlich, was da draußen in der „freien Wirtschaft“ so abgeht. Oder woher soll man sonst, wenn man es nicht selbst gemacht hat wissen, dass Elektriker meist mit der Bohrmaschine arbeiten um die Strippen an Wände und Decken zu befestigen, die sie nachher auch noch anklemmen (kleiner Teil der Arbeit).

Nein, ich meinte das etwas bösartiger, wollte das aber nicht konkret schreiben.

Gruß

Stefan

bei meinem Pa im Büro gabs

ein Spielzimmer und andere tolle Sachen, die ich gerne gezeigt
hätte. Was er wirklich tat, war meiner Lehrerin aber
thematisch zu heiß, so dass er lieber nicht kommen sollte und
meine Ma wollte glaub ich nicht.

Susanne, verrätst du uns was dein Vater beruflich macht? Irgendwie bin ich jetzt neugierig geworden :smile:

Er war damals beim Jugendamt, also das perfekte Kinderthema
hat Kindern geholfen, die in Not waren, die es zuhause nicht gut haben, etc. Er beriet Eltern, die mit ihren Kindern nicht klarkommen und Kinder die mit ihren eltern nicht klarkommen.
Er hat auch Jugendlichen, die vor Gericht standen als Jugendgerichtshelfer geholfen, sprich, hat ihnen im Gericht beigestanden, ihnen erklärt wie es dort so abgeht, was als nächstes kommt (auch bei Scheidungskindern, nicht nur „kleinkriminellen“) naja und letztlich auch eine Entwicklungsprognose abgegeben, etc.
Und vereinzelt war er auch mal unterwegs im Nachtleben und hat zu junge Jugendliche aus Diskos verscheucht :wink: ist aber in meiner Jugendzeit nur einmal vorgekommen, dafür kannte ich alle Tricks des Jugenschutzgesetzes.

Zu jener Zeit hatten allerding Jugendämtler den Ruf weg, behördliche Kinderdiebe zu sein (war auch immer DAS Thema, wenn irgendwo vom Jugendamt geredet wurde, sei es in Spielfilmen oder in Talkshows, noch bis etwa vor 10 Jahren wurden alle anderen Aspekte, dass man damit auch mal dem kind was gutes tut nicht berücksichtigt).

Und wenn sie es nicht rechtzeitig tun (sondern immer wieder erst mal Therapieangebote, Erziehungshilfen, etc. ausprobieren), dann sind sie auch die Buhmänner.
Sein kurzem wandelt sich da die Sicht, vom ersten Schwerpunkt mehr zum zweiten, wobei aber auch immer mehr an Finanzen gestrichen werden, so dass die ganzen Hausbesuche, die zu seiner Zeit noch drin waren, nicht mehr gemacht werden konnen. Und unangemeldet geht heute gar nichts mehr. Da kann man heute schon was übersehen, weil es eben zum Termin nichts zu beanstanden gibt (da ist dann geputzt und aufgeräumt, das kind noch in der Schule oder bei einer Freundin, damit man einen enuen Termin in ein paar Wochen bekommt, wo dann das Kind womöglich vorzeigbarer ist…)

Naja und dann gibts natürlich noch einen Megne an Papierkram und Innendienst, Kinder die entweder im Wartezimmer spielten, während die Eltern mit dem Sachbearbeiter sprachen, oder Kinder, die in einem anderen Spielzimmer ihren „Erzeuger“ trafen, dann zu jener Zeit noch eine Spielzeugsammlung der „Anti-Kriegsspielzeug“-Arbeitsgruppe, lauter interessante kollegen, die sich für noch ganz andere Kinderdinge einsetzten (Spielplatzeinrichtung, Zeugnisnottelefon, etc.) Insgesamt also fand ich das alles durchaus sinnvoll, dass auch meine Klassenkameraden davon erfahren, dass es solche Leute gibt. Das war ja 2. oder 3. Klasse, also wo man normalerweise echt noch keine Ahnung hat von sowas.

Aber die Lehrerin wollte uns damit wohl nicht belasten, speziell „Leuten die Kinder wegnehmen“ war ihr wohl zu heiß, sie hatte mich jedenfalls danach gefragt, ob er sowas auch macht.
Jedenfalls wollte sie dann lieber meine Mutter in der Klasse hören, die als 08/15 Sozialarbeiterin Sozialhilfe verteilte. Aber da gabs wirklich nicht viel zu erzählen, da das meiste Aktenschieben war und ab und an mal ein Hausbesuch. Fand zumindest meine Mutter, drum hat sie es nicht gemacht. Auch da gäbe es natürlich ein paar Geschichten, Omis die davon überzeugt werden mussten, Hilfe anzunehmen oder Messies. Aber der Arbeitsalltag war dann doch wesentlich langweiliger, solange man nicht ins Detail gehen kann, zumindest für Kinder.

Gruß Susanne

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Hallo Susanne,

vielen Dank für die ausführliche Antwort (Schade, ich hatte auf einen Bankräuber oder Geheimagenten gehofft :wink:…).

Die Vorurteile, auch wenn sie sich mittlerweile - wie du schreibst - etwas gewandelt habe, kennt man natürlich zuhauf. Um so schwacher die Einschätzung deiner Lehrerin. Denn: Ich kann mir nicht vorstellen, dass dein Vater euch kleinen Kiddies von „Kindeswegnahmen“ oder „Drogenopfer“ oder „Gewaltverbrechern“ erzählt hätte, sondern seinen Beruf vernünftig beschrieben und die Highlights seiner Arbeit dem Alter entsprechend abgeschwächt hätte.

Na ja, Lehrer sind auch nur Menschen, nicht wahr?

Viele Grüße

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Danke
Huhu,

also gibt es das doch.

Hab da nämlich so noch nie was von gehört und, als ich klein war, auch nie erlebt.

Dachte schon, das gibt’s bei uns nicht.

Schade zu wissen, dass es das gibt, aber ich es nicht erlebt habe. Wäre schön gewesen…

Naja, danke euch für eure Antworten.

LG, Bomba

so sag an:
Was ist denn your dad’s job?