Er war damals beim Jugendamt, also das perfekte Kinderthema
hat Kindern geholfen, die in Not waren, die es zuhause nicht gut haben, etc. Er beriet Eltern, die mit ihren Kindern nicht klarkommen und Kinder die mit ihren eltern nicht klarkommen.
Er hat auch Jugendlichen, die vor Gericht standen als Jugendgerichtshelfer geholfen, sprich, hat ihnen im Gericht beigestanden, ihnen erklärt wie es dort so abgeht, was als nächstes kommt (auch bei Scheidungskindern, nicht nur „kleinkriminellen“) naja und letztlich auch eine Entwicklungsprognose abgegeben, etc.
Und vereinzelt war er auch mal unterwegs im Nachtleben und hat zu junge Jugendliche aus Diskos verscheucht ist aber in meiner Jugendzeit nur einmal vorgekommen, dafür kannte ich alle Tricks des Jugenschutzgesetzes.
Zu jener Zeit hatten allerding Jugendämtler den Ruf weg, behördliche Kinderdiebe zu sein (war auch immer DAS Thema, wenn irgendwo vom Jugendamt geredet wurde, sei es in Spielfilmen oder in Talkshows, noch bis etwa vor 10 Jahren wurden alle anderen Aspekte, dass man damit auch mal dem kind was gutes tut nicht berücksichtigt).
Und wenn sie es nicht rechtzeitig tun (sondern immer wieder erst mal Therapieangebote, Erziehungshilfen, etc. ausprobieren), dann sind sie auch die Buhmänner.
Sein kurzem wandelt sich da die Sicht, vom ersten Schwerpunkt mehr zum zweiten, wobei aber auch immer mehr an Finanzen gestrichen werden, so dass die ganzen Hausbesuche, die zu seiner Zeit noch drin waren, nicht mehr gemacht werden konnen. Und unangemeldet geht heute gar nichts mehr. Da kann man heute schon was übersehen, weil es eben zum Termin nichts zu beanstanden gibt (da ist dann geputzt und aufgeräumt, das kind noch in der Schule oder bei einer Freundin, damit man einen enuen Termin in ein paar Wochen bekommt, wo dann das Kind womöglich vorzeigbarer ist…)
Naja und dann gibts natürlich noch einen Megne an Papierkram und Innendienst, Kinder die entweder im Wartezimmer spielten, während die Eltern mit dem Sachbearbeiter sprachen, oder Kinder, die in einem anderen Spielzimmer ihren „Erzeuger“ trafen, dann zu jener Zeit noch eine Spielzeugsammlung der „Anti-Kriegsspielzeug“-Arbeitsgruppe, lauter interessante kollegen, die sich für noch ganz andere Kinderdinge einsetzten (Spielplatzeinrichtung, Zeugnisnottelefon, etc.) Insgesamt also fand ich das alles durchaus sinnvoll, dass auch meine Klassenkameraden davon erfahren, dass es solche Leute gibt. Das war ja 2. oder 3. Klasse, also wo man normalerweise echt noch keine Ahnung hat von sowas.
Aber die Lehrerin wollte uns damit wohl nicht belasten, speziell „Leuten die Kinder wegnehmen“ war ihr wohl zu heiß, sie hatte mich jedenfalls danach gefragt, ob er sowas auch macht.
Jedenfalls wollte sie dann lieber meine Mutter in der Klasse hören, die als 08/15 Sozialarbeiterin Sozialhilfe verteilte. Aber da gabs wirklich nicht viel zu erzählen, da das meiste Aktenschieben war und ab und an mal ein Hausbesuch. Fand zumindest meine Mutter, drum hat sie es nicht gemacht. Auch da gäbe es natürlich ein paar Geschichten, Omis die davon überzeugt werden mussten, Hilfe anzunehmen oder Messies. Aber der Arbeitsalltag war dann doch wesentlich langweiliger, solange man nicht ins Detail gehen kann, zumindest für Kinder.
Gruß Susanne
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