Nabokovs Lolita problematisch?

Der Protagonist ist ja durch und durch unsympathisch und ein Anti-Held. Er wird also keineswegs als akzeptabler Mensch porträtiert. Andererseits wird in dem Werk Hebephilie ziemlich eindeutig beschrieben und geschildert.

Ist das Buch denn nun ein „Skandal-Werk“ oder akzeptabel?

Wenn Dich das Thema interessiert, dann wäre sicherlich diese Doko von Arte für Dich zur Einführung ganz gut:
Die Wahrheit über Lolita - Die ganze Doku | ARTE

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Jedes literarische Werk ist akzeptabel.

Auch wenn es Mme Schwarzer nicht gefällt: Bücherverbrennungen sind in diesem Teil der Welt nicht mehr (bzw. noch nicht wieder) en vogue, die letzte in großem Rahmen organisierte war am 10.05.1933.

Schöne Grüße

MM

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nunja…:

e.c.

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Danke für die Antwort. Halte aber jetzt nicht viel davon, Themen mit Ultra-Polemiken ins Absurde zu ziehen. Frau Schwarzer muss man nicht mögen, aber sie propagiert sicherlich keine NS-Methoden.

Du hast offenbar nicht verstanden oder nicht gelesen, was ich geschrieben habe:

Wer bist Du denn, dass Du darüber urteilen willst, welche Teile der Literatur „akzeptabel“ seien und welche nicht? Und was möchtest Du mit „nicht akzeptabler“ Literatur machen? Auf den Index setzen? Die Drucklizenz verweigern?

Die Aufteilung von belletristischer Literatur in akzeptable und nicht akzeptable Werke ist eine Ausgeburt der religiösen geistigen Gängelung.

Schöne Grüße

MM

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Eine Show, die so eine Figur veranstaltet, halte ich nicht für eine in großem Rahmen organisierte Sache. In der Szene von Baptisten und Evangelikalen gibt es eine Menge Kuriositäten, die keine Wirkung entfalten, die so weit ginge, dass man sich darum kümmern müßte…

Nunja - die „Erschaffung der Welt in sechs Tagen“ als offizielle Lehre in der Schule in der hälfte der USA sehe ich durchaus als Wirkung.

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Weder noch. „Lolita“ gehört zu den ganz besonderen, genialen Romanen der Weltliteratur. Die Sprache, der unerschöpflicher Anspielungsreichtum, die Struktur, die psychologische Durchdringung der Hauptfigur und die Darstellung des Millieu sind hochinteressant.
Nabokov war ein hochbegabter, ungewöhnlicher und, wenn man so will, ziemlich skurriler Schriftsteller.
Lolita ist natürlich die Darstellung einer komplexen Missbrauchsgeschichte, teilweise Kriminalroman, eingeschobender Tagebuchroman, Charakterstudie eines sehr gebildeten, sich selbst ironisch reflektierenden, in mehrer Hinsicht gescheiterten Intellektuellen, aber eben auch so etwas wie ein ungewöhnlicher Liebesroman. Auch wenn die Perspektive des Missbrauchsopfers nicht direkt zur Sprache kommt, da der Roman ja in Ich-Form aus der Sicht Humbert Humberts erzählt wird, wird klar, was der Protagonist anrichtet.
Da nur Leser diesen Roman lesen werden, die Freude an komplexer Sprache und Struktur und einen genügend langen Atem haben, wird dieser Roman auch nicht dazu beitragen, schlichte Gemüter zu kriminellem Verhalten zu verführen.

Unübertroffen das Kapitel, in dem Humbert als eine Art Stiefvater im Doppelzimmer eines Hotels eine ganze (für ihn quälend lange) Nacht darauf wartet, dass Lolita vom Schlafmittel betäubt einschläft und er sie missbrauchen kann - immer wenn er denkt, er könne beginnen, hebt sie verschlafen ihren Kopf (der Arzt hatte Humbert wohl irgendwelche wirkungslosen Pillen gegeben), die verschiedenen Geräusche im Hotel (Klospülungen, Fahrstuhl) begleiten seine Gedanken, und als er frustriert sieht, dass die Sonne aufgeht, wacht Lolita auf und schlägt ihm vor, genau das zu tun…

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man sollte nicht den überbringer der botschaft für dieselbe verantwortlich machen, das hat karl2 ja schön ausgeführt.

mir fällt dazu noch z.b "venus im pelz" von sacher-masoch oder dies & das von de sade ein - heute reibt man sich an „pippi langstrumpf“ oder „jim knopf“ ab.
überall skandale…

e.c.

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Im Roman „Meine dunkle Vanessa“ von 2020 geht es grob um das Lolita-Thema und „Lolita“ wird in „Vanessa“ ausführlich referenziert.

  • Die „Vanessa“-Autorin KE Russell - sehr belesen - lobt Lolita in Interviews und sagt, sie war als 14jährige davon fasziniert.
  • Ein neueres Memoir zu dem Thema ist „Die Einwilligung“ von Vanessa (sic) Springora. Auch Springora - heute Verlagsleiterin in Frankreich - lobt „Lolita“.

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