Nach dem Tod der Mutter

Hallo !

Im Moment weiß ich gar nicht, wie ich mich fühlen soll…
Die Geschichte ist sooo schlecht …

Mein Vater hat meine Mutter jahrelang gepflegt. über die eigene Überforderung durch die Pflege ist er zum Alkoholiker geworden und die Treppe runtergestürzt…ab dem Hals abwärts gelähmt …
Im Krankenhaus dann dieverse Schwierigkeiten, weil schon ohne irgendjemand zu Fragen einen Betreuer bestellen wollte und die Unterbringung im Heim für Alkoholiker war auch schon fast perfekt.

Dabei wäre dann das Haus draufgegangen…naja hab ich mich mal eben drum gekümmert…nebenbei dann auch noch um die Inkassoschreiben von irgendwelchen Gewinnspielen abgeschmettert - OK !

Meine Mutter stürzte …Schlechte Wundheilung…immer immer wieder Krankenhaus …dreimal die Woche zur Dialyse.

Mein Vater starb letztes Jahr…

–Nur mal so nebenbei …ich habe auch noch zwei ältere Geschwister, die keinen so weiten Anreiseweg haben ( ich : 600 km )…

Ich habe alles weitere hier dann gemanagt - war so oft und lange wie es ging bei meiner Ma . Pflege besorgt - Haushaltshilfe …

Am Dienstag abend ( letzter Woche ) bekam ich einen Anruf von meinem Onkel, daß es meiner Mutter sehr schlecht geht …bin ich mal eben 600 km gefahren . Sie war schwer ansprechbar …( na die Pflege war aber 2 Std vorher da und hat nichts veranlasst ) …Ich rief am nächsten morgen die Dialyseärztin an, das man sie so nicht dialysieren kann und ob eine Krankenhauseisnung nicht besser wäre…nene soll zur Dia kommen !

Der Fahrdienst brachte Sie mir im liegendtransport wieder, weil Sie zu schwach zum sitzen war .

Ich habe den Fahrdienst gebeten uns zum KH zu fahren.

Am nächsten Tag wurde ich von einer Schwester „abgefangen“ - der Arzt wollte mich sprechen. Es geht Ihrer Mutter schlecht …wäre es nicht sinnvoll die Dialyse einzustellen ( ich hatte Generalvollmacht - Es gab ne Patientenverfügung ).Ich wollte ja meine Mutter nicht leiden lassen …also gab ich meine Zustimmung …

Warten auf den Tod …In der Zwischenzeit …mehrere Tage …Klingelte nicht einmal das Telefon meiner Mutter -

Es gab auch keine SMS an mich …Kann Mutti nich erreichen …is was los ?

Ich habe mir vom Arzt Tabletten geholt, damit ich in der Sterbephase nicht selber zusammenbreche …Ich habe Sie bis zum Tod begleitet !

Ich habe dann am Samstag eine SMS an meine Geschwister geschickt …ich habe mal auf einen Anruf gewartet. Wollte mein Leid mit jemanden teilen …

Gestern habe ich angerufen. Sehr emotional aufgewühlt - und habe alle gefragt : Wo wart Ihr ???

DIe Antwort SMS meines Bruders :
Wenn DU Hilfe benötigst dein leid und schmerz, frust,sorge, wut,enttäuschungen - dadurch bedingten alk-/ und oder drogenkonsum zu bewältigen gern. Aber nicht nur treten und austeilen um dein leidensdrama zu ünterstützen und auf eine nicht mitfühlende und nicht lebensberechtigte stufe von dir abgestempelt zu werden !

Ich bin echt sprachlos !!!

ohne
Hi

ohne Dir nahe treten zu wollen . . . kommunizierst Du auch sonst so, wie Du hier schreibst?

interessiert
(…)

Bitte um nähere Ausführung !

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Saublöd!
Hallo,
das hat zwar mit der Frage nix zu tun, aber warum greifst du den Fragesteller an?

Es wird eindrücklich, emotional und verständlich geschildert, was Sache ist.

Mit wenig Aufwand lässt sich erkennen, dass der Fragesteller „gefordert“ ist.

Was soll also deine subtile Frage, die insofern sowieso völlig schwachsinnig ist, weil ja das Schreiben auch Kommunikation ist?

Gruss
Hummel

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Hallo leodade,

mein allerherzlichstes Beileid.

Mir ging es nach dem Tod meines Vaters ähnlich. Ich hatte ihn (krebskrank) gemeinsam mit meiner Mutter zu Hause gepflegt. An seinem Todestag kam morgens um 7 Uhr noch einmal ein Arzt, der meinte, dass es in den nächsten 24 Stunden zu Ende ginge. Ich rief meine Schwester an, die 400 km entfernt wohnt.

Ihre Reaktion (ihr Mann ist Pastor): „Wie dringend ist es denn? Wir erleben es hier ständig, und dann zieht es sich doch noch Tage hin!“ Wie bitte? Ich meinte nur: „Das musst Du entscheiden, ob Du deinen Vater noch einmal sehen willst!“

Sie kam dann auch mit ihrer Familie - allerdings zu spät. Als wir abends zusammensaßen, wollte ich ihr von den letzten Tagen erzählen, wollte mein Leid mit ihr teilen - und mein Vater so leiden zu sehen, war das Schlimmste überhaupt.

Ihre Reaktion: „Ihr wisst doch überhaupt nicht, was Leid ist. Wir erleben es täglich in unserer Kirchengemeinde. Ihr habt doch nur Halligalli gemacht! Papa hat mir so einiges erzählt!“ „Was hat er erzählt?“ „Das willst Du gar nicht wissen!“

Ich habe sie gehasst!

Das ist jetzt fast vier Jahre her - und es hat lange gedauert, dass ich überhaupt mal wieder mit einem einigermaßen guten Gefühl mit ihr reden konnte. Irgendwann habe ich die Situation auch angesprochen und sie hat sich entschuldigt.

Auf der anderen Seite bin ich auch selbstkritisch - Trauer macht häufig ungerecht. Ich war damals der Überzeugung, dass niemand auf der Welt meinen Vater so geliebt hat wie ich. Dieser Alleingültigkeitsanspruch ist natürlich vollkommener Blödsinn gewesen. Ich war der Überzeugung, dass es meiner Schwester fast egal ist.

Meine Schwester hat natürlich auch getrauert - aber eben anders. Sie hat eine eigene Familie und musste neben ihrer Trauer auch die ihrer Kinder „auffangen“, sie glaubt an Gott, was ihr den Umgang mit dem Tod auch leichter macht. Und: Sie hat meinen Vater nicht so leiden gesehen.

Sie hat auch ihren Vater verloren, so wie Dein Bruder seine Mutter.

Jeder trauert anders - und jeder kümmert sich auch anders. Ich denke auch, dass bei meiner Schwester ein schlechtes Gewissen mit eine Rolle gespielt hat.

Ich kann Dich verstehen. Du hast ein „Recht“, wütend, traurig, enttäuscht zu sein - aber sei vorsichtig, nicht um Dich zu schlagen und damit Menschen zu verletzen, die Dir nahe stehen.

Meine Schwester hat für mich nicht so eine große Bedeutung, daher war es für alle Beteiligten das Beste, eine Zeitlang nichts miteinander zu tun zu haben.

Meine Geschichte wird Dir sicherlich nicht helfen, aber vielleicht gibt sie Dir für einen kurzen Moment das Gefühl, nicht ganz so allein in Deinem Gefühlschaos zu sein.

Alles erdenklich Gute wünscht

Kathleen

Moin

Gestern habe ich angerufen. Sehr emotional aufgewühlt - und
habe alle gefragt : Wo wart Ihr ???

Das kam vermutlich wie ein Vorwurf rüber und das ist psychologisch schonmal ungünstig, weil dein Bruderherz diesen Vorwurf natürlich erstmal abwehren musste. Das ist nunmal die übliche mnschliche Reaktion.

DIe Antwort SMS meines Bruders :

Wenn DU Hilfe benötigst dein leid und schmerz, frust,sorge,
wut,enttäuschungen - dadurch bedingten alk-/ und oder
drogenkonsum zu bewältigen gern. Aber nicht nur treten und
austeilen um dein leidensdrama zu ünterstützen und auf eine
nicht mitfühlende und nicht lebensberechtigte stufe von dir
abgestempelt zu werden !

Ich bin echt sprachlos !!!

Ich nicht. Wiegesagt: Vermutlich eine Kettenreaktion. Hinzu kommt die emotional angespannte Atmosphäre aller Familinmitglieder. Ich rate zu Deeskalation.
Gruß,
Branden