Liebe/r Blue-Merle!
Du wirst vielleicht schon herausgefunden haben, dass Schauspielschulen - mir ist keine Ausnahme bekannt - für die Ausbildung zum professionellen Schauspiel (die dann ca. 3 Jahre dauert) Altersgrenzen setzten. Grund dafür ist, dass für diese Ausbildung ein Maß an Lebenserfahrung und psychischer Reife und Stabilität erforderlich ist, wie Menschen sie erst eine Weile nach Ende der Pubertät erreichen.
Sehr jungen InteressentInnen für die Schauspielerei, wie Du ja eine/r bist, rate ich immer, ein Musikinstrument oder Singen zu lernen. Auch Ballett oder Artistik sind Möglichkeiten zur Vorbereitung auf die Schauspielerei.
Gründe dafür: Beim Musizieren oder auch Tanzen lernst Du Grundbegriffe des Auftretens vor Publikum. Du ersparst Dir aber den Stress, der für Schauspieler darin besteht, dass sie für jede Rolle eine eigene Bühnenfigur erfinden müssen. Die Vorgaben, die in einem Musikstück gegeben sind, sind einfach um vieles genauer und enger als bei einem Theatertext.
Die mühsame Arbeit, sich Technik auf dem Instrument anzueignen, Stücke zu lernen und so lange zu üben, bis mans mit Leichtigkeit und vollkommener Hingabe wiedergeben (und wiederholen) kann, ist in der Musik und im Schauspiel gleich.
Die Technik des Schauspielens besteht u. a. in der Beherrschung der Sprech-, Stimm- und Atemtechnik, der Analyse und praktischen Umsetzung von szenischen Vorgaben sowie der Beherrschung von Emotionen und körpersprachlichem Ausdruck. Das Instrument des Schauspielers ist der eigene Körper/die eigene Psyche.
Zur Teilnahme an Laientheater bzw. Schultheater-Aktivitäten rate ich nicht zu. Erfahrungsgemäß lernt und automatisiert man dabei in der Regel ein Repertoire von Bühnen-Verhaltensweisen, die für die spezifischen Anforderungen des Amateurtheaters nützlich und erfolgreich sind, jedoch für die „hohe“ Kunst kontraproduktiv. Vergleiche einfach eine TV-Comedy und einen ernsten Spielfilm, dann hast Du auch diesen Unterschied. Das, was man in dem einen Bereich antrainiert hat, ist dann nur sehr schwer umzulernen.
Wenn Du noch weitere Fragen hast, hilft Dir vielleicht die Seite der Reduta Berlin (www.reduta-berlin.de) und der Abschnitt „Häufige Fragen“ weiter. Ich bin selbst Lehrer derzeit an der Schauspielschule Krauss in Wien (habe aber davor auch 10 Jahre an Staatlichen Schulen und ebenso lange an der Reduta-Berlin gearbeitet) und der Autor dieser Seite und habe darauf die gesammelten Antworten auf die vielen wer-weiss-was – Anfragen, die ich im Lauf der Zeit schon bekommen habe, zusammengefasst.
Auf jeden Fall wünsche ich Dir viel Freude, Erfolg und toi!toi!toi! bei der Verfolgung Deiner Ziele!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Michael Balaun