Nietsche:
"Es giebt keine prästabilirte Harmonie zwischen der
Förderung der Wahrheit und
dem Wohle der Menschheit"
Wie muss man das verstehen?
Das Philosophie eher nichts zum Wohle der Menschheit beitrAEGT??
Mike
Nietsche:
"Es giebt keine prästabilirte Harmonie zwischen der
Förderung der Wahrheit und
dem Wohle der Menschheit"
Wie muss man das verstehen?
Das Philosophie eher nichts zum Wohle der Menschheit beitrAEGT??
Mike
Philosophie als Lebensorientierung
In dem Gewohnheiten menschlicher Verhaltensweisen und Kulturen infrage gestellt werden, kann das zum Wohle der Menschheit dienen. Nietzsches Philosophie ist zwar nicht die höchst mögliche Weisheit, aber doch eine Lebensorientierung für andere Menschen. Würde die Schlussfolgerung, nach dem Philosophie nutzlos ist, zutreffen, hätte Nietzsche sich nicht über vierzig Jahre lang als freier Philosoph mit den Zusammenhängen des wirklichen Lebens beschäftigt, sondern wäre Pastor geworden, wie sein Vater.
Mißverständnis?
Hallo Claus,
…
Würde die Schlussfolgerung, nach dem
Philosophie nutzlos ist, zutreffen,
hätte Nietzsche sich nicht über vierzig
Jahre lang als freier Philosoph mit den
Zusammenhängen des wirklichen Lebens beschäftigt,
…
Nietzsche war iirc zu seinen Lebzeiten „kein Philosoph“,
sondern ein „Moralist“ (aus der Sicht der für seine
Sozietät maßgeblichen Menschen). Zum „Philosophen“
haben ihn erst später wieder andere mehr oder weniger
„maßgebliche Menschen“ deklariert.
Aus seiner Sicht war er vielleicht „Soziologe“ mit
„biologisch begründeter Vorurteilslosigkeit“, über
den „Philosophenberuf“ hat er sich des öfteren
bekanntlich köstlich amúsiert.
Ausserdem: Wie G. Anders seinerzeit konstatierte:
Astronomen interessieren sich kaum für Astronomie,
eher für Objekte im Weltall. So sollten es auch
die „Philosophen“ halten …
Grüße
CMБ
Hallo
Nietsche:
„Es giebt keine prästabilirte Harmonie zwischen der
Förderung der Wahrheit und
dem Wohle der Menschheit“
Wie muss man das verstehen?
So wie seinen Satz, daß das ultimative „Ziel“
der Wisenschaft darin besteht, zur Vernichtung
der Menscheit zu führen. Oder: daß „Wahrheit“ oder
„Falschheit“ einer Ansicht keine Aussage über deren
tatsächliche Nützlichkeit für das menschliche
Leben erlaubt.
Grüße
CMБ
Wissenschaft vom Menschen
Natürlich, so kann man Nietzsche „auch“ interpretieren! Für dich ist Nietzsche also weniger ein Philosoph als ein Soziologe? Einverstanden, denn Nietzsche wurde ja auch stark von dem französischen Philosophen Auguste Comte und dessen „Rede über den Geist des Positivismus“, aus dem Jahre 1844, beeinflusst. Auguste Comte im O-Text:
„Man darf sich dann… (in der Zukunft) nur noch eine einzige Wissenschaft denken, die Wissenschaft vom Menschen oder genauer gesagt die Sozialwissenschaft.“
Von seiner Ausbildung her war Nietzsche ja kein studierter Philosoph, sondern Philologe! Trotzdem hat er sich lebenslang für Philosophie interessiert, so dass man ihn legitim nicht nur als Soziologe, Psychologe und Biologe deuten kann, sondern auch als Philosoph. Johann Prossliner, von der Universität München, sagt über Nietzsche deshalb auch, er sei aus seiner Perspektive „der meistzitierte Philosoph der Welt“. Zumindest ist Nietzsche vielfach populärer als Kant, Schelling und Hegel, ja für viele Insider sogar der größte Kulturphilosoph aller Zeiten.
Hallo MultiVista und Alle hier: Sorry, ich hätte diesbezüglich 2 vielleicht ganz dumme Fragen: Sollte man Nietzche gelesen haben? Ich habs nicht.
2. Frage: Was würde es allgemein bringen? Fühlt man sich dann danach besser oder handelt danach allgemein besser?
Daß es sich bei Friedrich Wilhelm Nietzsche nicht um Humor handelt, ist mir schon klar.
LG; Zottel
Keine Zeit zum Lesen…
Ich hatte Nietzsche gelesen und längst wieder beiseite gelegt, weil ich mehr von seinem ehemaligen VORBILD Schopenhauer überzeugt war. Dann war ich am Goethe-Institut in Murnau, Oberbayern, beschäftigt und lernte zwei Studenten kennen, die mein weiteres Lebens entscheidend wiederholt auf Nietzsche hin lenkten. Ein Student war ein 25jähriger Jugoslawe und schon so jung Professor für Literaturwissenschaft, er war ein leidenschaftlicher Nietzsche-Anhänger! Der zweite Student war ein Ami, der sich Nietzsches Kopf auf seinen rechten Oberarmmuskel tätowiert hatte, auch er war ein leidenschaftlicher Nietzsche-Anhänger! Er war der Sohn eines Malers, der mit seinen Bildern berühmt und sehr reich geworden war, weil er kein Bild unter 25000 Dollar verkaufte. Dieser Ami studierte Journalismus in New York und war nur deshalb nach Deutschland gekommen, um deutsch zu lernen und Nietzsche in deutscher Sprache lesen zu können, denn in den USA hatte er schon alle Werke von Nietzsche auf englisch gelesen. Einmal fuhr dieser Ami von Murnau mit dem Zug extra nach München, um sich „Der Antichrist“ zu kaufen. Ich traf ihn am Murnauer Bahnhof, als er mit Nietzsches Büchlein in der Hand aus dem Zug ausstieg und dieses schmale Büchlein wie in einer Art erleuchteter Ekstase auf beiden Händen vor sich her trug. Ich fand das lächerlich!
Heute habe ich auf meiner Hinterweltinsel genügend Zeit und Muse, die mir damals fehlte, um mich mit Nietzsches Gedanken genauer zu befassen, so intensiv, dass ich mich oft selber in seiner Haut wieder finde. Von diesem Philosophen habe ich als VORBILD sehr viel gelernt FÜR MEIN EIGENES Denken. Im Gegensatz zu anderen Philosophen hat Nietzsche die Art seines Philosophierens, das sich gegen alle abstrakten System-Konstruktionen richtet, auch wirklich GELEBT! Hinzu kommt der Mythos seines ungewöhnlichen Lebens, seine Krankheiten, sein geistiger Verfall bis zum Wahnsinn, die Schweizer Berge, sein Haus in Sils Maria, Oberengadin, wo er alleine mit seiner Schwester lebte, um den Tod Gottes zu verkünden und die abendländische Kultur zu erschüttern. Und um die Schweizer Bergbauern zu beobachten, wie sie ihre Ziegen schlachten. Nietzsche sieht das Messer aufblitzen im Schein der Sonne und das Blut spitzen und frag sich angesichts der rohen, wilden Natur dieser Schweizer Bergbauern: Wie kann es denn sein, dass diese Leute hier oben in den Bergen noch nichts davon gehört haben, dass ich als Philosoph den Tod Gottes verkünde?
Nein, sie wissen natürlich nichts vom Tod Gottes, diese urigen Bergbauern, die ihre Ziegen schlachten, denn sie haben keine Zeit zum Lesen…
Vernichtung der Menschheit? Der Mensch muss überwunden werden? Mag sein… aber Nietzsche wollte doch den UEBER-MENSCHEN!
Nun denn, ob Philosophie nutzlos nach Nietzsche sei, weiss ich immer noch nicht, aber den „Philosophen“ als solchen brachte er wenig Respekt entgegen:
aus: Jenseits von Gut und Böse:
Ich glaube demgemäß nicht, daß ein »Trieb zur Erkenntnis« der Vater der Philosophie ist, sondern daß sich ein andrer Trieb, hier wie sonst, der Erkenntnis (und der Verkenntnis!) nur wie eines Werkzeugs bedient hat.
Wer aber die Grundtriebe des Menschen daraufhin ansieht, wieweit sie gerade hier als inspirierende Genien (oder Dämonen und Kobolde –) ihr Spiel getrieben haben mögen, wird finden, daß sie alle schon einmal Philosophie getrieben haben – und daß jeder einzelne von ihnen gerade sich gar zu gerne als letzten Zweck des Daseins und als berechtigten Herrn aller übrigen Triebe darstellen möchte.
Denn jeder Trieb ist herrschsüchtig: und als solcher versucht er zu philosophieren.
…
Die eigentlichen »Interessen« des Gelehrten liegen deshalb gewöhnlich ganz woanders, etwa in der Familie oder im Gelderwerb oder in der Politik;
…
ist an dem Philosophen ganz und gar nichts Unpersönliches; und insbesondere gibt seine Moral ein entschiedenes und entscheidendes Zeugnis dafür ab, wer er ist,
das heißt, in welcher Rangordnung die innersten Triebe seiner Natur zueinander gestellt sind.
…
Aber dies ist eine alte ewige Geschichte…
sobald nur eine Philosophie anfängt, an sich selbst zu glauben…
sie schafft immer die Welt nach ihrem Bilde,
sie kann nicht anders;
Philosophie ist dieser tyrannische Trieb selbst,
der geistigste Wille zur Macht, zur »Schaffung der Welt«, zur causa prima.