Nachhilfe

Hi,

ich habe eine Nachhilfeschülerin, die ich versuche aufs Abi vorzubereiten. Das Mädel ist nicht blöd, hat alles, was ich ihr erklärt habe, schnell begriffen und es auch wiederholen können, hat intelligente Nachfragen gestellt - und in der Abi-Vorklausur nur eine 4- geschrieben.

Ich werde die Klausur erst heute zu Gesicht bekommen und genau abschätzen können, woran es lag, aber aus alten Arbeiten von ihr weiß ich, dass sie sich mit ihren Formulierungen manchmal um Kopf und Kragen redet.

Obwohl sie die Hintergründe und Zusammenhänge richtig parat hat, auch keine großen Schwierigkeiten hat, sich Fachbegriffe zu merken, versaut sie es sich mit schlechten Formulierungen, die oft dazu führen, dass alles völlig falsch wirkt.

Hat jemand vielleicht einen Tipp, wie ich da am besten rangehen kann? Ich finde es so ärgerlich, weil sie es eigentlich weiß, aber wie kann ich „richtiges“ Ausdrücken mit ihr lernen? Daran soll es doch wirklich nicht scheitern …

LG
Cess

Hallo,

übe mit ihr weniger das Fachwissen, sondern mehr das strukturierte Antworten. Lass dir von ihr etwas erklären. (Auch schriftlich) und geh dann mit ihr die Qualität der Antwort durch.

Vom Groben ins Feine, Antworten wollen entwickelt werden. Wo ist der Rote Faden. Trifft die Antwort am Ende immer noch die Frage.

Gruß

Peter

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Genau, übe vielleicht mit ihr, wie eine Frage analytisch beantwortet wird

Wenn es hier um Bio gehen sollte, dann ist das doch das A und O :smile:

VG, Stefan

Hallo,

hilfreich könnte sein, das Antworten in kurzen Sätzen zu üben. Genau, wie man es in päd. Ausbildugen lernt, weil es leicht verständlich ist. Ich wende diese Strategie auch gern im Schriftverkehr mit Behörden an…:wink:

Spaß beiseite - Kurze Sätze sind überschaubar und nicht nur verständlicher, sondern auch für den Schreiber überschaubarer. Probiert mal aus, einen Zusammenhang mit kurzen Sätzen, möglichst ohne Nebensätzen zu formulieren. Klingt manchmal etwas holperig, aber bringt vielleicht mehr, als sich in elegantem Wortgestrüpp zu verirren!

Im Fachthema merkt man sich dann Stichwörter und formuliert zu jedem Stichwort 1 bis 3 kurze Sätze. Zusätzlicher Vorteil - Zeitersparnis.

Viel Erfolg im Abi!
anna

Hallo.

Das Problem bleibt aber dennoch, daß die Stile von Fach zu Fach unterschiedlich anzusetzen sind.

Bei einem Deutschaufsatz würde ich dringend abraten, überhaupt erst mit einer parataktischen Struktur anzufangen - spätestens wenn dann sogar die Parataxe auftritt, müßte der Schüler das Heft um die Ohren bekommen.

Selbst bei technischen Fachtexten ist man im Hinblick auf die Lesefreundlichkeit beim Satzgefüge besser aufgehoben.

Richtig ist sicherlich, daß sich keiner zum neuen Thomas Mann („Großmeister der Hypotaxe“) aufschwingen sollte.

Wenn man schon mit simplen Hauptsätzen als Grundstock anfängt, ist man auf jeden Fall gut beraten, schnell ein paar übersichtliche Gefüge daraus zu basteln.

MfG

Hi Cess,

das Problem kommt mir von einigen meiner Nachhilfeschülern bekannt vor. Ich unterrichte zwar in erster Line Englisch, aber hinsichtlich dem Schreiben an sich ist das irrelevant.
Ein Patentrezept habe ich nicht. Es hilft einigen jedoch, wenn man erstmal mit Stichpunkten festhält, auf was die Argumentation überhaupt hinauslaufen soll. Oftmals machen sie den Fehler mit der Geisteshaltung loszuschreiben, dass erstmal überhaupt etwas auf dem Papier steht. Um die Wortzahl zu erhöhen werden dann Nebensächlichkeiten besprochen. Danach versuchen sie dann „wichtige Vokabeln“ gewissermaßen nachzutragen, aber haben gar keinen Punkt.

-Ich gehe so dran, dass ich mit ihnen ein paar Phrasen bespreche, mit denen sie erstmal eine Einleitung haben, die ja die Plattform ist, von der sie springen.
-Dann lege ich ihnen ans Herz sich drei oder vier Argumente auf einem Schmierblatt aufzulisten und sie in eine Rangordnung zu bringen. Das hilft ihnen einen Faden zu finden und sich gleichzeitig ihrer eigenen Position bewusst zu werden.
-Wenn es dann daran geht, dass sie loslegen zu formulieren und die vorher herausgearbeiteten Argumente verwenden, möchte ich von ihnen wissen, warum das denn so ist. Sprich, jedem Argument folgen ein bis zwei Sätze, die die Herkunft des Gedankengangs untermauern soll.

  • Mit dem Fazit haben sie oft die meißten Schwierigkeiten. Da einen Tipp zu geben ist auch am schwersten, weil man ja schon will, dass sie ihre eigene Meinung darlegen. Allerdings tun sie sich leichter, wenn sie schon mal einen strukturierten Hauptteil haben.

Ach ja, und mit ihnen über Angst während der Klausur zu sprechen kann auch Wunder wirken. Obendrein kann es auch hilfreich sein, wenn man ihnen vermittelt, dass man nicht unbeding unheimlich komplizierte Sätze basteln muss um einen komplizierten Sachverhalt zu beschreiben. Wenn sie hier und da mal einen kurzen und ganz simplen Satz einbauen, kommen sie sich gelegentlich auch nicht ganz so schnell verloren vor.

Viel Erfolg,

Hilmar