Da klingt viel Frust aus deinen Worten. Kann ich durchaus verstehen, wenn man schon länger versucht, beruflich Fuß zu fassen, und das nicht klappen will. Aber es hilft ja nichts, „Aufstehen, Krönchen richten, weiter machen!“ Ist natürlich leichter gesagt, als getan, und irgendwann kommt der Punkt, an dem es schwer fällt noch Motivation aufzubringen, aber Spreu und Weizen trennen sich eben genau da, wo sich die einen dann hängen lassen, und die anderen es doch immer wieder schaffen, Gas zu geben.
Deine Zusatzqualifikation „Energieberater“ ist natürlich für die Geschichte mit der Selbständigkeit eine gute Sache, auch wenn die viel zu viele Leute gemacht haben, und dadurch der Markt für den Einzelnen je nach Region eher klein ist. Aber um längerfristig zu einem sicheren Arbeitsplatz und konstant gutem Einkommen zu kommen, ist das eher nicht geeignet.
Es gibt aber mehr als genug Dinge, die man machen kann, um sich interessanter zu machen. Und wenn Du meinst, dass sich einem als Jurist viele Türen öffnen, kann ich dir nur sagen, dass ich meine Jobs, die dafür gesorgt haben, dass ich heute über die Top-Durchschnittsgehälter in gewissen Berufen und Branchen und angebliche Spitzenpositionen recht milde lächeln kann, immer nur höchstens teilweise etwas mit der juristischen Qualifikation zu tun gehabt haben, und entscheidend immer die ohne jegliche nachgewiesene Ausbildung und jegliches Zeugnis/Zertifikat erworbenen technischen Kenntnisse und kaufmännischen Fähigkeiten als auch Projektmanagement-Skills, … und die Bereitschaft waren, sich über vorhandenes Basiswissen hinaus in neue Themen einzuarbeiten (was man eben nach ein oder zwei „unkonventionellen“ Tätigkeiten gut belegen kann).
Insoweit: SPS können viele, aber mit ITSM nach ITIL, Hostbetrieb und Programmierung mit Cobol und Fortran, Echtzeitbetriebssysteme, Shopfloor, CAx… um mal nur so einige Themen der letzten Jahre zu nennen, in denen wir bei meinem letzten Arbeitgeber immer Probleme hatten, Leute zu finden, sieht es schon anders aus. Und es ist eine gewisse Ironie, dass bis kurz vor meinem Einstieg in das letzte Unternehmen da bis zur Teamassistenz runter jeder zumindest ITIL Foundation machen musste, und ich einer der ersten/wenigen war, der da rum gekommen ist, gleichzeitig aber recht schnell als der große ITIL-Versteher galt, der an den Servicearchitekturen für große DAX-Unternehmen mitarbeitete, obwohl er ja eigentlich nur für die entsprechenden Verträge eingekauft worden war. Den ganzen ITIL-Kram habe ich mir nebenbei angelesen, aus den Kundenprojekten und von den Kollegen mitgenommen, und mir mit gesundem Menschenverstand erarbeiten können. Für ein paar Bankenprojekte habe ich mir auch mal Grundkenntnisse von Basel II, KWG und dem ganzen BaFin-Geschichten drauf geschafft, noch während des Studiums habe ich mir für einen Studentenjob mal VMX und DCL gegönnt, ich habe mich in Autoversicherung, Touristik, … als fachlicher Projektleiter getummelt, … Macht alles nicht dümmer.
Und was die Sprachen angeht, irrst Du Dich ganz gewaltig. Natürlich sind es Nischen, in denen man mit bestimmten Sprachen einen echten Mehrwert hat, aber von denen gibt es in Summe nicht so wenig, wie Du denkst. Latein und Altgriechisch (kann man natürlich für Neugriechisch nutzen) sind natürlich kein Bringer, aber es drängen so viele ausländische Firmen auf den deutschen Markt, die ein massives Problem haben, zweisprachliches Personal zu finden, das oft unabdingbar ist. Z.B. bei meiner aktuellen Firma sind alle osteuropäischen Sprachkenntnisse immer sehr gerne gesehen. Hausintern ist holländisch die Sprache Nr. 1. (hätte ich auch Lust drauf, wenn es zeitlich mal passen würde, da ich gerade eine holländische Chefin habe). Und neulich präsentierte ein Unternehmen aus Südeuropa bei uns ein wirklich gutes Angebot (ging um deutlich mehr als € 100 Mio.), bekam aber den Zuschlag nicht, weil es an zweisprachigem Personal (E-Technik/Bau) für die Ausführung fehlte, und wir daher dem Personalkonzept nicht trauten. Die suchen händeringend, und finden weder zuhause noch in Deutschland dieses Personal, weil diese Kombination keine klassische schulische Kombination ist, und selbst die Gastarbeiterenkel inzwischen vielfach der Heimatsprache nicht mehr mächtig sind.
Ganz viele Leute mit besonders hohen Ambitionen lernen inzwischen neben dem Studium Chinesisch, und sind damit für viele Firmen interessant, die in China produzieren lassen, oder dort selbst vor Ort Projekte machen wollen. Deutschland ist nach wie vor ein Land, aus dem Ingenieure in aller Welt begehrt sind, und ich kenne massenhaft Leute, die mehr oder weniger lang im Ausland waren, und dafür/dabei Sprachkenntnisse abseits von D/E aufgebaut und genutzt haben. Die muss man ja nicht gleich verhandlungssicher aufbauen, aber wenn es für eine fachliche Unterhaltung knapp reicht, ist das auf jeden Fall etwas für die Bewerbungsmappe.