Nachhilfe verbessern

Hallo

Ich gebe einer Schülerin aus der zehnten Klasse Nachhilfe in Mathe(ich bin in der 12.; selbe Schule). Bei der Vorbereitung auf die letzte Schulaufgabe (vor den Osterferien) hat sie sich recht gut agestellt, sämtliche Aufgaben haben geklappt, auftauchende Hürden wurden gemeistert die Lehrerin hat den Schülern sogar erlaubt, einen Spicker zu schreiben (so ne provisorische Formelsammlung). Ich hab sie heute angesprochen und sie sagte mir, dass sie eine fünf habe. Das hat mich natürlich auch ein wenig gefrustet, ohne die Schulaufgabe zu sehen. Denn ich überzeugt, das Mädchen ist nicht dumm und sie bringt auch den nötigen Fleiß mit. Gibt es vielleicht Möglichkeiten, meine Nachhilfe besser oder anschaulicher zu gestalten, so dass mehr hängen bleibt? Oder generelle Methoden, wie man erfolgreich Nachhilfe gibt?

Mfg
Rainer

Hallo,

ich habe früher auch oft Nachhilfe gegeben.

Meine Erfahrungen:

Lass Deinen Nachhilfeschüler zu Dir kommen. Sonst ist er zu sehr abgelenkt.

Mache niemals die Hausaufgaben. Sonst bist Du bald umfunktioniert.

Versuche, die Begeisterung für das Fach rüberzubringen. Das gelingt am Besten mit Aufgaben, die gerade so tricky sind, dass der Schüler sie ohne Hilfe lösen kann. Vorsagen ist tödlich.

Ich habe die Aufgaben in der Regel so gelöst, wie ich es verstanden habe. Eine Formelsammlung habe ich nie benutzt. Da stehen eh nur komplizierte Formeln drin, bei denen sich jeder verrechnet.
Halt! Eine Ausnahme: die abc-Formel hab ich gelernt, die binomischen hatte ich drauf. Der Rest ist Dreisatz.

Übe die Grundlagen: Bruchrechnung, Bruchumformung, Dreisatz.

Die Nachhilfestunde ist fertig, wenn sie fertig ist, nicht nach 45 Minuten und schon gar nicht werden danach noch Termine gelegt.

Vielleicht hilft es Dir.

Gruß

Peter

Hallo Rainer,

Oder generelle
Methoden, wie man erfolgreich Nachhilfe gibt?

ich habe auch schon mal Nachhilfe gegeben. Ich denke , es gibt zwei wichtige Punkte:

  1. Die Schülerin muss motiviert sein, er muss gerne zu dir kommen. Wenn sie nur kommt, weil die Mama das will oder der Lehrer, dann bringt es ohnehin nichts, dann sitzt sie nur gequält ihre Zeit ab.
    Am besten eine gute persönliche Beziehung (in Grenzen) schaffen. Dann bringts gleich doppelt so viel Spaß!!!
  2. Trotz des Spasses streng sein. Hört sich fies an, ist aber das wirksamste. Ich hatte mal ne Englischnachhilfeschülerin, die war versetzungsgefärdet. Ich hab dierichtig rangenommen, erst leicht auf ihrem Niveau angefangen. Wenn sie das verstanden hatte, richtig gequält, richtig harte Aufgaben. Dann gings los:„So schwere Sachen machen wir aber nicht in der Schule.“ Meine Antwort war da nur:„Du bist auch jetzt nicht in der Schule, du bist bei mir.“ Sie zerbrach sich ihren schönen Kopf und wider Erwarten konnte sie die Aufgaben auch lösen.
    In der Englischarbeit kamen dann plötzlich soooooooooooooo leichte Aufgaebn dran (psychologischer Trick *g* ) die konnte sie alle. Und hat sich dann auch über gute Note gefreut und st ncht sitzengeblieben. Puh, ein Menschenleben gerettet.
    Wenn du nur Aufgaben ihres Niveaus machst, ist das nicht gut.
    Suche dir bewusst Aufgaben, die das gleiche behandeln, nur in schwieriger Form. Aber bloß nicht immer Aufgaben aus ihrem Schulbuch.
    Marleen

Ich gebe einer Schülerin aus der zehnten Klasse Nachhilfe in
Mathe(ich bin in der 12.; selbe Schule).

Gibt es vielleicht
Möglichkeiten, meine Nachhilfe besser oder anschaulicher zu
gestalten, so dass mehr hängen bleibt? Oder generelle
Methoden, wie man erfolgreich Nachhilfe gibt?

Hallo, Rainer,

hast du dich schon mal mit der betreffenden Lehrerin darüber unterhalten? Es wäre sicher hilfreich zu wissen, worin sie die Hauptprobleme sieht und worauf sie in ihrem Unterricht besonderen Wert legt. Vielleicht kann sie dir auch ein paar konkrete Tipps zum Üben geben.

Gruß
Kreszenz

Hallo

Hallo Rainer,

(…) Bei der Vorbereitung auf die letzte Schulaufgabe (vor den
Osterferien) hat sie sich recht gut agestellt, sämtliche Aufgaben
haben geklappt, auftauchende Hürden wurden (…)
sie sagte mir, dass sie eine fünf habe. Das hat mich
natürlich auch ein wenig gefrustet, ohne die Schulaufgabe zu
sehen. Denn ich überzeugt, das Mädchen ist nicht dumm und sie
bringt auch den nötigen Fleiß mit.

Da ich das Mädchen und ihre Schwierigkeiten nicht kenne, hier nur ein paar Ideen:

  1. es wäre gut, die Arbeit zu sehen, um zu analysieren, was für Fehler sie gemacht hat
  2. hat sie vielleicht Angst oder ist sehr aufgeregt bei Arbeiten?
    (Das könnte sie dann evtl. mit entsprechenden Trainings bearbeiten)
  3. wie und wann hat sie sich vorbereitet?
    (Am besten langfristig regelmäßig üben und kurz vorher nur wiederholen, am Tag vorher nicht verrückt machen!!! - nur ganz wenig machen)

Gibt es vielleicht Möglichkeiten, meine Nachhilfe besser oder
anschaulicher zu gestalten, so dass mehr hängen bleibt? Oder
generelle Methoden, wie man erfolgreich Nachhilfe gibt?

Das ist eine gute Frage. - Hilfreich sind vielleicht generelle Überlegungen zum Thema „Lerntechniken“ (wieviel, was, wann, wie, wie oft, Pausen, Merktricks etc.). Ich weiß nicht, inwieweit Du Dich damit auskennst, da Du ja selber lernen musst. Im Zweifelsfalle kann es helfen, sich darüber Literatur zu beschaffen.
Inwieweit Du es innerhalb der Materie anschaulicher gestalten kannst,
kann ich Dir schlecht sagen, denn 1. bin ich schwach in Mathe und 2. gibt es ja so viele Themen…

Was ich Dir aber noch mitgeben will: versuche, Dich nicht von Rückschlägen oder schlechten Noten Deiner Schülerin frustrieren zu lassen. - Du kannst es noch so gut machen, trotzdem kann sie einen schlechten Tag haben oder aufgeregt sein etc. - Sie gibt sich bestimmt Mühe, das zählt.

Ich wünsche Dir noch viele hilfreiche Tipps!
Gruß, Matuja

Hallo Rainer,

Du musst Dir unbedingt die Arbeit anschauen und mit Deinem Schüler durchsprechen. Woran lag’s denn, dass die Note so schlecht war? Waren es Rechenprobleme, Verständnisschwierigkeiten oder ein Black Out evtl. aufgrund von Versagensängsten? Das sind nämlich 3 ganz verschiedene Probleme, die auch 3 ganz verschiedene Unterrichtsmethoden erfordern.

Rechenprobleme (leichtester Fall):

Da hilft wirklich nur eins: üben, üben, üben. Am besten gibst Du noch extra Rechenaufgaben (z.B. aus einem anderen Mathebuch) auf. Oder spannst die Eltern und/oder Geschwinster mit ein, neue Aufgaben z.B. mittels eines Würfels zu kreieren (binomische Formeln: 1.Wurf -> a, 2.Wurf -> b, 3.Wurf -> 1 u. 4 für 1.Binom, etc). Sowas lässt sich auf beliebige Aufgabentypen anwenden.

Verständnisschwierigkeiten (das ist schon wesentlich kniffeliger):

Hier müssen sehr gute Hilfsmittel wie Eselsbrücken und „Kochrezepte“ vermittelt werden. Beispiel: Viele meiner Nachhilfeschüler hatten anfangs immer große Schwierigkeiten, wenn es um Tangenten ging. Daher musste jeder stets, wenn das Wort „Tangente“ im Text vorkam, die allgemeine Tangentenformel aufschreiben. Anschließend musste er aus dem Text oder mittels Rechnung herausfinden, ob der gegebene Punkt, durch den die Tangente gehen sollte, auf der Kurve liegt oder nicht. Entsprechend wurde eingesetzt und simsalabim: das Ergebnis stand da!! Und das Erfolgserlebnis, eine solch schwierige Aufgabe selbständig gelöst zu haben, ist enorm. So habe ich dann zu jedem Aufgabentyp eine entsprechende Anweisung unterrichtet, mit der über 95% der Aufgaben lösbar waren.

Black Out, Versagensängste (geht meist mit den oberen beiden Problemen einher):

Hier ist als erstes zu sagen: Bei massiven Ängsten doktert bitte keiner irgendwie rum, teilweise ist wirklich notwendig, dass ein ausgebildeter Psychiater oder Psychotherapeut sich um das Problem kümmert.

Sind die Ängste noch im halbwegs normalen Rahmen (im Notfall lieber einmal mehr als zuwenig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen), kann man auch durch viele Gespräche weiterhelfen. Häufig sind auch die Ängste, die sich in einem schlechten Fach auftreten duch andere Probleme verstärkt. Ich hatte beispielsweise eine Nachhilfeschülerin, deren Freund mit Selbstmord gedroht hat, falls sie ihn verlassen sollte. Das hat sie dermaßen fertig gemacht, dass man das sogar in den Noten sehen konnte. Die einfachen Fächer konnte sie noch gut kompensieren, aber in Mathe sackte sie wieder voneiner mühsam erarbeiteten 2 auf eine 5 ab. Daraufhin habe ich ca. die Hälfte der Nachhilfestunden damit verbracht, ihr Selbstbewusstsein zu stärken, und ihr Mittel und Wege zu zeigen, um aus dieser Situation selbser einen Ausweg zu finden. Als diese Zeit überstanden war, ging’s auch gleich wieder besser in Mathe.
Manchmal sind die Ängste aber auch direkt mit einem bestimmten Fach verknüpft. Dann hilft nur eins: viel loben!!! Schau Dir auch die versauten Arbeiten an. Woran lag’s wirklich? Waren da halt einige Leichtsinnsfehler, so werte die Note ab indem Du ausrechnest, was ohne diese Kleinigkeiten drin gewesen wäre. Wenn aus einer 5 dann plötzlich eine 3- wird oder so, dann steigt auch gleich das Selbstbewusstsein.
Bei Schülern, die häufig zu einem Black Out neigen, habe ich einen Trick, der zumindest meistens ganz gut funktioniert: Immer wenn sie nicht weiter wissen und kurz vorm Verzweifeln sind, sollen sie auf’s Klo gehen. Einfach nur auf den Klodeckel setzen und ganz ganz tief durchatmen. Evtl. wasser ins Gesicht und erst wenn sie sich wieder etwas beruhigt haben, sollen sie wieder in die Klasse zurück. Meistens heißt es zwar am Anfang: „da geht mir ja noch mehr von der ohnehin schon viel zu kurzen Zeit verloren“, aber wieviel Zeit braucht man, um eine Arbeit zu lösen, wenn man überhaupt nichts mehr weiß?! Daher lieber 3 Minuten auf dem Klo verschenken und dann wieder durchstarten als ewig zu grübeln und nicht weiterzukommen. Später genügt es dann, den Stift wegzulegen und die Augen etwas zu schließen oder aus dem Fenster zu sehen, um sich etwas zu entspannen. Auch Teile der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobs können in der Klasse unauffällig durchgeführt werden und führen zu einer Verbesserung der Konzentration.

So, ich hoffe Dir mit meinen Tips etwas weitergeholfen zu haben.

Viele Grüße, Nina

Hallo Peter.
Im wesentlichen finde ich deine Ausführungen richtig.
Aber hier regt sich Widerspruch:

Mache niemals die Hausaufgaben. Sonst bist Du bald
umfunktioniert.

Ich bin der Meinung, dass man mit Hilfe der Hausaufgaben sehr wohl arbeiten kann. Das heißt, sofern die HA nicht die ganze Stunde in Anspruch nehmen, kann man an den Anforderungen der Hausaufgabe gut sehen, wo Schwächen liegen und daran weiterarbeiten.

Gruß
T

So, ich hab jetzt mal die Schulaufgabe gesehen.

Probleme waren:
Rechenfehler bei Exponentialaufgaben (noch ohne Logarithmus).
Das hatten wir geübt und ich hatte den Eindruck, dass sie es konnte.

Bei einer Aufgabe hat sie einen Rechenschritt nicht hingeschrieben (was mich sehr verwundert hat, dass war das erste Mal überhaupt, denn das hat sie früher noch nie gemach)

Eine Aufgabe gab sehr viel Punkte, dafür hat die Zeit nicht mehr gereicht (Die Lehrerin hat angeblich während der Schulaufgabe gemeint, dass diese Aufgabe nicht so viele punkte geben würde, weswegen sie sie erst als letztes bearbeitet hat, so dass die Zeit nicht mehr reichte. Leider gab diese Aufgabe sieben von 36 Punkten).

Bei der letzten Aufgabe kann ich ihr keinen Vorwurf machen, die war ziemlich schwer und ich hab sehr lange für die Lösung gebraucht (was aber auch damit zusammen hängen mag, dass meine Geometriekenntnisse aus der Mittelstufe etwas eingerostet sind).

Alles in allem muss ich sagen, dass es nicht wirklich ihre schuld war, sondern dass die Schulaufgabe ein wenig unfair gestaltet war. Aber das wird schon, ich bin zuversichtlich.

Also wenigstens etwas!!! Erklär ihr auch Deine Überlegungen zu der Arbeit (wenn Du das nicht eh schon getan hast).

Klär darüber hinaus mal ab, warum sie die Exponentialaufgaben nicht gepackt hat. War sie zu nervös oder einfach zu sicher (das war früher immer mein Problem: wenn ich zu sicher war, hab ich die Aufgaben nicht mehr richtig angeschaut). Vielleicht kannst Du ihr da für die nächste Arbeit etwas helfen!!!

Gruß, Nina