Nachmittagsunterricht in Ethik zulässig ?

Der Großteil von Schülern erhält am Vormittag Religionsunterricht und die Ethikschüler müssen die Zeit im Schulgebäude regelrecht absitzen, dann müssen sie am Nachmittag in die Schule und am Ethikunterricht teilnehmen !

Das sind Nachteile für diese Kinder nur weil sie einer Minderheit angehören.

Richtig oder Falsch - Was kann man dagegen tun ! Wieso wehren sich die Eltern dieser Kinder nicht dagegen ?

Hallo Grußlose/r,

Der Großteil von Schülern erhält am Vormittag
Religionsunterricht und die Ethikschüler müssen die Zeit im
Schulgebäude regelrecht absitzen, dann müssen sie am
Nachmittag in die Schule und am Ethikunterricht teilnehmen !

Aufgrund dieser Aussage vermute ich, daß es um bayerische Verhältnisse geht. Schule ist Ländersache.
Und ganz richtig ist Deine Aussage nicht. In einem katholisch dominierten (gilt auch anders rum) Gebiet kann es durchaus auch passieren, daß evangelische Kinder - manchmal aus mehreren Klassen und vielleicht auch noch aus zwei Jahrgangsstunfen zusammengezogen - am Nachmittag den Religionsunterricht besuchen.

Dazu kommt, daß in Bayern Ethik ein „Ersatzfach“ ist und als solches nicht den gleichen Status hat wie Religion.

Die verwaltungstechnischen Möglichkeiten und die Logistik von Schulen, bestimmte Zeitschienen gleichzeitig zu ermöglichen und mit den entsprechenden Fachlehrern zu besetzen, sind begrenzt.

Für meine Schulzeit in einer Großstadt, in der es jüdischen Religionsunterricht gab, fand der für alle jüdischen Kinder am Mittwochnachmittag in einer Schule in der Innenstadt statt.

Das sind Nachteile für diese Kinder nur weil sie einer
Minderheit angehören.

Ich würde eher von Unannehmlichkeiten sprechen, denn wer hier von Nachteilen im Sinne von Benachteiligung spricht, weiß nicht, was Benachteiligung ist und auf welchen Gebieten sie sich für religiöse / ethnische Minderheiten - auch heutzutage - (noch) abspielt.

Richtig oder Falsch - Was kann man dagegen tun !

Auf Deine Ausgangsfrage bezogen: Teilnehmer am Ethikunterricht sind im Vergleich zu anderen weltanschaulichen Minderheiten nicht benachteiligt. Das wäre für mich der Vergleichspunkt und nicht die Mehrheitsgruppe.

Wieso wehren
sich die Eltern dieser Kinder nicht dagegen ?

Da müßte man sich eher fragen, ob man soviel Religion im öffentlichen Bereich haben will oder nicht eher für eine wirkliche Trennung von Kirche und Staat ist, was dann in der Konsequenz darauf rauslaufen würde, daß alle Schüler Ethik bzw. Philosophie hätten und Religionsunterricht außerhalb der Schulen stattfindet wie in Frankreich oder wie Christenlehre in der DDR.

Und das würde für die Eltern, die das als Option sehen würden, ein längerfristiges politisches Engagement erfordern als die Schulzeit ihrer Kinder. Die kirchliche Lobby würde da sehr dagegen kämpfen, denn für den Religionsunterricht, den kirchliche Mitarbeiter (Pfarrer, Gemeindepädagogen bzw. Religionspädagogen etc.) an Schulen durchführen, bekommt die Institution Kirche ganz ordentlich Geld. Darauf wird sie ungern verzichten wollen.

Viele Grüße

Iris

Das ist der Grund
Hi!
Deshalb geht mein Sohn in den evang. Religionsunterricht - das mussten wir beantragen…
Dieser schadet ihm nicht, er lernt z.B. die Bedeutung der Feiertage und ähnliches, beim Rest stellt er auf „Durchzug“. Wenn das so gewünscht ist, dass im Religionsunterricht Kinder sitzen, die alle naselang sinngemäß äußern: „Ich glaub an das alles gar nicht“ :wink: , dann ist das eben so.

Richtig oder Falsch - Was kann man dagegen tun ! Wieso wehren
sich die Eltern dieser Kinder nicht dagegen ?

Keine Energie.

Grüße
kernig

Hallo,
der Grund für den nachmittäglichen Ethikunterricht liegt sehr wahrscheinlich bei stundenplantechnischen Gründen:
Nachdem vermutlich nicht alle Kinder einer Jahrgangsstufe gleichzeitig Religion haben (denn dafür hätte man eventuell gar nicht genug Lehrer für die Fächer evangelische und katholische Religion), aber die Kinder der Jahrganggstufe, die am Ethikuntericht teilnehmen vermutlich nur für eine Lerngruppe ausreichen, muss Ethik außerhalb des normalen Stundenplans stattfinden. Für die wenigen Kinder, die in einer Klasse am Ethikunterricht teilnehmen, eine eigene Lerngruppe zu installieren, gibt die Zahl der zur Verfügung stehenden Lehrerwochenstunden nicht her.
Gruß Orchidee

Hallo!

Ich kenne tatsächlich eine Lehrkraft in Bayern, die außerhalb des Freistaates jenes Fach „ordentlich“ studierte und ein zweites Staatsexamen hat und sich deshalb quasi aussuchen kann, an welcher Schule sie nun lehren will, weil es einfach überhaupt keine „echten“ Ethiklehrer gibt.
(Leider hat sie den Nachteil, nur ein „ordentliches“ bayerisches Fach zu haben und wird deshalb niemals in den Staatsdienst kommen…)

Wer also in Bayern mal einen echten Ethiklehrer kennenlernen will, der kann sich an mich wenden :wink:

Echter Wahnsinn! Zu meiner Zeit an einer ostdeutschen Schule mussten die Schüler der katholischen Religion immer an irgendeinem Nachmittag an eine völlig andere Schule pilgern, weil wir tatsächlich nur zwei Schüler dieser Konfession im Jahrgang (!) hatten.

Dafür haben heute die Ethikschüler im Süden Deutschlands oft den Vorteil, die ersten vier bis sechs Schuljahre eine bis drei Stunden weniger Unterricht zu haben, weil Ethik in der Unterstufe gar nicht erst angeboten werden kann…

Grüße!

Wie bereits gesagt vermutlich schlicht und einfach nicht anders machbar vom Stundenplan.

Mein Kind hat jetzt bereits das 2. Jahr nachmittags Unterricht (nicht Religion oder Ethik) und dafür morgens 2 Stunden frei und sie gehört tatsächlich zur Mehrheit der Klasse die frei hat aber zur Minderheit die in der Schule rumlungern muß weil keine passende ÖPNV-Anbindung da ist.
Die anderen 6 Klassen dieser Klassenstufe haben übrigens keinen Nachmittagsunterricht.

Nervt uns beide aber ist nichts dran zu ändern. Hoffen wir es wird im nächsten Schuljahr besser.

Krümelchen

Hi

War an unserer Schule damals auch so, fünf echte protestantische Schüler und ein Haufen katholisch-ungläubiger Flüchtlinge (auch wenn der katholische Lehrer auch recht locker war).

lg
Kate

Hi.

Wenn das so gewünscht ist, dass im Religionsunterricht Kinder sitzen, die alle naselang sinngemäß äußern: „Ich glaub an das alles gar nicht“ :wink: , dann ist das eben so. … mehr auf http://w-w-w.ms/a46qox

das ist von der Schule nicht gewünscht. Die Schüler und deren Eltern wollen das so, und sie müssen dann mit den Noten leben.

Bei uns liegt ev. REligion Nachmittags (wobei wir noch mehr NAchmittagsunterricht haben, die Pflichtstundenzahl liegt bei 35, da ist der Wahlpflichtunterricht noch gar nciht dabei). Dass es den ev. Religionsunterricht trifft, liegt am Lehrer - das ist der Pfarrer, für den wir einer von vielen Arbeitgebern sind.

Was hältst du denn von mehr Geld für den Bildungsetat, mit ggf. Steuererhöhungen, zwecks mehr Lehrer (das läppert sich schnell)? Würde zwar an unserem Schultyp nix ändern, aber es gibt ja auch andere Schularten…

die Franzi

Also von mir aus
…müsste es überhaupt keinen Religionsunterricht an Schulen geben. Gern sowas wie „Moralkunde“ oder „Ethik“ für alle gemeinsam.

Grüße
kernig

Hallo!

Ich kenne tatsächlich eine Lehrkraft in Bayern, die außerhalb
des Freistaates jenes Fach „ordentlich“ studierte und ein
zweites Staatsexamen hat und sich deshalb quasi aussuchen
kann, an welcher Schule sie nun lehren will, weil es einfach
überhaupt keine „echten“ Ethiklehrer gibt.

Quark mit Soße. Da gibts genug. In meinem Seminar sind allein drei. Und ich kenn auch einen Haufen andere, die das 2. Staatsexamen in Ethik abgelegt haben oder gerade ablegen. Oder die ein zweites Staatsexamen in 2-3 Fächern plus ein 1. Staatsexamen in Ethik haben.

(Leider hat sie den Nachteil, nur ein „ordentliches“
bayerisches Fach zu haben und wird deshalb niemals in den
Staatsdienst kommen…)

Muss ma halt was nachstudieren…

LG, Sarah

Hallo!

Quark mit Soße ist das, was du schreibst. Ich habe zufällig in Bayern studiert und kenne mich mit den Bestimmungen zum Thema Ethik und Erweiterungsfach aus. In Bayern ist es an keiner Universität möglich, das Fach Ethik als ordentliches Unterrichtsfach zu studieren. Das, was viele deiner Kollegen haben, ist ein Erweiterungsfach. Dazu ist kein Studium des Faches notwendig, man legt lediglich die 1. Staatsprüfung ab. Ich kenne viele, die ein Erweiterungsfach haben. Sozialkunde ist ebenfalls so ein Fall. Ich habe dieses Fach „ordentlich“ studiert und weiß, welche Anforderungen es bei diesem Studium gibt. Nicht umsonst haben alle, die mit mir zusammen ihr Staatsexamen als Erweiterungsprüfung gemacht haben (zumeist mit der Kombi Deutsch/Geschichte), in nahezu jeder Prüfung bestenfalls eine 4 gemacht. Das konnte ich mir gar nicht leisten und musste es auch nicht, weil ich einfach nach 10 Semestern Studum AHNUNG vom Fach hatte. Andersrum würde ich in Geschichte wohl mit „4 gewinnt“ durchgehen. Ahnung (und Interesse) hätte ich trotzdem nicht.
Ähnlich sieht es in Ethik aus. In Erweiterungsfächern zählt die Note nichts. Man muss niemals auch nur eine Veranstaltung besucht haben. Man muss drei Semester eingeschrieben gewesen sein. Mehr nicht.

Diese Form des Abschlusses hat nichts mit Qualifikation zu tun. Sie ist einzig und allein ein Weg in Bayern, um sog. Mangelfächer abzudecken, nichts anderes.

Natürlich wird es in Bayern als gleichwertig anerkannt, ist ja auch eine bayerische Erfindung. In keinem anderen Bundesland kommt man so billig an eine Lehrbefähigung!

Warum sollte die Dame denn ein Fach nachstudieren, dafür ein Haufen Geld und Energie aufwenden, wenn sie sich in ihrem Umfeld als Ethiklehrerin, die sogar prüfungsbrechtigt ist, einen Job wählen kann? Wegen der Verbeamtung? Das lohnt den Aufwand sicher nicht, nochmal 8 bis 10 Semester zu studieren.

Gerecht ist in diesem Sinne nur, dass in vielen anderen Bundesländern der Religionsunterricht von nicht ausgebildeten Lehrern gegeben wird :wink:

Grüße,
sonne