kürzlich habe ich mir mal Gedanken über Nachnamen gemacht, vor allem über diejenigen, die sich von Berufen ableiten, z.B. Becker, Müller, Schmidt, Maurer. Wenn diese Namen tatsächlich um die selbe Zeit gebraäuchlich wurden, müssten die Zahlen der Namensträger doch in etwa das damalige Berufsgefüge wiedergeben. Das würde also heißen, die meisten Personen waren Müller, dann Schmiede usw. Das kann ich aber nicht so ganz glauben. Hat jemand eine Erklärung dafür, dass sich die Namensverteilung anders entwickelt hat?
wenn man sich vor Augen führt, dass relativ viele handwerklichen Tätigkeiten erst mit hoch entwickeltem Zunftwesen im Hoch- und Spätmittelalter nur noch durch die dort organisierten Meister und Gesellen ausgeübt werden durften, und vorher zumal auf dem Land von jedem ausgeübt wurden, der sie einigermaßen beherrschte - im Zweifelsfall vom Meier - ist schon einleuchtend, dass Müller, Schmied, Schneider, Bäcker häufiger sind als z.B. Zimmermann und Steinhauer/Steinmetz.
Lediglich Schreiner/Tischler ist als Familiennamen auffallend selten - deutlich seltener als Wagner, Böttcher, Kübler, Kiefer. Hier fragt sich, ob im ländlichen Raum mit weniger mächtigen Zünften Schränke, Kästen usw. von den anderen holzbearbeitenden Handwerkern „nebenher mitgemacht“ wurden.
kürzlich habe ich mir mal Gedanken über Nachnamen gemacht, vor
allem über diejenigen, die sich von Berufen ableiten, z.B.
Becker, Müller, Schmidt, Maurer.
Ja
Wenn diese Namen tatsächlich
um die selbe Zeit gebraäuchlich wurden, müssten die Zahlen der
Namensträger doch in etwa das damalige Berufsgefüge
wiedergeben. Das würde also heißen, die meisten Personen waren
Müller, dann Schmiede usw.
Nein
Das kann ich aber nicht so ganz
glauben.
Ich auch nicht.
Hat jemand eine Erklärung dafür, dass sich die
Namensverteilung anders entwickelt hat?
Die teils erheblichen, zahlenmäßigen Abweichungen erklären sich mir dadurch aber auch nicht. Wenn es damals in einem Ort ähnlich viele Bäcker und Müller gegegeben hat, müsste sich das doch auch heute noch in der Namenshäufigkeit wiederspiegeln, da sich ja die Namen ähnlich gebildet und weiterverbreitet haben.
Wenn es damals in einem Ort ähnlich viele Bäcker und Müller gegeben hat
hat es nicht. Der Bäcker ist ein sehr spät differenzierter Beruf, den Müller (und zwar vielerorts bloß einen) gab es wie den Schmied einige Jahrhunderte früher. Mit etwa 40 Prozent (über die häufigsten Schreibweisen) von Namensträgern ist der Bäcker überraschend häufig.
Sauber auszählen könnte man die Schreibweisen allerdings nur, wenn man Zusätze zur Differenzierung (Obermüller, Segmüller, Sägmüller usw.) berücksichtigt, die einen Namen nach Beruf auch dann noch eindeutig machen, wenn es davon mehrere am Ort gibt. Einen Übergang vom Namen der Bäckerei zum Familiennamen habe ich übrigens noch in den 1960er Jahren erlebt: Der Bäcker, den jeder den „Schnellenbeck“ nannte, hieß laut Personalausweis ganz anders - und „Schnellenbeck“ war schon so weit Name geworden, dass man am Ort die Herkunft und Bedeutung dieses differenzierenden Zusatzes für diese Bäckerei nicht mehr kannte.
Damals waren ca. 90% der Bevölkerung Bauern, also müssten doch auch 90% der Bevölkerung heute Bauer heißen. Tun sie aber nicht.
Die Familiennamen wurden eingeführt, um Personen unterscheiden zu können. da taugt Bauer als Familiennamen aber eben gerade nicht.
Wenn jemand Bauer heißt, so stammt der ursprünglich wahrscheinlich aus der Stadt, wo es wenig Bauern gab und Bauer somit ein taugliches Unterscheidungsmerkmal war.